In der Region. WDR-Kultmoderator Arnd Zeigler tritt aktuell mehrfach in der Region auf. Sein Verein Werder bereitet ihm Freude – die DFB-Elf weniger.
- WDR-Moderator Arnd Zeigler tourt 2024 mit zwei verschiedenen Liveprogrammen
- Im Interview verrät der 58-Jährige, welchen Spieler er unbedingt mit zur EM mitnehmen würde
- Über die Entwicklung seines Lieblingsvereins Werder ist er sehr erfreut.
Er zählt zu Deutschlands kompetensten und beliebtesten TV-Protagonisten, wenn es um Fußball geht: Arnd Zeigler begeistert seit August 2007 Sonntagsabends im WDR mit seiner „wunderbaren Welt des Fußballs“. Auch live ist der Bremer stets mit Soloprogrammen aktiv. Zu „Hat schon Gelb!“ (aktuell), „Immer Glück ist Können!“ (ab November in der Region zu sehen), der kommenden Fußball-EM und weiteren Themen beantwortete der 58-Jährige unsere Fragen.
Im aktuellen Programm „Hat schon Gelb!“ geht es darum, wie Sie zum Fußballfan geworden sind. Welche Auslöser gab es da?
Das ist bei mir sehr seltsam gelaufen. Ich hatte zuhause zwei deutlich ältere Brüder und habe irgendwann kapiert, dass die abends länger aufbleiben durften, wenn Fußballspiele übertragen wurden. Das war der Anfang von allem: Ich wollte mit meinen Brüdern abhängen und länger aufbleiben und habe deshalb so getan, als würde ich die Fußballspiele auch gerne gucken wolllen. Das war damals ganz schön clever für einen Dreijährigen, finde ich. Und in den Jahren danach hat es mich dann gepackt. Die WM in Deutschland fand statt, die deutsche Nationalelf war mega-attraktiv und die Bundesliga noch richtig spannend. Und um mich war es einfach geschehen.
Arnd Zeigler: „Erlebnisse wie Meisterfeiern kannst du dir mit Geld nicht kaufen“
Welche Momente aus mehreren Jahrzehnten Fandasein sind Ihnen besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben, sowohl mit Werder als auch im Allgemeinen?
Zunächst mal ist wichtig, dass mir mein Verein emotional sehr viel näher geht als alles andere, was mit Fußball zu tun hat. Chronologisch ist mir in Erinnerung, dass Deutschland an meinem 9. Geburtstag Weltmeister wurde. Danach habe ich mein Herz an Werder Bremen verloren, die zu jener Zeit Jahr für Jahr ums Überleben in der Bundesliga kämpften. Das hat mich sicher sehr geprägt, dieser ewige Überlebenskampf. Zumal es dann umso toller war, als der Verein abstieg, wieder aufstieg und plötzlich eine Spitzenmannschaft wurde, die um die Meisterschaft mitspielte und sie schließlich auch gewann. Das war in meinem ersten Berufsjahr als junger Radioreporter, 1988, und ich durfte mit einem Tonbandgerät bei der Verleihung der Meisterschale im Stadioninnenraum sein, die Ehrenrunde mitlaufen und ganz dicht dran sein. 13 Jahre später wurde ich dann Stadionsprecher meines Lieblingsvereins und habe ein paarmal mit auf dem Rathausbalkon gestanden, um Schulter an Schulter mit den Spielern einen Titelgewinn zu feiern. Sowas bleibt für immer, und das kannste dir für Geld nicht kaufen.
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Ihre Sendungen und Auftritte sind vollgepackt mit Dokumenten aus verschiedensten Epochen – wo finden Sie diese eigentlich alle bzw. wie kann man diese oft auch sehr seltenen Devotionalien beschaffen?
Da kommt in einem langen Fan-Leben einfach viel zusammen. Und um mal Sir Peter Ustinov zu zitieren: Fußball beherrscht den Teil im Hirn eines Mannes, der sich weigert, erwachsen zu werden. Und das ist wahr. Bei Fußballfans geht die Leidenschaft für die Dinge, die dich als Teenager fasziniert haben, niemals wieder weg. Trikots, Sammelalben, Poster, Sonderhefte – das ist alles hoch sentimental, und ich habe über die Jahre alles gesammelt, was mir jemals etwas bedeutet hat. Auf Flohmärkten, in Antiquariaten, auf Börsen, im Internet. Das hört nie auf, fürchte ich. Falls übrigens jemand ein altes Werder-Trikot von vor 1980 hat, bitte melden. Mit „Norda“ als Sponsor oder älter. Da fehlen mir noch ein paar.
Bald steht die EM im eigenen Land an. Zunächst: Sind Sie an Karten gekommen?
