Essen. Das Countryduo „The Judds“ feierte vor 40 Jahren erste Erfolge. Nun verbeugt sich die Elite aus Nashville vor ihnen per Album.
Hierzulande sind „The Judds“ vermutlich allenfalls einer kleinen, aber eingefleischten Countrymusikfangemeinde geläufig. In den USA war das aus der zunächst als Krankenschwester arbeitenden Mutter Naomi und der sängerisch hochbegabten Tochter Wynonna Judd bestehende Duo über viele Jahre eine Institution im Nashvillemillionenmarkt – ausgezeichnet mit Grammy und anderen wichtigen Musikpreisen, gesegnet mit 14 Nummer-1-Hits.
Die ersten Erfolge des Duos stellten sich vor 40 Jahren ein, und nachdem die Karriere der Judds nach dem Tod der Mutter unausweichlich Geschichte ist, wurde es Zeit für eine angemessene Verbeugung aus dem Kollegen- und Freundeskreis. Die trägt den schlichten Titel „A Tribute To The Judds“ (BMG/Warner), ist aber eine wunderbare Sammlung von 14 zeitlosen Songs geworden: geprägt von höchst unterschiedlichen Herangehensweisen und gespickt mit prominenten Akteuren. Und nicht zuletzt ist es eine prima Gelegenheit, die Musik von „The Judds“ kennenzulernen.
Geschmackvoll arrangiert
Die Neuauflagen anno 2023 bestechen durch die geschmackvollen Arrangements, perfekte Chöre, wunderbare Instrumentalisten und einen exzellenten, dichten Sound. Kurzum: Dieses Album ist ein Hörvergnügen der sehr entspannten Art.
Beispiele gefällig? Die scheinbar ewig-unaufhaltsame Dolly Parton veredelt gemeinsam mit Lainey Wilson den Nummer-1-Hit „Mama He’s Crazy“ in Form einer butterweichen Countryballade. Die einst als Countrysängerin startende, aber inzwischen im Pop angekommene LeAnn Rimes zieht den Hut mit ihrer Version von „Have Mercy“ – als fluffige Countrypopnummer. Sogar Gwen Stefani, die man ja als „No Doubt“-Frontfrau eher dem Rockgenre zuordnen würde, erweist sich als „The Judds“-Fan und suchte sich für das Verbeugungsalbum gemeinsam mit ihrem Ehemann Blake Shelton die Nummer „Love Is Alive“ aus.
In Richtung Bluegrass geht es, wenn Moly Tuttle und Co. den guten alten „John Deere Tractor“ besingen. Auch Wynonna Judd trägt ihren Teil zu dieser Produktion bei und präsentiert zusammen mit Trisha Yearwood den Titel „Cry Myself To Sleep“ in einer neuen Version.
Mit viel Herz bei der Sache
Betreut wurde das Album vom ehemaligen Judds-Mischpultmeister Brent Maher. Der sprach im Nachhinein von ergreifenden Momenten, die sich im Studio abgespielt haben müssen und die er „unmöglich zu beschreiben“ nennt. Diese emotionale Komponente hört man aber irgendwie. Sonst würde die charmante wie nachdenkliche Ode an den Opa namens „Grandpa (Tell Me ‘Bout The Good Old Days)“, vorgetragen von Cody Johnson und Sonya Isaacs, nicht so viel Schwermut verbreiten. Und „Love Can Build A Bridge“ (unter anderem mit den „Fisk Jubilee Singers“) hätte nicht diese gospeltiefe Hymnenschwere, die Künstler nur hinkriegen, wenn sie mit viel Herz bei der Sache sind.