Essen. Neben dem neuen Comedy-Solo „Yallah Hopp!“ tourt er bald mit Liveband und eigenen Songs. Auf dem Album ist auch Peter Maffay zu hören.
Dass Bülent Ceylan Metal liebt, ist keine Neuigkeit. Bereits 2011 trat der Mannheimer erstmals auf dem legendären Wacken-Festival auf und unterhielt die Fans mit Kostproben aus seinen Comedy-Solos. 13 Jahre später sind die Haare immer noch lang und schwarz, die Lederjacke sitzt weiter wie angegossen, Ceylan wird wieder bei Wacken auftreten – nur diesmal mit Musik. „Ich liebe Menschen“ heißt sein erstes, am 1. März erscheinendes Album. Bereits der vorab ausgekoppelte Titelsong gibt die Richtung vor, er erinnert an klassische Neue-Deutsche-Härte-Bands wie Rammstein und Eisbrecher. Was die Platte sonst noch zu bieten hat, wie er Peter Maffay zum Duett überredete und worauf sich die Fans in seinem neuen Comedyprogramm „Yallah Hopp!“ freuen können, verriet er uns im Interview.
Ist Ihr erstes Musikalbum eine eher spontane Idee oder war das lange im Voraus geplant?
Ich arbeitete in meinem Leben immer schon an Musik, dann kam 2019 „The Masked Singer“, wonach viele Leute fragten, warum ich denn kein Album mache. Ich habe dann in meinen Comedyshows ein paar Lieder von „The Masked Singer“ gespielt, das fanden alle toll. Zudem kenne ich Michael Herberger gut, der irgendwann fragte, warum ich denn noch kein Album gemacht habe. Das kam immer öfter ins Gespräch. So traf ich Leute wie Henning Verlage, der schon Bands wie Unheilig, Eisbrecher und Megaherz produziert hat oder Selig-Bassist Christian Neander. Im Team haben wir dann überlegt, was wir machen können, was „Bülent-Style“ ist.
Und was ist „Bülent-Style“?
Ich bin jemand, der auf der Bühne seine Botschaften vermittelt, das sollte auch in die Texte. Es muss authentisch sein, es muss auf Deutsch sein, weil ich mich darin am besten ausdrücken kann. Ich bin stolz aufs Album, es ist hochwertig produziert. Einige Lieder habe ich schon vor Publikum vorgestellt, die Leute fanden es gut, weil sie eine Message darin erkennen. Jetzt muss ich nur noch dieses Schubladendenken brechen, das in Deutschland oft vorherrscht. Die Leute kennen mich nur als Comedian. Jetzt mache ich eben auch Musik.
Haben Sie die Texte komplett selbst geschrieben?
Die Texte schrieb ich mit Martin Fliegenschmidt, der ist ein Spezialist dafür. Ich komme aus der Stand-up-Comedy, da sagt man viele Dinge so, dass sie als Songtext nicht so richtig rüberkommen würden. Martin war dafür zuständig, an bestimmten Punkten, wenn es zu sehr Stand-up-Sprache-lastig wurde, zu sagen: ‚Hey, das klingt nicht so gut‘. Im Team überlegten wir, was für Themen Sinn machen. Wir haben sogar einen Partysong „Boom Boom Boom“ drauf.
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Ich hoffte an der Stelle beim ersten Hören für eine Sekunde auf ein Vengaboys-Cover …
(lacht laut) Ja, das ist aber auch geil. Das können wir live schön mit reinbringen. Die Leute gehen da richtig ab, habe ich schon ausprobiert. Erinnert vielleicht ein bisschen an Electric Callboy, aber hey: Musik kann man eh nicht mehr neu erfinden. Man kann aber seinen eigenen Stil reinbringen. Das zeigt am besten der Song „Wenn Metaller traurig sind“, der ist wohl am „Bülent-typischsten“. Da lachen die Leute richtig im Refrain. Ich wollte aber auch überraschen. Bei Songs wie „Rüstung aus Hass“ oder „Wohin du gehst“ merken die Leute: Hey, der kann ja auch ernst. Das zeigt eine andere Seite von mir, wenn das von den Leuten auch so wahrgenommen wird, freut mich das.
