Dortmund. Phoenix des Lumières in Dortmund zeigt nicht nur Klimt und Hundertwasser, sondern auch eine Reise ins All. Und dabei bebt die alte Gebläsehalle.

Über 300.000 Besucher hatte die digitale Klimt- und Hundertwasser-Show in der Dortmunder Gasgebläsehalle auf Phoenix West bislang seit ihrem Start Ende Januar – Renaud Derbin, Direktor des weltweit operierenden Rundumbilderproduzenten Culturespaces Digital ist sichtlich stolz, diese Zahl nennen zu können. Und nun erweitert Phoenix des Lumières auch noch das Programm: Für drei Monate gibt es zusätzlich zu den Wiener Meistermalern den 45-minütigen Rundumfilm „Kosmos: Eine unendliche Reise“ mit atemberauben nahen und plastischen Bildern vom Mond, vom Mars und den Ringen des Saturn. Wer die Phoenixhalle danach verlässt, wird wohl kaum je wieder vergessen, dass das All voller Brocken, Klumpen und Kometen ist.

Wenn die Ariane-Rakete der europäischen Raumfahrt-Einheit Esa startet, lässt das Wummern die alte Phoenixhalle erbeben – und die Qualm- und Rauchwolken scheinen sich durch die Halle zu den Besuchern zu wälzen. Sicherlich die intensivste Erfahrung der Show, die von 97 Projektoren auf die Wände der Halle und die Zylinder im Innern gebracht wird. Sie beginnt mit zeichnerischen Versionen der Sternbilder und antiker Astronomie von Pyramiden und Inka-Reliefs.

Phoenix des Lumières mit Wagners „Rheingold“ und „Gimme Shelter“ von den Stones

Da startet eine Ariane-Rakete – und ihr Wummern bringt die alte Gasgebläsehalle auf Phönix West zum Beben.
Da startet eine Ariane-Rakete – und ihr Wummern bringt die alte Gasgebläsehalle auf Phönix West zum Beben. © Culturespaces | Falko Wübbecke

Es geht aber eher um die Raumfahrt des 20. und 21. Jahrhunderts, die Show ist schließlich das Nebenprodukt einer Zusammenarbeit mit der 1961 gegründeten französischen Raumfahrtbehörde CNES, zu deren Jubiläum Culturespaces Digital einen Film produziert hat. Die Reise in den Kosmos beginnt mit dem Wettlauf ins All, der in den 50er-Jahren zum Schauplatz des Kalten Krieges zwischen Ost und West wurde. Dramatisierend erklingt zu den Bildern Wagners „Rheingold“-Ouvertüre, abgelöst von den Rolling Stones mit „Gimme Shelter“. Wir hören Neil Armstrongs Satz vom kleinen Schritt für ihn und einem großen für die Menschheit im knarzenden Original einer noch undigitalen Funkverbindung. Wir sehen Laborarbeit an Forschungssonden und Bilder von der internationalen Raumstation ISS, Raumfahrer begrüßen ein­ander oder joggen in der Schwerelosigkeit auf einem Laufband an der Wand. Und David Bowie singt „Life On Mars?“, wenn ungeheuer plastische Aufnahmen unseres Nachbarplaneten über die Wände ziehen, Landschaften, die begehbar wirken, weil man die Kälte nicht sieht. Und was man selten sieht: Gebirgszüge eines Kometen, aufgenommen mit der Raumsonde Rosetta.

Zu alledem lesen wir über den kosmischen Bildern auch all-umfassende Einsichten von Philosophen oder auch das Bonmot, wonach die Erde die Wiege der Menschheit ist, aber man ja nicht immer in einer Wiege lebe (das aber von dem russischen Raketenpionier Konstantin Ziolkowski und nicht von Kurt Tucholsky stammt). Dass derzeit viele Zitate auf Englisch über die Wände flimmern, soll sich noch ändern.

Phoenix des Lumières lässt den keuchenden Atem von Astronauten hören

Und wieder sehen wir, wie kostbar der „Blaue Planet“ ist, die Perle unseres Sonnensystems.
Und wieder sehen wir, wie kostbar der „Blaue Planet“ ist, die Perle unseres Sonnensystems. © FFs | Olaf Fuhrmann

Und die Umrisszeichnungen von Mann und Frau, die in den Raumsonden Pioneer 10 und 11 steckten – sie waren als Nachricht an Außerirdische gedacht, damit sie eine Vorstellung davon entwickeln können, wie die menschlichen Bewohner des Planeten Erde aussehen. Dann wiederum ziehen Namen von Sternsystemen wie Sombrero Galaxie, NGC 3572 und Helix Nebula vorbei – und wenn wir den (vor Aufregung?) keuchenden Atem eines dick eingepackten Astronauten beim Überfliegen des „Blauen Planeten“ hören, ist das kosmische Erlebnis auf dem Boden der Phoenixhalle fast schon vorbei. Es lässt uns bei aller Bilderflut auch ein wenig innehalten in unserer irdischen Hektik und sehen, hören, begreifen, wie winzig klein und unbedeutend wir doch sind.

Die Laufzeit, die Öffnungszeiten, der Eintritt, der Ort

Bis 5. Januar 2024. Phoenixplatz 4, 44263 Dortmund. In den Herbst- und Winterferien läuft die „Kosmos“-Reise: Di 10-19 Uhr Fr/Sa 14:30-21:15 Uhr; Mo/ Mi/Do/So 14:30-19 Uhr. Jenseits der Ferien: Di 10-17, Fr/Sa 14:30- 21:15 Uhr, So 14:30-19 Uhr. Ansonsten laufen weiterhin die Shows „Klimt“, „Hundertwasser“ und „Journey“. Eintritt: 15 €, Familien 40 €. Online-Ticketbuchung empfohlen. www.https://tickets.phoenix-lumieres.com.