Essen. Der US-Sänger Brent Cobb breitet auf „Southern Star“ die ganze Stilpalette ab, die musikalisch im Süden der USA zu finden sind. Wunderbare Lieder.

Seine großen kommerziellen Erfolge feierte Brent Cobb fern der Heimat: und zwar in Nashville, Tennessee, wo der Grammy-Nominierte für Szenestars wie Keith Urban oder Miranda Lambert seit Jahren komponiert.

Doch der 37-Jährige taucht keineswegs allzu gerne selber auf im Herz der Countrymusik, sondern residiert weiterhin als gepflegtes Landei in den Südstaaten, genauer: in der Gegend von Ellaville, Georgia. Cobb schreibt zudem auch schon mal ein Kinderbuch. Und wenn er unter eigener Fahne segelt, ist seine Musik zwar durchaus angehaucht von Countryfeeling, aber seine eigenen Lieder oft auch stilistisch viele Hundert Meilen weit weg von Nashville. Das klingt dann deftiger, mehr nach Blues, Gospel, Rock – und gerne auch ein bisschen funky. Und passt letztlich in die Americana-Schublade.

Viele Talente

Ein Mann also mit vielen Talenten. Der „Rolling Stone“ verstieg sich gar zu der These, dass Brent Cobb eine „erleuchtete Figur“ sei. Das sind aber mal Vorschusslorbeeren ...

Brent Cobb bei einem Konzert: Sein Album „Southern Star“ ist stilistisch schön abwechslungsreich und kommt unverschämt lässig daher.
Brent Cobb bei einem Konzert: Sein Album „Southern Star“ ist stilistisch schön abwechslungsreich und kommt unverschämt lässig daher. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Jeff Moore

Die stilistische Melange, aus der sein soeben erschienenes fünftes Studioalbum „Southern Star“ (Ol’ Buddy Records/Membran) besteht, ist allerdings wirklich richtig schick und unterhält allein schon wegen der höchst unterschiedlich gestrickten Songs.

Mit dem Titelsong im Ohr, der das Album eröffnet, könnte man jedenfalls ganz wunderbar im Cabrio in einen lauen Frühlingsmorgen rollen. Das Lied kommt fluffig-akustisch daher, schön lässig groovend, sofort ins Ohr und in die Beine gehend. Und ein toller Sänger ist Cobb mit seiner angenehm timbrierten, höchst geschmeidigen Stimme auch. Das macht neugierig auf mehr vom „Stern des Südens“.

Zum Beispiel auf die soulige Seite des Brent Cobb, von der er sich mit voller Kapelle bei „Livin’ The Dream“ präsentiert. Aber auch das garniert er mit einer hübschen Prise Funk. Dass der Kerl durchaus auch über den stilistischen Tellerrand schaut, erweist sich beim akustisch geprägten, wunderbar treibenden „It’s A Start“, wo man ganz latent an Einflüsse des späteren Paul Simon erinnert wird.

Sanfter Sechsachteltakt

Als Balladensänger hat Brent Cobb ebenfalls seine Qualitäten. Der sanft wiegende Sechsachteltakt von „Patina“, das seine Frau Layna ihm auf den Leib schrieb, hat seinen Charme. Und wird dann gleich schon wieder abgelöst von der großartig groovenden Rocknummer „’On’t Know When“, wobei man seiner sechsköpfigen Begleitband ohnehin bescheinigen muss: Mein lieber Scholli, Ihr spielt schön dicht zusammen! Und liebt „Little Feat“.