Essen. Was hat die Maus in der Kirche zu suchen? „Tierisch gut“ heißt die Familien-Ausstellung im Domschatz Essen. Kinder haben freien Eintritt

Aber ja, es ist unendlich viel mehr, was da von der Genesis bis zum Römerbrief kreucht und fleucht. Bibelfeste Biologen kommen auf einen niedrigen dreistelligen Wert, was die Artenvielfalt in der Heiligen Schrift angeht. Maulwürfe sind darunter, im Buch Hiob ein Nilpferd – und Fledermäuse galten damals noch als Vögel, von Darwin wusste der liebe Gott ja wenig.

Essens Domschatzkammer aber schaut aufs hauseigene Bestiarium. Gering ist die Herde nicht, denn der Zoo öffnet die Gatter über goldene Äbtissinnenkreuze und Schwerter bis hin zur Münsterkirche, in der übrigens Architekten, die in den 1950ern der stete Hinweis auf knappe Kassen nervte, sogar eine arme Kirchenmaus versteckt haben (man muss etwas suchen, Kreuzgang, nördlicher Flügel!).

„Tierisch gut!“: Familien-Ausstellung im Domschatz Essen. Eintritt frei für Kinder

Die kleine Ausstellung lädt nicht zuletzt Familien ein, im Stil einer Schnitzeljagd wimmelnde Details in Kunstwerken von Weltrang zu entdecken. Es liegt auf der Hand, dass Lamm, Löwe, Adler (als Symbole der Evangelisten) allen anderen zahlenmäßig überlegen sind. Aber dann kommen wir schon zu kleinen Grusel-Sensationen wie jener sich fauchend aus einem Pokal herauswindenden Schlange. Der Apostel Johannes sollte vergiftet werden, aber er schlug ein Kreuzzeichen über den Becher – und das Reptil, das schon Adam und Eva die Unschuld nahm, entwich.

Beißt nicht, wenn man anklopft: Diese Löwen zierten einst die Pforten der Essener Münsterkirche. Jetzt sind sie in der Ausstellung „Tierisch gut!“ zu sehen.
Beißt nicht, wenn man anklopft: Diese Löwen zierten einst die Pforten der Essener Münsterkirche. Jetzt sind sie in der Ausstellung „Tierisch gut!“ zu sehen. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Ohne das bewusst einfach gehaltene Begleitheft sollten Familien mit Kindern die Tierschau nicht antreten, auch wenn sicherheitshalber dicke Aufkleber an den Glasvitrinen verraten, was aufmerksamen Auges einfangen werden kann. Details von Drachen etwa auf liturgischen Kämmen (einst ordneten sich Priester mit ihnen das Haar), aber auch Pelikan, Stier und natürlich Ochs und Esel. Die beiden, auf kaum einer Krippenszene fehlend, sind ein Beispiel, wie bockig Nutzvieh sein kann. Oder wie tierlieb die Kunst: Denn kein Evangelist hat sie in seinen Zeilen über das Wunder von Bethlehem je erwähnt.

Tierisch gut. Bis 30.12. Di bis So, 11-17h, Der Eintritt für Kinder ist frei, Erwachsene 5 Euro. www.domschatz-essen.de