Essen. Neu im Kino: Eine lustlose Fortsetzung, ein mitreißender Film über einenstarken Lehrer und ein poetischer Krimi aus Argentinien.
„Ghostbusters: Frozen Empire“
Familie Spengler zieht in Manhattans alte Feuerwache und tut sich mit den anderen Geisterjägern um Ray Stantz zusammen. Die Allianz ist auch bitter nötig, denn einem asiatischen Unhold wurde der Zugriff auf die Welt ermöglicht und die will er mit Eis überziehen. Cooler Plan. Aber wenn er alles Leben erst mal eingefroren hat, wen will er dann noch terrorisieren?
Eine solch viel zu logische Frage stellt sich im ersten Fortsetzungsspektakel nach dem überraschend stilsicheren und deshalb vergnüglichen Ghostbusters-Update „Legacy“ von 2021; ebenso wenig wird der Anspruch auf eine spannende Geschichte erfüllt. Gruselkomödien wagen sich nun einmal selten über ein Horrorniveau für Zehnjährige hinaus, und ihr Humor beruht vor allem auf ironisch abgebrühten Sitcom-Witz aus Fernsehserien.
Was 1984 als Studentenulk mit teuren Effekten begann, ist nun allein auf die Erfüllung von Fan-Erwartungen zielende Spaßretorte mit einschlägigen Gastauftritten (u.a. der noch runder gewordene Dan Aykroyd und ein arg verwitterter Bill Murray) und anderen Wiedererkennungseffekten für den Sofortjubel. Regisseur Gil Kenan ordnet sich dem Diktat der Serie mutlos unter. Beste Szene: Das Schachspiel und die halberotische Spannung zwischen Mckenna Grace und Emily Alyn Lind. Aber keine Sorge, der Film ist ab 12.
„Radical – Eine Klasse für sich“
Die José Urbina Lopez – Grundschule in Matamoros weist die schlechtesten Lernerfolge in ganz Mexiko auf. Direktor Chucho und sein Kollegium haben sich längst mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Armut und der Drogenkriminalität abgefunden und vermitteln den Kindern nur das Nötigste an Wissen. Dann kommt Sergio Correa an die Schule und löst mit seinen begeisternden Lehrmethoden einen Ruck bei der Schülerschaft aus.
Ein Artikel aus dem Magazin „Wired“ inspirierte Christopher Zalla zu seiner zweiten Spielfilmregie. Der aus Kenia stammende Filmautor schärfte sein filmisches Profil beim US-Fernsehen, besonders bei der Anwaltsserie „Law & Order“. Von der Erfahrung mit flüssigem, publikumsorientiertem Filmerzählen profitiert sein neuer Film beträchtlich. Man kann darüber streiten, ob Kinder aus der sechsten Klasse allein durch Denkmotivation binnen einer Woche in der Lage sind, Texte moderner Philosophen zu lesen oder das Prinzip vom Auftrieb schwimmender Körper eigenständig zu erkennen und zu begreifen. Aber dass eine Schülerin sich als begnadete Mathematikerin entpuppte, ist belegt. Und das nutzt der Film, um die erhebende Tradition vom individualistischen Lehrer als Meister der Motivation fortzuführen.
Mexikos Superstar Eugenio Derbez gibt mit Lust den Zampano unter den Wissensvermittlern und wird zum würdigen Nachfolger großer Vorbilder wie Peter O’Toole („Goodbye, Mr. Chips“), Danny DeVito („Mr. Bill“) oder Robin Williams („Der Club der toten Dichter“). Nebenbei wird man prächtig unterhalten und fühlt sich auch noch gut dabei.
„Die Missetäter“
Morán, Schatzmeister einer Bank in Buenos Aires, hat Geld aus dem Tresorraum abgegriffen, und zwar genau die Summe, die er bis zum Ruhestand verdienen würde. Dann stellt er sich freiwillig der Polizei und geht in den Knast, von wo er spätestens nach drei Jahren wegen guter Führung entlassen wird. Für diese Auszeit benötigt er einen Komplizen, womit der Kassenangestellte Román ins Spiel kommt. Der versteckt das Diebesgut an vereinbartem Ort auf dem Lande. Hier trifft er auf die Schwestern Norma und Morna und verliebt sich.
Soweit zur ersten Hälfte dieses Films, mit dem der Argentinier Rodrigo Moreno vom Bruchfilm der 70er-Jahre über den episch-lyrischen Gefängnisfilm der 90er-Jahre einen Bogen spannt bis zu Kumpelfilm, Liebesfilm und Melodram. Generell erlaubt das den Schluss: Der Film ist überladen. Andererseits dauert er satte drei Stunden, und die werden mal im Dienste der Spannung, aber auch zur Vertiefung der Konflikte innerhalb der Charakterlandschaften und zur Intensivierung der Stimmung glänzend genutzt. Nicht zuletzt dank der feinen Besetzung bis in kleine Nebenrollen hinein gibt es immer was zu schauen. Nur der offene Schluss ist ärgerlich. Aber selbst hier gibt es noch genug Substanz zur Diskussion.