Essen. Regisseur und Drehbuchautor Dito Tsintsadze präsentiert eine Thriller-Komödie mit Devid Striesow. Weshalb sie ihm nicht gelungen ist.
Thomas Brenner fährt seit 25 Jahren Taxi. Immer dieselbe Route. Ordnung ist für ihn lebenswichtig, Veränderungen kann er nicht ausstehen. Alles in seinem Leben läuft genau nach Plan. Bis eines Tages ein paar Männer mit einem bulligen Kampfhund in seinen Wagen steigen. Sie drücken dem verdutzten Brenner ein Bündel Geldscheine in die Hand und heuern ihn als Fahrer an. Bald wird er für die kriminellen Russen immer wichtiger. Er beginnt sich zu verändern. Wie, das zeigt der georgische Regisseur und Drehbuchautor Dito Tsintsadze („Invasion“) in seinem neuen Film „Roxy“.
„Roxy“ ist der Name eines Kampfhundes
Roxy heißt der Kampfhund, der vor lauter Muskelmasse kaum laufen kann. Eine Bestie, die bei Wettkämpfen schon fünfmal Champion wurde und 14 Artgenossen tötete, wie Taxifahrer Brenner gleich eingangs von Levan (Vakho Chachanidze) erfährt, während ihm der Köter fast auf die Schulter sabbert. Levan ist Waffenschieber und der Chef der russischen Gangstertruppe, eigentlich ein netter Kerl, also wenn er nicht gerade Leute erschießt.
Das klingt stark nach Satire, aber tatsächlich weiß man eine ganze Weile nicht, was für eine Art Geschichte Dito Tsintsadze hier eigentlich erzählen will. Erst nach und nach schält sich eine Charakterstudie im Gewand einer Thriller-Komödie heraus, von einem, der nie auffallen wollte und dann für seine große Chance über Leichen geht. Thomas Brenner ist Ende 40, ein Mensch, der am liebsten unsichtbar wäre. Doch als er Geld und Macht erhält, zeigt er sein wahres Wesen. Oder, um im Jargon des Films zu bleiben: Brenner wird zum Tier.
Profillose Gangster, ein unglaubwürdiger Devid Striesow
All das wäre noch vertretbar, selbst die radebrechenden Russen (selten sah man profillosere Gangster), wenn da nicht die Hauptrolle wäre, die Devid Striesow spielt. Striesow ist ein weicher Typ mit einem freundlichen Gesicht, er kann lustig daherkommen, listig und durchtrieben – den eiskalten Hund, der ungerührt zusieht, wie Morde passieren und Tiere sich zerfleischen, nimmt man ihm nicht ab. Und so fehlt für das Verständnis der Rolle nicht weniger als eine Dimension.
Dafür setzt Regisseur Tsintsadze in Sachen Dramatik auf einen wuchtigen orchestralen Sound, einschließlich Chören, so dass es einen fast aus dem Sessel bläst. Und während man dort noch halbtaub die seltsame Wandlung vom Paulus zum Saulus bestaunt, die Kamera lange auf Gesichtern ruht, auf denen es rein gar nichts zu sehen gibt, blickt man der Lösung einer Frage entgegen, die Levans kleiner Sohn immer wieder an Brenner stellt: Wer ist stärker, Tiger oder Löwe? Nun, in diesem Fall sind beide Kätzchen.