Oberhausen. Ein Demo-Aufruf für Israel hat den Oberhausener Kurzfilmtagen massiven Ärger von linken Filmemachern eingebracht. Ein Bündnis findet klare Worte.

Kurz vor dem Start des sechstägigen Oberhausener Kurzfilmfestivals am 1. Mai 2024 hat sich die Organisation „Es reicht! Oberhausen solidarisch gegen Rechts“ solidarisch mit den Kurzfilmtagen gezeigt. In einer schriftlichen Mitteilung bedanken sich die Antifaschisten bei Festivalleiter Lars Henrik Gass und seinem Team, dass diese Boykott-Aufrufen, Beschimpfungen und Protesten standgehalten haben. Das linke Bündnis bezeichnet die Kampagne und Shitstorms der „internationalen Palästina-Solidaritäts-Blase“ gegen die Kurzfilmtage als antisemitisch.

Wie berichtet war Auslöser der Boykott-Kampagne ein im Internet veröffentlichter Aufruf von Gass Mitte Oktober 2023 für die Solidaritätsdemo mit Israel in Berlin, wenige Tage nach der grausamen Ermordung von 1200 Jüdinnen und Juden durch Hamas-Terroristen. »Zeigt der Welt, dass die Neuköllner Hamas­freunde und Juden­hasser in der Minder­heit sind. Kommt alle! Bitte!«, hatte Gass geschrieben. Danach hatten über 2000 in der Öffentlichkeit meist unbekannte Filmemacher und Künstler eine Petition gegen die Kurzfilmtage unterschrieben, Filmemacher haben sogar bereits eingereichte Kurzfilme wieder zurückgezogen.

„Wir sind den Machern und Macherinnen der Kurzfilmtage sehr dankbar, dass sie weder vor dem antisemitischen Druck eingeknickt sind, noch das Festival einfach abgesagt haben“, schreibt das Bündnis gegen Rechts jetzt. „Nun gilt es, die Kurzfilmtage mit diesen antisemitischen Bedrohungen nicht alleine zu lassen. Wir appellieren an alle antifaschistischen und demokratisch-zivilgesellschaftlichen Gruppen, zeigt euch solidarisch mit den Kurzfilmtagen!“

Inhaltlich weist das Bündnis gegen Rechts und Antisemitismus die weit im linken Milieu angesiedelte Pro-Palästina-Bewegung in die Schranken - und erinnert an das Leid der 130 jüdischen Geiseln der Hamas-Terroristen. „Sie sind massiver psychische, physischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt.“ Natürlich sei die Kriegslage im Nahen Osten schrecklich. „Doch die Hamas sind die einzigen, die dieses Leiden umgehend beenden können! Stattdessen missbrauchen sie weiterhin die palästinensische Zivilbevölkerung als Schutzschilde.“

Bündnis gegen Rechts: Haben antisemitische Reaktionen der Filmszene unterschätzt

Die Initiatoren der Solidaritätserklärung melden sich erst jetzt, weil sie die Boykott-Aufrufe gegen die Kurzfilmtage unterschätzt haben: „Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass wir uns mit der Einschätzung geirrt haben, es handele sich bei den ersten antisemitischen Reaktionen auf dieses Statement um einen schnelllebigen Aufschrei von Sympathisanten und Sympathisantinnen der Hamas ohne große Auswirkungen auf die soziokulturelle Szene.“

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