Gladbeck/Peniche. Sascha Utecht ist mit seiner Familie aus dem Revier an die Atlantikküste gezogen und hat dort ein völlig neues Leben begonnen. Wie es dazu kam.
Die Entscheidung fiel mitten in der Corona-Zeit. Dabei lief es gut für Sascha Utecht. Ein Job im gehobenen Management, eine gesicherte Zukunft. Und trotzdem waren da diese Gedanken, hartnäckig wie Kopfschmerzen: Kommt da noch was? Oder bleibt es jetzt so, bis zur Rente? Und: Ist es das, was ich tatsächlich will? Rückblickend habe sich vermutlich auch eine frühe Midlife-Krise dazugesellt, überlegt der heute 42-Jährige, kombiniert mit einer Erkenntnis aus der Zeit der Pandemie: So schnell kann alles vorbei sein.
Utecht zog die Konsequenzen. Er krempelte sein Leben um und wanderte mit seiner Familie aus. Im Juli 2021 ist er aus Gladbeck nach Portugal gezogen, das ganze Hab und Gut in Containern. Und auch das mit dem Management ist heute Vergangenheit. Inzwischen schreibt Utecht Kinderbücher. Ein echtes Herzensprojekt.
Punkrock und Ökotrophologie
Und eine weitere Station eines ungewöhnlichen Lebens. In den Nullerjahren spielte Utecht als „Utti“ Schlagzeug bei der Punkrockband Massendefekt. 160 Konzerte und drei Studienalben blieb er dabei. Parallel beendete er damals sein Studium der Ernährungswissenschaften. Als Ökotrophologe sollte er dann auch Karriere machen. Utecht arbeitete in verschiedenen Firmen, von der Dortmunder Westfalenhalle bis zu Evonik, wo er bis ins Qualitätsmanagement aufstieg.
Heute hat er mit all dem abgeschlossen. Ans Meer wollten er und seine Frau schon immer, erinnert er sich. Portugal kannten die sie bereits – in Peniche, wo sie heute leben, haben sie ihren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht. Unzählige Gespräche haben sie geführt, bis sie sich entschlossen haben, Deutschland zu verlassen. Utecht: „Schließlich haben wir gedacht: Okay, wir versuchen das jetzt.“
„Inzwischen sind wir froh, dass wir durchgehalten haben“
Die Wohnungsbesichtigungen gingen größtenteils mit dem Handy über die Bühne. Jetzt lebt das Paar mit seinem siebenjährigen Sohn Felix in einem schönen Reihenhaus und genießt eine Umgebung, die Utecht als Schmelztiegel der Nationalitäten beschreibt. Längst hat er Freunde aus den USA und aus Brasilien dazugewonnen. „Man braucht Mut und Durchhaltevermögen“, sagt er. „Das erste Jahr funktioniert gut, im zweiten Jahr kommen die Zweifel. Und inzwischen sind wir froh, dass wir durchgehalten haben.“
Damals, als der Entschluss feststand, hat er mit seinem Arbeitgeber verhandelt. Aber auf einen Remote-Job, also ohne Präsenzpflicht, ließ man sich nicht ein. Daraufhin hat Utecht gekündigt, bei einem Startup als Kundenbetreuer neu angefangen. Heute muss er über seinen Wagemut schmunzeln: Dass er weit weniger verdiente, störte ihn nicht. Utecht hat sich dann ein zweites Mal hochgearbeitet. Und Anfang 2022 wieder gekündigt. Seitdem widmet er sich ganz dem Schreiben.
Die drei Roboter Curly, Mick und Duke schieben Rettungsdienst
Dynamisch wirkt er, selbstbewusst und unbeschwert zugleich. Seine Augen blitzen, wenn er von seiner Leidenschaft erzählt: Schon in jungen Jahren hat er den ersten Teil einer Science-Fiction-Trilogie zu Papier gebracht, verrät er. „Das Kreative kam immer wieder hoch. Wenn ich schreibe, habe ich Schmetterlinge im Bauch.“
Nun also sind es Kindergeschichten geworden – und daran ist sein Sohn schuld. An der Atlantikküste frönt Sascha Utecht seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Wellenreiten. Als er eines Tages vom Strand nach Hause kam, wollte der Kleine wissen, weshalb es keine Roboter gibt, die surfen. Für Utecht eine Initialzündung: Tja, dachte er – warum eigentlich nicht?
Utecht schrieb die Story, entwarf die Figuren, ließ sich von seinem Kind beraten. Inzwischen sind sie nun zum Leben erwacht: Curly, Mick und Duke, die Surfbots, knuffige kleine Kerle, die nach einem Upgrade auf einem fernen Planeten lebendig geworden sind und nun vor der Küste von Lauloa-City Rettungsdienst schieben. Gezeichnet hat sie der Illustrator Luis Peres, der ebenfalls in Portugal lebt.
Neulich in Deutschland an der Supermarktkasse
Das erste Abenteuer „Gefährliche Strömung“ ist im Selbstverlag erschienen und kann via Amazon bestellt werden. Das zweite soll jetzt folgen. Utecht ist stolz, dass er auch diesen Schritt gewagt hat. „Ich wusste: Wenn du es nicht versuchst, wirst du es immer bereuen.“
Bisher läuft es langsam an. Das Feedback und die Kritiken sind gut, die Verkaufszahlen könnten besser sein. Aber der 42-Jährige ist niemand, der sich den Schneid abkaufen lässt. Er will am Ball bleiben.
Utecht und seine Frau fühlen sich in ihrer neuen Heimat wohl. Ihren Schritt haben sie nicht bereut, obwohl das Lohnniveau niedrig ist und das Erlernen einer neuen Sprache nicht leicht. Dennoch ist es ein gutes Leben. Vieles laufe einfach anders, schildert Utecht. Und das betrifft vor allem die Einstellung. Obwohl die Menschen weniger Geld hätten, seien sie „relaxter“. Und das wirke sich auf die eigene Haltung aus. „Das Strenge, das Verbissene, haben wir abgelegt.“
Kürzlich war der Auswanderer für eine Woche in München. Im Supermarkt die typischen Szenen: Die Schlange lang, alle meckern, irgendwann brüllt einer von hinten aggressiv nach einer zweiten Kasse. Szenen deutschen Miteinanders. „Das“, winkt Utecht ab, „gäbe es in Portugal nicht.“
>>> Die „Amazing Surfbots“ <<<
Teil eins der Reihe „The Amazing Surfbots“ dreht sich um eine waghalsige Rettungsaktion für eine Gruppe Surfschüler und den Kampf gegen die Naturgewalten vor der Küste von Lauloa.
Das Buch ist für Kinder ab fünf und kann via Amazon bestellt werden: Entweder als E-Book (ISBN 978 989 537 8340) oder Paperback (ISBN 978 989 537 8357). Das E-Book kostet 3,99 Euro, das Paperback neun Euro.
In ihrem zweiten Abenteuer werden sich die Surf-Roboter Curly, Mick und Duke mit ihrer Menschenfreundin Emmi um einen Umweltskandal kümmern.
Alle Infos zur Reihe und zum Autor: www.surfbotpower.com/de