Dortmund. Iron Maiden spielen das erste von zwei aufeinanderfolgenden Konzerten in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle. Die Band bleibt eine Bank.
Iron-Maiden-Fans sind treu – und das zeigen sie auch: Auf wenigen Konzerten trägt das Publikum so einheitlich Shirts ihrer Band, wie es am Dienstagabend in der Dortmunder Westfalenhalle zu beobachten ist. Überall prangt das markante Logo, meistens mit dem beliebt-berüchtigten Monstermaskottchen Eddie. Im Jahr 48, nachdem Bassist Steve Harris die Band am ersten Weihnachtstag 1975 gründete, ist ein Maiden-Konzert immer noch Pflichttermin, mitunter eine Wallfahrt für Headbanger und Metalheads. Denn die britischen Musiker liefern den klassischen Stoff, auf den sich so ziemlich alle einigen können, die ein zünftiges Riff zu schätzen wissen.
Deshalb ist die Westfalenhalle an diesem Abend gefühlt bis auf den letzten Platz ausgebucht. Der Innenraum wirkt sogar noch voller als bei anderen ausverkauften Konzerten, was daran liegen kann, dass die Fans – trotz der mittlerweile vielen grauen Strähnen in den langen Haaren – mindestens so viel Energie an den Abend legen wie Frontmann Bruce Dickinson. „The Future Past“ heißt die aktuelle Tour, auf der die Band zum einen ein Glanzstück ihrer Frühzeit feiern will: das Album „Somewhere In Time“ von 1986. Zudem wollen sie auch ihr aktuelles Werk „Senjutsu“ ausgiebig auf die Bühne bringen.
Um 21 Uhr stürmen die Musiker die Bühne
Um 21 Uhr stürmen die Musiker begleitet von ein paar ordentlichen Feuerbällen auf die Bühne, im Hintergrund eine futuristische, asiatisch anmutende Stadtkulisse. Sänger Dickinson sprintet mit Sonnenbrille und langem Mantel ans Mikro und wirft sich in das Eröffnungsstück „Caught Somewhere In Time“, das seit 1987 auf keiner Setlist mehr stand. Gitarrist Janick Gers zeigt schon nach wenigen Minuten seine altbekannte Pose: Er schmeißt ein Bein hüfthoch auf eine der Boxen wie ein schwermetallische Dehnübung und lässt seinen Arm wie eine Windmühle über die Gitarrensaiten fliegen. Auch der Rest der Band scheint bestens gelaunt, hüpft zwar nicht mehr wie zu Urzeiten über die Bühne, von „gemütlich“ sind alle aber noch entfernt.
„Scream for me, Dortmund“ heizt Dickinson das Publikum an, das eigentlich gar nicht mehr animiert werden muss, weil es bei jedem Song mitsingt, klatscht und eben auch schreit. Vereinzelt sind kleine Moshpits zu erkennen, hier und da schwebt auch mal ein Crowdsurfer über die Köpfe der anderen. Es folgen Klassiker wie „Stranger In A Strange Land“, „The Prisoner“ oder das vor diesem Jahr noch nie live gespielte „Alexander The Great“, dazu viele neue Stücke wie „The Writing On The Wall“ oder „Death Of The Celts“. Mehrfach betritt das überdimensionale Maskottchen Eddie die Bühne, liefert sich mit Sänger Dickinson unter anderem ein Feuergefecht und spielt letztlich auf seinem übergroßen Säbel Luftgitarre. Nach fast jedem Lied wechselt das Hintergrundbild.
Die erste Zugabe hat über elf Minuten Länge
Zur Höchstleistung dreht das Publikum bei „Fear Of The Dark“ kurz vor Schluss auf, die rasante wie ruppige Bandhymne „Iron Maiden“ beschließt das reguläre Set. Doch natürlich ist das Publikum jetzt richtig angeknipst – und die Band legt noch einmal nach: Die erste Zugabe hat mit „Hell On Earth“ über elf Minuten Länge, dafür gibt es schön viel Feuer- und Flammenkanonen. Es folgt „The Trooper“, einer der bekanntesten Maiden-Songs. Trotzdem verpasst Dickinson seinen Einsatz zur zweiten Strophe. Es sei ihm verziehen, denn der Frontmann hat den gesamten Abend über bemerkenswert gut gesungen. Die Band verabschiedet sich schließlich mit dem hymnischen „Wasted Years“. Fazit: Spielerisch zwar ausnahmsweise keine perfekte Show, aber das dürfte keinen Fan gestört haben. Denn Iron Maiden sind und bleiben eine Bank. Scream for me, Dortmund!
Am Mittwochabend treten Maiden noch einmal in der Westfalenhalle an.