Gibt’s denn schon den Gedanken an ein zweites Album?
Ich bin jetzt Newcomer, habe Bock darauf, da geht ein Jugendtraum in Erfüllung. Wenn es so weitergeht, die Leute das live mögen, hätte ich da durchaus Lust drauf. Henning Verlage wäre sofort bereit, sagte er. Was ein großes Kompliment ist.
Wie Sie gerade schon sagten: Man kann Musik nicht mehr neu erfinden. Was entgegnen sie denen, die fragen: „Hätte es das gebraucht, dass ein Comedian jetzt einen auf Eisbrecher oder Rammstein macht?“
Jeder wird immer irgendwas zu kritisieren haben. Wenn man das ganze Album hört, merkt man ja auch, dass es nicht nur solche Songs gibt. Bei „Wenn Metaller traurig sind“ kannst du lachen, dass kannst du bei Eisbrecher oder Rammstein nicht. Und: Auch diese Bands haben ja Einflüsse von anderen Rockbands. Als ich anfing mit Comedy, wurde ich auch immer mit Comedy-Kollegen verglichen. Das ist ganz normal.
Was waren sonstige Einflüsse?
Ich bin aufgewachsen mit Bands wie Nirvana, Rage Against The Machine, Metallica und Pearl Jam. Es wäre komisch, wenn ich jetzt plötzlich ganz andere Musik machen würde. Ich hoffe, dass die Menschen merken, dass die Songs zu mir passen. Dann gibt es mal was Ernstes, dann wieder was Lustigeres, mal eine Ballade, aber dann auch wieder voll auf die Zwölf. Das ist mein Ding, deswegen will ich mich auch gar nicht so vergleichen. Für die Einflüsse schäme ich mich nicht.
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Gibt es deswegen keine Coversongs auf der Platte?
Genau das. Dass ich live auch ein paar Lieder von „The Masked Singer“ bringe, weil die Leute das kennen und mögen – kein Problem. Das Album sollte aber ganz bewusst nur aus eigenen Songs bestehen.
Es gibt zwei Kollaborationen auf der LP. Eine mit den Mittelalterrockern Saltatio Mortis …
Die sagten zur Idee: „Finden wir geil, Bülent, wir machen ein Duett.“ Ein kleiner Ritterschlag für mich, die sind ja eine feste Größe in der Rock-Szene. Das verleiht mir dann auch mehr Glaubwürdigkeit, wenn so eine Band mit mir arbeiten will.
… und eine mit Peter Maffay. Wie kam es dazu?
Ich war während der Vorbereitungen zum Album bei der Tabaluga-Show auf Sat.1 und sang den Part von Bösewicht Arktos. Hinterher saßen wir da auf der Couch, ich hatte mein Album im Hinterkopf und sagte vor laufender Kamera zu Peter: „Es wäre ein Traum von mir, wenn du auf meinem Album singen würdest.“ Und der Peter steht auf und sagt: „Mein Freund, wir machen das!“
Er hat Wort gehalten.
Ja, er ist ein Mann alter Schule. Ich wollte einen Song mit Haltung mit ihm machen, kein Comedy-Lied. So kam der Song „Anders gleich“ gegen Rassismus zusammen, leider wieder ein sehr aktuelles Thema. Ich bin stolz, dass er sich darauf eingelassen hat und freue mich auch, dass es ein härterer Song geworden ist.
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Stimmlich klingen Sie auf „Ich liebe Menschen“ überraschend variabel.
Tatsächlich habe ich da meine Stimme gar nicht verstellen müssen. Ich hatte dieses Growlen immer schon in mir, aber auch den klaren Gesang. Nur: Henning hörte im Studio auf alles. Da wurde aus „isch“ ein „ich“ und aus „manschmal“ ein „manchmal“. Das klingt alles hochdeutscher, als man es von mir gewohnt ist. Deswegen kann es sein, dass viele sagen: „Den Bülent hätte ich da erst gar nicht erkannt.“
Zur Tour: Wie setzt sich Ihre Band zusammen?
