Köln. Sag’ ja zu deinen Gefühlen, sag’ ja zu dir, das ist die Botschaft von Dylan. Die teilt sie mit ihren weiblichen Fans im ausverkauften Gloria.

Seine Freundin hält ihn fest an der Hand. Und das ist gut so. Denn inmitten der Mädchenmassen, die um kurz nach 22 Uhr dem Gloria entströmen, könnte man als einziger Junge weit und breit leicht Panikattacken bekommen. Ein bisschen blass um die Nase ist er tatsächlich. Schließlich hat er gerade ein 64-minütiges Konzert von Natasha Woods überstanden.

Natasha Woods ist eine 24-jährige Britin, die unter dem Künstlernamen Dylan firmiert, weder verwandt noch verschwägert mit Bob ist und sich anschickt, die neue Ikone junger Frauen zu werden, die keine Lust mehr dazu haben, sich von Egomanen, die glauben, sie wären Harry Styles, schlecht behandeln zu lassen. Die aber auch in „Girl of Your Dreams“ davon singt, wie es sich anfühlt, wenn man aus Liebeskummer in die Flasche steigt, um, in erdachten Zwiegesprächen, jedweden Stolz über Bord zu werfen.

Die Botschaft stellt Dylan in eine Linie mit Dua Lipa

Sag’ ja zu deinen Gefühlen, sag’ ja zu dir selbst, aber lass’ dir nichts gefallen, was dir nicht gefällt, lautet die Botschaft, die Dylan in eine Linie mit Dua Lipa stellt. Ebenso wie die vier Jahre Ältere, die bereits den Popstar-Status erreicht hat, präsentiert sie am Ende ihres Konzerts die Regenbogenflagge. Und wie die britisch-albanische Kollegin schreibt sie auch ihre Stücke selbst.

Eines davon heißt „Rebel Child“ und gibt der aktuellen Tour ihren Namen. Auf der Dylan das Rebellenmädchen gibt. Ein Powerpaket im schwarzsilbernen, plissierten Tank-Top, bei dem zwischen Nietengürtel und schwarzen Cargo-Hosen ein Streifen Haut zu sehen ist. Der blonde Pferdeschwanz wirbelt, die Ohrringe wippen, die Hüften kreisen. Dank eines Bewegungsstils, der wirkt wie eine Mischung aus orientalischem und indischem Tanz, aus Kickboxing und Kung Fu, Power-Yoga und Versatzstücken des Rockstar-Posings.

Fast nur Mädchen und Frauen feiern im Gloria

Musikalisch kommt das sehr gitarrengetrieben und druckvoll getrommelt rüber, Pop, der nicht Punk sein will, aber schnell und laut, dabei durchaus melodisch und von hoher Mitsingkonsistenz. Ein bisschen wie Avril Lavigne früher, aber nicht so kieksig, Dylans Stimme ist viel karamelliger, sie besitzt mehr Fülle, Fundament und Tiefe. Auch allein zur akustischen Gitarre trägt das, sogar beim Taylor Swift-Cover „Out of the Woods“.

Die fast nur Mädchen und jungen Frauen im ausverkauften Gloria feiern Dylan frenetisch. Ähnlich gekleidet wie ihr Rollenmodell oben auf der Bühne, bilden sie den Chor zum Liebesglückserinnerungslied „Nineteen“, sie bejubeln neue Songs wie „Perfect Revenge“ oder „Alibi“ und sind von Dylans Version von „Unholy“ ganz hingerissen. Zu Recht. Denn die ist großartig. Dass das Konzert nur 64 Minuten dauert, ist schade. Aber zum Preis von 29 Euro und mit Vorband akzeptabel. Und allemal ausreichend für die Erkenntnis, dass hier eine zu Gast war, die auf dem besten Wege ist, das zu werden, was Dua Lipa schon ist: ein Popstar.