Dortmund. Kann man noch lachen über die Schreckensvision einer Macht aus Künstlicher Intelligenz? In Dortmund geben 52 Karikaturen Antwort, teils mit KI!

Alles eine Frage der Perspektive – wer wüsste das besser als ein Zeichner? Sitzt ein Roboter beim Patentamt, auf dem Schoß ein Menschlein. Ob diese kleine Kuriosität auf zwei Beinen die Welt vielleicht nicht doch ein bisschen besser macht?! Lo Graf von Blickensdorfs ist eine von 52 Karikaturen im Dortmunder Schauraum „cartoon+comic“, die ein Angstthema unserer Zivilisation umkreisen, das zuletzt rasant an Tempo gewann: Intelligenz, die nicht mehr menschlich ist. Und dass uns einer das Denken abnimmt, von dem wir nicht mal mehr wissen, wer genau das ist.

30 Künstler aus 17 Ländern unter einem Themendach: „Mensch und KI – Die beiden Kronen der Schöpfung“. Es trifft also die künstlerische Intelligenz die künstliche. Die erste sieht die zweite natürlich als seelenlosen Feind, besitzt aber doch so viel standesgemäßen Humor, den Spieß immer mal wieder umzudrehen. Nehmen wir nur Birgit Dodenhoff: Ihr „moderner Mensch aus Sicht der KI“ ist ein primitives Höhlenwesen geblieben, erweitert um ein Smartphone. Frauen an den Haaren in die Höhle zu ziehen – 2023 allein eine Frage der App?

„Mensch und KI – Die beiden Kronen der Schöpfung“ bis März 2024 in Dortmund

Manche spiegeln einfach Ängste, wie wir alle sie haben, variieren das Thema vom Zauberlehrling, der Geister rief, die er nicht mehr loswird. Es greift (bei Cartoonist „Popa“ aus Tanzania) auf einem Rasenfeld eine gewaltige Stahlkralle nach einem Fußball in Globus-Gestalt. Klare Botschaft: Es ist dies alles eben längst kein Spiel mehr. Von Fair-Play ganz zu schweigen. Im Stil großer Traditionen bedient sich mehr als eine(r) kulturhistorischer Folien. So wuchtig wie wahr: Da steigt ein Moses in Robotergestalt vom Berg Sinai herab, auf den Gesetzestafeln nur zwei Ziffern „0“ und „1“. Beklemmender aber auf dieser Karikatur des Israelis Ilya Katz ist das gläubig zum Führer aufschauende Volk, dem das binäre System Erlösung bedeutet.

Die Karikaturen-Schau kann man 24 Stunden sehen, sogar auf dem heimischen PC

Charmanteren Witz offenbaren Alltäglichkeiten. Liegt ein Mann alter evolutionärer Sorte neben einer dieser neumodischen Roboterfrauen. Fragt sie: „Wie wär’s mit einer E-Zigarette danach?“ Christian Möller schenkt einem Paar beim Blick auf den von Menschen total vermüllten Stadtpark, den ein Entsorgungsroboter wieder aufhübscht, aufgeräumte Erkenntnis: „Manchmal glaube ich, künstliche Intelligenz ist einfach nur die Antwort auf unsere natürliche Dummheit.“

Sind wir bald soweit, dass Roboter uns zum Patent anmelden? Die Ausstellung „Mensch und KI – Die beiden Kronen der Schöpfung“ erzählt davon, hier mit einem Zukunftsblick von Lo Graf von Blickensdorf.
Sind wir bald soweit, dass Roboter uns zum Patent anmelden? Die Ausstellung „Mensch und KI – Die beiden Kronen der Schöpfung“ erzählt davon, hier mit einem Zukunftsblick von Lo Graf von Blickensdorf. © Toonpool.com | Lo Graf von Blickensdorf

Die Frage nach KI ist immer auch die, was im Kopf unseres künstlichen Gegenspielers vorgeht. Der Ungar Gergely Bacsa entzaubert den Mythos der Überlegenheit; sein Querschnitt eines mächtigen KI-Gehirns zeigt im tiefsten Innern ein Laufrad mit nichts als zwei weißen Mäusen drin. Das also ist der Motor allen Fortschritts.

Übrigens haben die Macher der Schau vier Werke untergemischt, die mit Hilfe von KI entstanden sind. Am Ende wird aufgelöst. Es sind die schwächsten Arbeiten. Finde ich jedenfalls, als Mensch.