Das ist die aus dem „Ich liebe Menschen“-Video, ein Gitarrist, der Tobi, kommt noch dazu. Unser Bassist Hannes kann auch Keyboard spielen, wird die Klavierparts bei den Balladen übernehmen. Dazu kommt Drummer Marcel, der auch bei Kamrad ist. Und Gitarristin Julia, die aus dem klassischen Bereich kommt. Eine Riesenbereicherung, ich finde es auch geil, eine Frau in der Band zu haben. Ergänzt sich gut, weil Tobi einer ist, der dicke Soli raushaut. Julia könnte die Leute hingegen live überraschen, weil sie auch was Akustisches spielen kann. Das kommt immer gut an. Ich wollte bewusst junge Musiker mitnehmen, ihnen die Option geben, die großen Festivals mitzunehmen.
Zu den bestätigten Festivals gehört auch Wacken. Wie wird sich das für Sie anfühlen?
Das gibt Riesendruck, vor allem, weil es die Hauptbühne sein wird (lacht). Deswegen machen wir auch erstmal die Testphase in etwas kleineren Hallen. Erstmal warmspielen, den Leuten die Musik näherbringen.
Wo gerade wieder das Thema Vorentscheid aufkam: Wäre der ESC ein Thema für Sie?
Ich würde mir mal Gedanken machen. Ich kann mir zunächst alles vorstellen, ich hätte da ja nicht viel zu verlieren. Es müsste ein Rocksong sein, der richtig reinhaut. Nicht gegrowlt, noch so, dass man alles versteht. Aber wir waren jetzt zweimal Letzter. Lord Of The Lost waren richtig gut, ich glaube, es ist auch eine politische Entscheidung.
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Bald steht auch die Premiere Ihres neuen Comedyprogramms „Yallah hopp“ an. Was können Sie dazu schon verraten?
Es gibt zwei, drei Lieder vom Album am Ende der Show, die thematisch passen. Es geht um Künstliche Intelligenz, aber auch die AfD, die das Gegenteil von Künstlicher Intelligenz ist. Reale Dummheit. Wenn du davon hörst, dass Deutsche mit Migrationshintergrund deportiert werden sollen, musst du den Mund aufmachen. Ich habe Figuren, die sich gut über solche und ähnliche Themen auslassen können. So wird der Hausmeister Mompfred durch seinen Neffen mit Gendersprache konfrontiert. Oder der Hassan, der hat eine gewisse Verbindung mit einem bekannten Rapper hat. Mehr möchte ich darüber jetzt noch nicht verraten. Ich rede darüber, wie hart die deutsche Sprache für Ausländer ist und auch über witzige Sachen, die ich mit meinen Kindern erlebe. Henning Verlage hat übrigens die ganzen Jingles für die Charaktere gemacht. Das hat was. Und es gibt erstmals einen kurzen Poetry-Slam-Part, der Wirkung haben wird. Mal sehen, wie die Leute das annehmen.
Bülent Ceylan live mit Band: 28.4. Köln (E-Werk). Karten ca. 52 €. Bülent Ceylan live solo mit „Yallah Hopp!“: 22.3. Essen (Grugahalle), 23.3.24 + 24.5.25 Dortmund (Westfalenhalle 2), 10.5. Münster (MCC Halle Münsterland), 11.5. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena), 11.10.24 + 3.10.25 Köln (E-Werk), 12.10. Krefeld (Seidenweberhaus), 17.10.24 + 22.5.25 Wuppertal (Historische Stadthalle), 18.10.24 + 10.5.25 Hagen (Stadthalle), 22.11. Hamm (Maxipark), 23.11. Mönchengladbach (Red Box), 4.4.25 Düsseldorf (MEH), 8.5.25 Olsberg (Konzerthalle), 4.10.25 Duisburg (Mercatorhalle), 16.10.25 Siegen (Siegerlandhalle). Karten ab ca. 43 €.