An Rhein und Ruhr. Friederich Oetker hat in NRW eine Serie nach Romy Hausmanns Erfolgsroman gedreht. Mit der Region verbindet er die alte Heimat – und den Stau.
Für Friederich Oetker war es eine Rückkehr in die alte Heimat. Für ein paar Wochen hat es ihn wieder nach Nordrhein-Westfalen verschlagen, Dreharbeiten in Köln, Bonn, Aachen und Niederkrüchten. Aufgewachsen ist der 41-jährige Autor und Filmproduzent in Wittlaer, an der Grenze zwischen Düsseldorf und Duisburg. Inzwischen lebt er in München, wo er seit zwölf Jahren für Constantin Film arbeitet. Oetker ist öfter bei seinen Eltern, aber diesmal war die Autorin Romy Hausmann Anlass für seinen Besuch. Aus ihrem Bestseller „Liebes Kind“ ist eine sechsteilige Mini-Serie entstanden, die jetzt bei Netflix zu sehen ist.
Ein idealer Filmstoff
Friederich Oetker („Die Wannseekonferenz“, „Das geheime Leben der Bäume“) hält den Psycho-Thriller „Liebes Kind“ für einen idealen Filmstoff. Er habe den Roman förmlich verschlungen: „Das ist ein Pageturner. Ich habe auf Seite 185 den ersten Schluck Wasser getrunken.“
Die Geschichte erinnert an das Martyrium von Natascha Kampusch und erzählt von einer Frau namens Lena, die mit den Kindern Hannah und Jonathan unter der Herrschaft eines Psychopathen in einem abgesicherten Haus lebt. Dort gelten strenge Regeln: Zu vorgeschriebenen Zeiten nehmen sie ihre Mahlzeiten ein, gehen auf Toilette und ins Bett. Sobald ihr Peiniger den Raum betritt, stellen sie sich auf und zeigen ihre Hände vor.
Doch eines Tages gelingt der jungen Frau die Flucht. Das Drama beginnt, als sie plötzlich wieder vor der Türe steht. Aber können sie und ihre Kinder wirklich entkommen?
Nun wird das viel gelobte Buch zur Mystery-Thriller-Serie, was gegenüber einem Film den Vorteil biete, multiperspektivisch erzählen zu können, wie Oetker schildert. Regie führen Isabel Kleefeld und Julian Pörksen (die beide auch das Drehbuch schrieben); in den Rollen sind Kim Riedle, Justus von Dohnányi, Hans Löw und Birge Schade dabei.
Eine neue unverbrauchte Location
Oetker ist immer gern an Rhein und Ruhr. Er mag die Bayern („barock und lebensbejahend!“), aber nicht zuletzt, weil sie ähnlich hedonistisch seien wie die Rheinländer. „Nirgendwo ist es so schön wie in NRW“, schwelgt der Filmemacher. „Wenn der Stau beginnt, fühle ich mich gleich zuhause.“
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Gedreht hat er in NRW zum ersten Mal. Beeindruckt haben ihn Orte wie der ehemalige Truppenübungsplatz in Niederkrüchten mit seinen verlassenen Munitionsbunkern: „Eine eindrucksvolle Landschaft, eine Area 51.“ Bislang ungesehen, sagt Oetker dazu. Heißt: eine neue, unverbrauchte Location.
Assistent von Bernd Eichinger
Der 41-Jährige ist schon viele Jahre im Geschäft. Angefangen hat er 2010 als Assistent des Filmproduzenten Bernd Eichinger: „Da gab es Netflix noch gar nicht. Ich bin eigentlich ein großer Anhänger des Kinos.“ Doch inzwischen sind die Streamingdienste auch für Filmschaffende Alltag geworden. „In den letzten zwölf Jahren hat sich viel verändert. Da muss man flexibel sein.“ Zuletzt habe es in der Branche eine große Überkapazität gegeben. Inzwischen schrumpfe der Markt bedenklich.
Ab Januar 2024 ist Oetker auch wieder im Kino präsent. Mit „Home Sweet Home“, einem Horrorfilm. Aber dabei geht es dann ausdrücklich nicht um Nordrhein-Westfalen.