Mit „Never Gonna Give You Up” wurde der Brite berühmt. Jetzt kommt ein neues Album heraus.

Rick Astley war der Typ mit dem Milchgesicht und der markanten Stimme. Sein großer Hit „Never Gonna Give You Up” wird auch heute immer noch auf fast jeder 80er-Party gespielt. 2016 war ein entscheidendes Jahr für den Sänger, von dem man zumindest in Deutschland sehr lange nichts gehört hatte. Nach elf Jahren brachte er wieder ein Album heraus, dessen Titel „50” auf sein für einen Popstar durchaus stolzes Lebensalter hinwies. Heute zeigt Astley, dass man auch in reiferem Alter cool werden kann. Jetzt hat er ein neues Album mit dem Titel „Are We There Yet?” veröffentlicht. Im März 2024 kommt der 57-Jährige für zwei Konzerte nach Deutschland. Autor Reinhard Franke hat mit Astley gesprochen.

Mr. Astley, es ist jetzt 36 Jahre her, dass Sie berühmt wurden. Finden Sie es manchmal nervig, nur auf „Never Gonna Give You Up“ reduziert zu werden?

Rick Astley: Ich schätze, ich habe mittlerweile eine ziemlich seltsame Beziehung zu ‚Never Gonna Give You Up’, weil er sich offensichtlich in etwas anderes verwandelt hat. Ja, es ist mein Song. Mit ihm begann meine Karriere. Um ehrlich zu sein, er hat fast mein ganzes Leben „gestartet“ – er hat mir ein unglaubliches Leben ermöglicht. Ich bin wirklich dankbar dafür. Auch durch alles, was im Internet passiert ist, ist der Song für mich nie langweilig geworden. Ich hatte ihn auch nie satt, weil er einfach Teil meiner DNA ist. Er ist ein großartiger Teil meines Lebens, und er hat mich an großartige Orte gebracht. Ich habe ziemlich großen Respekt vor diesem Song und liebe ihn sehr. Für mich war das alles unglaublich.

Sie sind bereits mit den Foo Fighters aufgetreten. Jemand, der Sie von früher kennt, wird das kaum glauben. Wie ist es dazu gekommen?

Auch interessant

Eines der verrückten Dinge an den Festivals heutzutage ist, dass sie so vielseitig sind. Folgendes Beispiel: Vor ein paar Jahren war ich in Japan, und die Foo Fighters sind dort als Headliner eines Festivals aufgetreten. Ich bin ein heimlicher Rocker, also wollte ich sie unbedingt aus der Nähe sehen. Meine Frau und ich, ein Teil der Band und ein Teil der Crew schafften es, kurz vor ihrem Auftritt auf die Seite der Bühne zu gelangen. Und siehe da, Dave Grohl sah mich, kam herüber, umarmte mich und stellte sich vor – ich stellte mich auch vor. Ich dachte: „Das ist komisch.“ Ich hatte einen ziemlichen Jetlag und auch schon ein paar Bier getrunken – es war ein bisschen seltsam, aber schön. Dann passierte es…

Was?

… etwa 20 Minuten später – die Foo Fighters waren mitten im Konzert – kam einer der Techniker zu mir, gab mir ein Mikrofon, schob die Absperrung beiseite und sagte: ‚Dave will dich auf der Bühne haben.‘ Ich ging nach vorne, Dave umarmte mich. Wir hatten uns noch nie zuvor gesehen. Wir trafen uns vor 100.000 Menschen oder mehr. Dave flüsterte mir ins Ohr: ‚Wir werden deinen Song spielen, aber er wird ein bisschen wie Teen Spirit klingen.

Ich sagte: ‚Ich bin dabei! Los geht’s!‘

Auch interessant

Wie ging es weiter?

Sie haben es einfach gerockt. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich war ein bisschen neben der Spur, aufgrund des Jetlags und den bereits erwähnten Bieren. Aber ich habe einfach jede Minute genossen. Ich habe die Jungs in den letzten Jahren ein paar Mal bei verschiedenen Gigs getroffen, sie sind wirklich nette, solide Menschen. Erstaunliche Musiker, die offensichtlich großartige Platten machen und live spielen wie niemand sonst. Sie sind einfach absolute Monster auf der Bühne. Ich schätze, wird sind Kumpel geworden. Es ist wirklich schön, sie zu sehen und es war ein unglaubliches Erlebnis für mich.

