Essen. Dan & Shay sind grammygekürte Jungs aus Nashville. Ihr neues Album „Bigger Houses“ klingt nach frischem poppigen Countryfeeling. Und sehr glatt.
Für das Coverfoto ihres neuen Album backen Dan & Shay ziemlich kleine Brötchen. Etwas deplatziert hocken die beiden US-amerikanischen Countryhelden da auf einem winzigen Häuschen und schauen ziemlich deppert in die Gegend. Aber es ist wohl die pure Ironie, schließlich haben die beiden seit über zehn Jahren in Nashville lebenden Jungs ihren soeben erschienenen Silberling „Bigger Houses“ (Warner Music) getauft.
Insgesamt hätten sie eh ziemlich viele gute Gründe für großspuriges Auftreten. Die beiden Singer-Songwriter, die gerade erst in den 30er-Lebensjahren stehen, haben immerhin schon drei Grammy-Trophäen in ihren Wohnzimmern aufstellen dürfen. In den USA sind Daniel (Smyers) und Shay (Mooney), anders als hierzulande, wo sie kaum jemand kennt, eine echte Macht im Musikbusiness. Sie füllen Stadien, sind Stammgäste in den Countrycharts, konnten mehr als elf Milliarden Streams verbuchen ...
Musik mit Wohlfühlfaktor
Wer sich durch die zwölf neuen Lieder gehört hat, weiß auch, warum diese Jungs Erfolg haben. Zumindest im erweiterten Countrygenre klingen derzeit nicht viele so frisch und modern wie das Duo. Die Kehlen verschmelzen perfekt, meistens singen sie zweistimmig, beide sind mit einem angenehmen Timbre gesegnet. Musik mit Wohlfühlfaktor. Gerne Dur, gerne hymnisch. Vielleicht ist das der einzige Störfaktor, der einen beim Lauschen befällt. Es klingt alles total glatt, total schön, es findet sich aber auch nicht ein Fitzelchen Dreck in diesen Stimmen, in diesen Songs, in diesen Arrangements.
Es geht natürlich um Liebe
Eine Nashville-Hochglanzproduktion eben, aber handwerklich halt auch eine vom Feinsten.
Der erste und der letzte Song bilden eine hübsche Klammer. Der eingängige Eröffnungstitel „Breakin’ Up With A Broken Heart“ (natürlich: Es geht um Liebe ...) ist fast schon mehr eine Popnummer als Musik für den Cowboyhut. Der Rausschmeißer hingegen, der Titelsong, gründelt tief in traditionellen Musizierweisen – und ist versehen mit dem obligatorischen Ins-trumentarium wie Geige, Mandoline, Banjo, Kontrabass. Und wer sich das Lineup im Studio anschaut, entdeckt Koryphäen wie den Pedalsteel-Gott Paul Franklin oder das Bluegrass-Saitengenie Bryan Sutton. Da kann handwerklich aber auch gar nichts mehr schiefgehen.
Zwischendrin kredenzen Dan & Shay mal schwebenden Sechsachtel („For The Both Of Us“, mit leicht irischem Einschlag), mal fröhlich Trabendes wie „We Should Get Married“.
Kurzum: beste Unterhaltung.