Essen. Mit dem Auftritt im „Ryman Auditorium“ krönt der Countrysänger Charley Crockett seinen steilen Karriereweg. Das Konzert gibt es nun als Livealbum.
Das „Ryman Auditorium“ mitten im Herzen von Nashville, Tennessee, gilt als einer der prestigeträchtigsten Auftrittsorte, manche sagen gar: als „die Mutterkirche“ der Countrymusik. Wer dort auf der Bühne der ehemaligen Grand Ole Opry steht, hat’s geschafft, genießt erhebliche Reputation in dieser Musikszene, die natürlich vor allem in den Staaten riesige Umsätze hervorbringt.
Dass nun auch dem texanische Sänger Charley Crockett die Ehre eines Konzerts im „Ryman Auditorium“ zuteil wurde, ist der vorläufige Höhepunkt eines langen, deutlich nach oben verlaufenden Karrierewegs, und der 39-Jährige ließ es sich nicht nehmen, das beschwingte Livedokument nun in die CD-Läden stellen zu lassen. „Live From The Ryman“ (Son Of Davy/Thirty Tigers, Vertrieb: Membran) bietet wenig Ansagen, viel Musik (23 Titel!) und eine Band, die sich als würdig erweist, diese Kultstätte zu bespielen.
Zehn Studioalben seit 2015
Crockett ist schon viele Jahre als Musiker unterwegs, er tummelte sich damit zeitweise auf der Straße, nahm aber seit 2015 auch zehn Studioalben auf, manchmal sogar mehrere in einem Jahr. Das Fachblatt „Rolling Stone“ kürte seinen jüngsten Silberling „The Man From Waco“ 2022 zum immerhin zweitbesten Countryalbum des Jahres. Und bei den Konzerten zum 90. Geburtstag von Willie Nelson durfte er auch jedes Mal mit auf die Bühne ...
Das Nashville-Konzert ist eine hervorragende Möglichkeit, sich in Crocketts Portfolio hineinzuhören. Das ist nämlich durchaus breit aufgestellt und keineswegs geeignet nur für Cowboyhutträger. Natürlich schnulzt sich immer mal wieder die von Nathan Fleming vorzüglich bediente Pedal Steel mit einer leichten Überdosis Zucker durchs Repertoire. Crocketts Song „The Valley“ geht sogar glatt als kleiner Bruder der Herzschmerzhymne „Help Me Make It Through The Night“ durch. Und mit „Don’t Tell Me That“ gibt’s auch einen schön groovenden Ausritt in Richtung Western-Swing. Doch Crockett gründelt durchaus in anderen Gefilden. T-Bone Walkers „Travelin’ Blues“ ist ja eher eine Bluesnummer, Jerry Reeds „I Fell For You“ eine düstere Erinnerung an die 60er-Jahre.
Voll auf den Frontmann zugeschnitten
Die Show ist sehr stark auf die sonore Baritonstimme des Frontmanns zugeschnitten, sodass eher selten volle Backgroundchöre erklingen. Aber Crocketts Kehle trägt souverän durch den Abend; der enthusiastische Applaus lässt erahnen, dass es möglicherweise nicht das letzte Gastspiel des Barden im „Ryman Auditorium“ war.