Das kam halt ziemlich unerwartet, denn wer hätte das jemals gedacht? Aber so kann’s gehen. Das zeigt, wie offen die Jungs sind, wie solide sie in dem sind, was sie tun. Sie haben vor nichts Angst. Wenn sie erst einmal auf der Bühne stehen, können sie alles spielen, alles machen. Es war ein großartiges Abenteuer, und ich durfte dabei sein.

Sie traten auch mit Take That auf...

Vor ein paar Jahren, 2019 glaube ich, bekam ich die Chance als Support für Take That auf einer der Megatourneen in Großbritannien aufzutreten. Sie haben zahllose Konzerte in Arenen gespielt, im Sommer dann auch in Fußballstadien. Ihre Show war unglaublich. Ich war im Laufe der Jahre bei vielen ihrer Konzerte, und sie sind immer fantastisch. Sie geben wirklich alles. Sie bieten ihren Fans eine tolle Show. Offensichtlich ist das der Grund, warum ihre Fans sie all die Jahre geliebt haben und immer wieder kommen. Es ist ziemlich einschüchternd, sich vor die Take-That-Fans zu stellen, aber sie haben mir wirklich viel Liebe entgegengebracht.

Wenn man Bilder von Ihnen früher und heute sieht, ist der Unterschied gar nicht so groß. Wie bleibt man jung?

Wenn ich mir Bilder von mir selbst aus den 1980er-Jahren anschaue, kann ich einen großen Unterschied feststellen oder spüren. Einige Leute haben gesagt, dass ich gar nicht so schlecht aussehe und dass man mich heute eindeutig erkennen kann. Aber ich denke, wenn überhaupt, dann weil ich immer noch meine Haare habe, was es generell leichter macht – meine Haare sind wohl mein Haupterkennungsmerkmal. Wenn überhaupt, dann ist es das, woran sich die Leute erinnern, wenn sie ein neues Bild von mir sehen. Aber glauben Sie mir, ich fühle mich so alt wie ich bin. Wirklich.

Auch interessant

Sind Sie denn ein Fan der sozialen Medien? Für Prominente kann das Fluch und Segen zugleich sein.

Ich denke, dass die sozialen Medien generell ein erstaunliches Werkzeug für Kreativität oder Business eines jeden sein können. Man muss sie nur mit Bedacht einsetzen; wir müssen uns bewusst sein, was sie bei bestimmten Menschen anrichten können. Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass viele jüngere Menschen und Kinder gemobbt werden. Meines Erachtens ist das eine der tragischen Seiten des Internets und der sozialen Medien. Leute plaudern einfach etwas aus, drücken auf einen Knopf, und schon kann es jeder lesen. Wenn sie eine Sekunde lang darüber nachdenken würden, würden sie vielleicht nicht so etwas schreiben.

Menschen aus allen Lebensbereichen sind davon betroffen. Definitiv sind aber Musiker mehr davon betroffen, und das kann schmerzhaft sein. Andererseits bin ich auch ein großer Fan der sozialen Medien

Warum?

Weil man die Dinge auf eine ganz andere Art und Weise sehen kann. Wenn man mit den sozialen Medien gut umgeht, auf sich selbst und die Menschen in seinem Umfeld achtet, kann das eine tolle Sache sein.

Seit Sie 2016 mit „50“ Platz 1 eroberten, haben Sie die besten Album-Chartplatzierungen Ihrer gesamten Karriere erreicht.

