Köln. US-Sängerin Madonna hat sich bei ihrem Konzert in Köln in Topform präsentiert. Die 65-Jährige versetzte 16.000 Fans in der Arena ins Staunen.

Schöne Ferien waren es. Damals, Ende 1983. Als Signora Ciccone ganz unbekümmert über die Bühne tanzte. „Holiday“ – dieser Kickstart setzte damals eine einzigartige Hit-Maschinerie in Bewegung. Die Musikwelt staunte fortan nicht schlecht über die 25-jährige Dame aus Michigan, die Pop-Fans erlagen schnell ihrem Charme. 40 Jahre später an diesem Novemberabend geht es den 16.000 Fans in der Kölner Arena kaum anders. Sie alle kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wenn Madonna ins Mikro haucht, wenn Madonna im Glaskasten hoch über den Köpfen durch die Halle schwebt, wenn Madonna sich auf dem samtroten Sofa räkelt.

Vor der Arena ist der Verkehr zuvor praktisch zum Erliegen gekommen, der Bahnstreik verschärft die Situation noch. Wenigstens haben die Kölner Verkehrs-Betriebe die Tour der Stadtbahnlinie Richtung Deutz erweitert, bis 1.30 Uhr. An zwei Tagen hintereinander ist die Arena ausverkauft. Wie schon zum Auftakt der „Celebration“-Tour in London, dann in Antwerpen, Kopenhagen, Barcelona, Lissabon und zuletzt Paris. Wobei Madonnas musikalisches Lebenswerk seinen Preis hat: Zwischen 100 und fast 400 Euro kostet ein Ticket. Aber die Queen des Pop elektrisiert auch in Deutschland noch die Massen, schon früh am Abend bilden sich lange Schlangen vor der Arena - alle wollen Madonna sehen.

Verspäteter Konzert-Beginn ist alte Madonna-Tradition

Doch so einfach geht’s auch heute nicht, der verspätete Konzertbeginn ist eine alte Madonna-Tradition. Ganze anderthalb Stunden nach dem eigentlich angekündigten Start eröffnet „Nothing really matters“ den Abend. Der zum Spektakel für die Sinne werden soll. Mit einer perfekt inszenierten Show, mit Tänzern in ständig wechselnden Outfits – und natürlich einer Madonna in Topform. „Danke Köln, danke Deutschland für die vielen schönen Jahre, das hier ist die Geschichte meines Lebens“, begrüßt Madonna ihre Fans. Gleich im ersten Themen-Act gibt’s mit „Into the Groove“ und eben dem ersten Welthit „Holiday“ zwei alte Klassiker. Von einer kreisrunden Hauptbühne führt ein dreiteiliger Catwalk in die Hallenmitte. Immer wieder werden seitlich Videowände ausgefahren.

Wie bei „Live to tell“, das Madonna auf ihrer Tour bekannten Persönlichkeiten gewidmet hat, die an Aids gestorben sind. So sind die Konterfeis unter anderem von Keith Haring, Freddie Mercury und Herb Ritts zu sehen, während Madonna im Glaskasten durch die Luft schwebt. Natürlich, eine Prise Provokation gehörte in Madonnas langer Schaffenszeit immer dazu. Das Video von „Like a prayer“ sorgte 1989 wegen brennender Kreuze für einen lauten Aufschrei bei den Kirchenvertretern. Für die Inszenierung anno 2023 dürfte es gerade im Schatten des Kölner Doms kaum Absolution geben, doch hier gibt es derzeit eher andere Sorgen.

Madonna-Songs in Köln von tänzerischer Geschichte begleitet

Im Madonna-Mysterium bleiben die Zahlen ohnehin eindeutig. Mit 400 Millionen verkauften Tonträgern ist die US-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln die kommerziell erfolgreichste Sängerin der Welt, zudem auf Platz 4 der weltweit erfolgreichsten Interpreten der Musikgeschichte – direkt hinter den Beatles, Michael Jackson und Elvis Presley. Ganz oben eingeordnet im Regal der Musik-Historie also, geschmückt mit zig Awards. Da versteht es sich wohl von selbst, dass man groß auffährt.

Jeden Song begleitet eine tänzerische Geschichte, mal gibt Madonna wie bei „Erotica“ den Box-Champion, mal geht es bei „Hung up“ in die Disco-Zeit oder bei „Don’t tell me“ in den Wilden Westen. Einer der musikalischen Höhepunkte ist „Vogue“, auch als Tribut an die LGBTQ-Szene der 70er-Jahre zu verstehen. Mit auf der Bühne ist dabei übrigens Madonnas Tochter Estere.

Später ist die Mama dann auch mal solo unterwegs, gibt den „Gloria Gaynor“-Klassiker „I will Survive“ zum Besten. Noch einmal geht’s bei „Ray of light“ im hautengen, silberglänzenden Catsuit in die Höhe. „Billie Jean/Like a virgin“ folgt als gelungene Hommage an Pop-Ikone Michael Jackson. Und „Bitch I’m Madonna” heißt es dann zum großen Finale, bei dem die Tänzer allesamt in die Outfits aus vier Jahrzehnten Madonna schlüpfen. Um 0.17 verschwindet die Königin im Bühnenboden. Viel schneller als sie gekommen war.