Dortmund. Zwei Riesen-Dreiecke aus türkisgrünen Fliesen ergeben am Emscher-Kilometer 16 das Kunstwerk „Pool Lines“ der Mexikanerin Sofía Táboas.

Ein Ufo-Landeplatz? Ein unvollständig gebautes Hundeschwimmbecken? Eine Fliesenausstellung unter freiem Himmel? Spaziergänger orakeln schon seit Wochen, was das denn da wohl ist am Flusskilometer 16 der Emscher im Niemandsland zwischen Gewerbegebiet und Kleingartenanlage „Im Massbruch“ im Stadtteil Schüren, wo sich das renaturierte, noch junge Flüsschen einen bis anderthalb Meter breit durch den Dortmunder Südosten schlängelt. Wer in dieser Gegend Hunde hat, führt sie gern hier spazieren. Man sieht Jogger. Ab und zu auch einen Storch hier, obwohl die großen Wohnhäuser hier und Lagerhallen dort in Sichtweite sind.

Das Werk ist auch total offen für Assoziationen.
Britta Peters

Bei dem 34 Meter breiten und 19 Meter langen, grün schimmernden Gebilde, das so viele Rätsel aufgibt, handelt es sich allerdings um das nächste neue Werk auf dem Emscherkunstweg: die „Pool Lines“ der mexikanischen Bildhauerin Sofía Táboas. Es passt gut hierher und bleibt zugleich ein Fremdkörper: Zwei Riesen-Dreiecke aus Beton in der Landschaft, die mit einem Mosaik aus 2 x 2 Zentimeter großen wetterfesten Fliesen in allen erdenklichen Farb-Tönen zwischen Moosgrün und Türkis vollständig verkleidet sind. Zusammen ergeben sie wiederum ein Dreieck (das allerdings am besten von oben zu erkennen ist). Sie geben dem bisherigen Un-Ort eine Fassung. Irgendein Spaßvogel hat dem ganzen Gebilde auf Google Maps schon den Namen „Zwei komische Dreiecke“ verpasst. Und es als Foto-Punkt markiert.

Britta Peters von den Urbanen Künsten Ruhr: „Mehr außereuropäische Werke bei der Emscherkunst“

Und das kann gut sein, dass sich hier die Menschen bald fotografieren. Oder drüberlaufen (an den schmalen Stellen sind die Dreiecke nicht einmal kniehoch, an den breiten steigen sie auf über einen Meter Höhe). Oder sich draufsetzen. Oder ab dem Frühjahr den Wildblumen, die im Innern der Dreiecke ausgesät wurden, beim Wachsen zugucken. Alles möglich, alles denkbar. „Das Werk ist auch total offen für Assoziationen“, sagt Britta Peters, Chefin der Urbanen Künste Ruhr. Man könnte auch an Schwimmbecken-Überbleibsel denken oder an eine rätselhafte Fischfang-Gerät antiker Kulturen für den Fall einer Emscher-Überschwemmung. Sofía Táboas ist Gründungsmitglied des alternativen Kunstraums „Temistocles 44“ in Mexiko-City.

Britta Peters, Chefin der Urbanen Künste Ruhr, in den „Pool Lines“ von Sofía Táboas.
Britta Peters, Chefin der Urbanen Künste Ruhr, in den „Pool Lines“ von Sofía Táboas. © Funke Foto Services | Ralf Rottmann

Britta Peters hat die 1968 geborene Künstlerin aus Mexiko ausgesucht, die es liebt, Einzelteile aus Pools (wie etwa ein Ein- und Ausstiegsgestell) herauszulösen und in neue Zusammenhänge zu stellen. „Ich wollte den Anteil an außereuropäischen Werken bei der Emscherkunst erhöhen“, sagt Britta Peters, „und auch den Anteil von Frauen. Bildhauerei ist viel zu lange ein männliche Domäne gewesen.“

Neue Werke von Julius von Bismarck „(Neustadt“) und David Jablonowski („Pubilc Hybrid“)

Der „Emscher Folly“ mit seiner Erfinderin Nicole Wermers in Duisburg an der Halde Alsumer Berg zwischen Rheinufer und Stahlwerk.
Der „Emscher Folly“ mit seiner Erfinderin Nicole Wermers in Duisburg an der Halde Alsumer Berg zwischen Rheinufer und Stahlwerk. © FFS | Kai Kitschenberg

Die Urbanen Künste Ruhr, eine Nachfolge-Organisation der Kulturhauptstadt Ruhr.2010, haben vom Land für den Emscherkunstweg aus 18 Werken der Emscherkunst-Ausstellungen von 2010, 2013 und 2016 und für die Errichtung von fünf neuen Werke 2,5 Millionen Euro bekommen. . Dazu kommen 1.7 Millionen Euro Kulturförderung des Landes über die Emschergenossenschaft.

Bisher errichtet wurden die „Neustadt“ von Julius von Bismarck und Marta Dyachenko aus 23 Miniaturen von einstigen Ruhrgebiets-Häusern im Duisburger Landschaftspark Nord , „Public Hybrid“ aus Ruhrsandstein und recyceltem Plastik von David Jablonowski (nur einige Gehminuten von den Pool-Lines entfernt) und der „Emscher Folly“ aus einem festgeschweißten Fahrad-Pulk zwischen dem Thyssenkrupp-Stahlwerk im Duisburger Norden und dem dortigen Rheinufer von Nicole Wermers. Als nächstes folgt noch eine „Königsgrube“ von Markus Jeschaunig am Emscherkilometer 48 in Herne Röhlinghausen. Die Fertigstellung ist für das kommende Frühjahr geplant. Das wohl bekannteste Werk des Emscherkunstwegs ist der tanzende Strommast der Berliner Künstlergruppe „Inges Idee“ in Oberhausen („Zauberlehrling“), der von der A42 aus zu sehen ist.

Kürzere Touren und die Gesamtstrecke des Emscherkunstwegs als GPX-Download auf der Homepage

Die offizielle Eröffnung der „Pool Lines“ von Sofía Táboas ist am Montag, 18. Dezember, um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bereits eine Stunde vorher kann das Werk besichtigt werden. Die Adresse: Gartenverein Im Massbruch e.V., Gevelsbergstraße 120, 44269 Dortmund. Dort gibt es eine Einführung zum Kunstwerk mit der Künstlerin Sofía Táboas und der Urbane-Künste-Ruhr-Chefin Britta Peters, eine Videobotschaft der NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) sowie eine Gesprächsrunde der Kooperationspartner mit Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft, dem Wirtschafts- und Finanzdezernenten des Regionalverbands Ruhr Markus Schlüter sowie Vera Battis-Reese, der Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH.

Der gesamte Emscherkunstweg ist etwa 100 Kilometer lang und als Radweg erschlossen. Es gibt ihn als GPX-Download auf der Homepage www.emscherkunst.de. Dort sind auch kürzere, 20 Kilometer lange Routen vorgeschlagen. Kostenfreie geführte Radtouren finden in kleinen Gruppen jeden ersten und dritten Sonntag von April bis Oktober statt.

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