Auch interessant

Der Galerist Detlev Kümmel  in Iserlohn. Kümmel arbeitet auch für die Sendung Bares für Rares.
Von Andreas Thiemann

Ich habe 2016 ein Album rausgebracht, das ich „50“ nannte, weil Adele ihre Alben immer mit der Zahl betitelte, welche ihrem Alter im Jahr der Veröffentlichung entsprach. Ich dachte: ‚Na ja, das wird sowieso niemand hören.‘ Und dann, siehe da, hatten wir ein Nummer-eins-Album – offensichtlich haben es also doch ein paar Leute gehört. Es hat vieles für mich verändert. Vor allem, wenn ich live spiele. Dann habe ich das Gefühl, dass die Songs auf dem Album es wirklich wert sind, gespielt zu werden.

„Are We There Yet?“ - so heißt das neue Album. Wie ist der Titel zu verstehen?

Dieser Titel bedeutet eigentlich mehrere Dinge. Für mich bedeutet er vor allem: Bin ich schon da? Ich weiß, dass es offensichtlich das ist, was Kinder auf dem Rücksitz eines Autos während einer langen Reise sagen. Aber, wenn ich mir einige der Dinge anschaue, die ich in den vergangenen Jahren getan habe, und einige der Emotionen, die ich durch die Musik und andere Dinge wieder gespürt habe, frage ich mich manchmal: ‚Ist das der Höhepunkt? Habe ich den Punkt erreicht, an dem es nicht mehr besser wird? Und habe ich auch die Dinge erreicht, die ich erreichen wollte?‘

Täuscht der Eindruck, oder ist die neue Platte etwas bluesiger als Ihre früheren Werke?

Nachdem ich im vergangenen Jahr fünf Monate in Amerika verbracht habe, drei Monate in einem Tourbus und über 22.000 Meilen gereist bin, denke ich, dass definitiv etwas von Amerika in die Platte eingeflossen ist. Ich glaube, bestimmte Gitarrensounds und Gefühle sowie einige der Halleffekte, die ich verwendet habe, sind darauf zurückzuführen, dass ich auf meinen Reisen viel amerikanische Musik aus verschiedenen Jahrzehnten gehört habe.

Wenn man in die Mitte Amerikas reist, hört man definitiv viel Country. Oder?

Manchmal hört man echten Blues, einige spezielle Radiosender spielen nur bestimmte Arten von Musik – einfach viele Dinge, die man, wenn man nach England zurückkommt, immer noch in Erinnerung hat. Als ich ins Studio ging, um viele der Songs und letztlich auch ein Album fertigzustellen, habe ich das immer noch gespürt und fühlte mich dem verbunden. Es hat vielleicht ein bisschen Soul und Blues oder wie auch immer man es nennen will – aber es hat definitiv einen amerikanischen Einschlag.

Sie wurden in den 1980er-Jahren ein Popstar. Wünschen Sie sich manchmal, in diese Zeit zurückzukehren?

Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr, was das Wort Popstar überhaupt bedeutet. Ich glaube, ich wusste damals auch nicht, was es bedeutete. Manche Leute waren wirklich gut darin, so zu tun, als wären sie Popstars ohne tatsächliche Popstars zu sein. Ich glaube nicht, dass ich gut darin war, einer zu sein oder auch nur so zu tun, als wäre ich einer.

Wie leben Sie privat? Werden Sie an jeder Ecke erkannt?

Ich habe ein schönes Privatleben. Wenn ich nicht arbeite, keine Auftritte oder Promotion-Termine habe. Ich wohne in einem Vorort von London, eigentlich am Rande der Stadt. Ich gehe in verschiedene Cafés, gelegentlich in einen Pub, in verschiedene Restaurants und in den Supermarkt. Ja, die Leute erkennen mich, aber es ist meist zwanglos und echt nett. So gut wie immer, um ehrlich zu sein. Es ist ein netter Ort, um dort zu leben. Es ist nicht fanatisch, es ist nicht verrückt. Ich bin einfach ein Teil der Einrichtung. So lässt es sich gut leben. Es macht mehr Spaß, und es ist kein Druck dahinter. Ich bin immer bereit, ein Selfie zu machen.

Das ist ein Artikel der Digitalen Sonntagszeitung. Die Digitale Sonntagszeitung ist für alle Zeitungsabonnenten kostenfrei. Hier können Sie sich freischalten lassen. Sie sind noch kein Abonnent? Hier geht es zu unseren Angeboten.