Ich habe es noch nicht probiert. Es hat mich einerseits bisher noch nicht so sehr gepackt, was aber noch kommen kann, aber ich war wie viele Menschen auch extrem abgestoßen von den horrenden Eintrittspreisen. Auf dem regulären Weg werde ich das nicht mitmachen. Es kann aber sein, dass ich beruflich das eine oder andere Spiel schauen kann. Das wäre dann okay.
Arnd Zeigler: „Nagelsmann muss Marvin Ducksch mit zur EM nehmen“
Was erwarten Sie von unserer Nationalmannschaft und an welchen Stellschrauben muss Julian Nagelsmann drehen, damit das Turnier keine Enttäuschung wird?
Ich weiß nicht so recht, was ich erwarten soll. Es wird interessant. Julian Nagelsmann konnte sich keine neuen Spieler backen. Er muss quasi den Kader von Hansi Flick auftragen. Aber da sind ja tolle Kicker dabei, und wenn er es schafft, diese bleierne Lethargie der letzten großen Turniere endgültig zu verscheuchen, dann kann es auch ein tolles Turnier werden. Aber eigentlich nur, wenn Nagelsmann Marvin Ducksch nominiert.
In den vergangenen sechs Wochen bestimmte die Investoren-Thematik mit all den Fan-Protesten den deutschen Profifußball. Wie stehen Sie persönlich zu dem Thema? Sind Investoren sinnvoll oder vielleicht gar eher gefährlich?
Darauf gibt es keine einfache Antwort, fürchte ich. Profifußball funktioniert nur mit sehr viel Geld, und es liegt leider in der Natur der Sache, dass die Summen immer höher werden. Es wird also mittelfristig immer mehr Geld im Spiel sein. Auf der anderen Seite darf das Ziel nicht sein, den Wahnsinn anderer Ligen im Ausland mitzugehen und dafür immer mehr Geld zum Verballern zu generieren. Die Bundesliga wird immer Geld brauchen, aber auf der anderen Seite würde ich mir wünschen, dass die Entscheider verantwortungsbewusst mit unserem Fußball umgehen und genau unterscheiden, wo etwas sinnvoll ist und wo ein Irrweg beginnt.
Bei unserem letzten Interview (November 2021) ging es Ihnen, bezogen auf Ihren Lieblingsklub Werder „nicht gut“ – damals war der Verein Zweitligist. Wie bewerten Sie seither die Entwicklung des Klubs? Darf in ein, zwei Jahren wieder von Europa geträumt werden?
Ich erinnere mich äußerst ungern. Der Weg in den letzten Monaten wirkt sehr stabil. Die Mannschaft hat sich im Mittelfeld festgesetzt und ist dichter an der Europa League als am Relegationsplatz. Es sind tolle Charaktere im Kader, und es sind spannende, junge Spieler dazugekommen. Noch im Januar war die Stimmung hier sehr überschaubar, und jetzt gerade hat man als Werderfan eine Ahnung, dass doch ein bisschen was möglich ist in der näheren Zukunft.
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Ab September steht mit „Immer Glück ist Können“ ein neues Programm an. Im ersten Moment denkt man da, dass wohl der FC Bayern für den Programmtitel entscheidend mitverantwortlich ist. Worauf darf man sich in diesem Programm freuen und wie unterscheidet es sich von „Hat schon Gelb!“?
Das weiß ich noch nicht bis ins letzte Detail. Mein Hauptthema wird bleiben: Wie bewahren wir uns unsere Leidenschaft für den Fußball. Mein bisheriges Programm hat sich insgesamt über sechs Jahre lang entwickelt, und ich war damit in ganz Deutschland. Ich werde den Leuten wieder einen langen Fußballabend servieren, an dem es Dinge zum Staunen, zum Lachen und zum Gerührtsein geben wird. Und ich werde im nächsten halben Jahr sehr viele Themen sammeln, die mir dabei helfen werden, die Gäste am Ende dieser Abende mit roten Bäckchen und frisch verknallt in den Fußball nach Hause zu entlassen.
Termine: Arnd Zeigler live
- Mit „Hat schon Gelb!“: 12.3. Krefeld (Seidenweberhaus), 13.3. Olsberg (Konzerthalle), 17.4. Hagen (Stadthalle), 23.4. Duisburg (Rheinhausen-Halle), 24.4. Hamm (Maximilianpark). Karten ca. 38 €.
- Mit „Immer Glück ist Können!“: 12.11. Köln (Stadthalle), 19.11. Essen (Lichtburg), 21.11. Mönchengladbach (Rotes Krokodil), 4.12. Dortmund (Westfalenhalle). Karten ca. 35 €.