Düsseldorf. Seit Dry Cleaning ihre ersten Stücke vorspielten, wird die Band aus Süd-London gefeiert. In dieser Woche stehen sie in Düsseldorf auf der Bühne.

Ist Florence Shaw die neue Kim Gordon? Die Frontfrau von Dry Cleaning jedenfalls singt so cool, dass Fans von schönem Krach wohl unweigerlich die Bassistin der legendären Sonic Youth, die ja auch gelegentlich ins Mikro hauchte („Kool Thing!“), vor Augen haben.

Vor sechs Jahren war es, als in einer South Londoner Karaoke-Bar Bassist Lewis Maynard, Drummer Nick Buxton und Gitarrist Tom Dowse, die in verschiedenen Bands zusammen Musik machten, Florence Shaw trafen. Die beschäftigte sich bis dahin lieber mit Kunst und arbeitete als Unidozentin – eine Karriere als Sängerin? „Ich habe vor der Bandgründung nichts Vergleichbares gemacht. Ich habe weder Gedichte geschrieben noch Songs gesungen“, gibt die mittlerweile 33-Jährige in einem Interview mit „Deutschlandfunkkultur“ zu. „Ich komme eigentlich von der bildenden Kunst. Als wir die erste Band-Probe hatten, habe ich das Mikrofon eingeschalten und wir hatten sofort unseren Stil“, erzählt Shaw, die auch mit der legendären Anne Clark verglichen wird.

Am kommenden Donnerstag, 27. Juli, sind Dry Cleaning ab 20 Uhr im zakk zu sehen.
Am kommenden Donnerstag, 27. Juli, sind Dry Cleaning ab 20 Uhr im zakk zu sehen. © veranstalter

John Parish produziert Debüt

Doch manchmal kommen die Dinge eben anders als gedacht, und so entstand eines der spannendsten Bandprojekte der letzten Jahre. Für die Fertigstellung ihres Debütalbums lassen sich Dry Cleaning ordentlich Zeit. Zwei Jahre nach einem ersten Vorgeschmack mit gleich zwei EP’s („Sweet Princess“ und „Boundary Road Snacks“, beide von 2019) erscheint im April 2021 in „New Long Leg“ endlich ein Longplayer.

Das von John Parish (unter anderem langjähriger Sidekick von PJ Harvey) produzierte Werk trifft einen Nerv. Rau ist ihr Sound, in den Songs gibt es viele Brüche, doch stets schwebt über den lärmenden Gitarren und dem bisweilen böse wummernden Bass Florence Shaws eigenartiger Sprechgesang. Dabei sind Dry Cleaning durchaus radiotauglich, beispielhaft sei hier das Stück „Strong Feelings“ genannt, das in vier Minuten eine geradezu hypnotische Wirkung entfaltet.

„Ich schreibe sehr impulsiv, und ich verwende auch Texte, die ich irgendwo aufgeschnappt habe. Die Themen kreisen um mich als Frau in dieser Welt, um die Beziehungen, die ich eingehe, und um die Art, wie wir unser Leben organisieren und ordnen“, verrät Florence Shaw, um gleich abzuschwächen: „So genau weiß ich das aber auch nicht. Der tiefere Sinn wird sich mir wohl erst in einigen Jahren erschließen. Vielleicht steckt aber auch gar keine Bedeutung hinter den Texten.“

Reifer und doch versponnen

Schon vor der Veröffentlichung ihres zumindest in Indiekreisen gefeierten Erstlings sind Dry Cleaning auf Tour gegangen – zunächst auf der britischen Insel, aber bald auch auf dem Festland und somit auch in Deutschland. Ein Jahr später folgt in „Stumpwork“ das nächste Studioalbum, es wirkt reifer und vielseitiger, hat aber etwas von der rätselhaften Aura des Erstling „New Long Leg“ verloren. Das ändert nichts darin, dass wir es hier mit einem der spannendsten Post-Punk-Bands der vergangenen Jahre zu tun haben. Schön, solche Acts in der Nähe zu erleben!

Dry Cleaning, Donnerstag, 27. Juli, 20 Uhr, zakk, Fichtenstraße 40, Düsseldorf. Tickets für 24 Euro (plus VVK-Gebühr) auf www.zakk.de, Abendkasse 28 Euro.