Düsseldorf. Harry Styles rockt Düsseldorf überaus charmant: Familienfeier im Fußballstadion. Nur einmal erntet ein Buhmann ein zehntausendfaches „Fuck you!“

Wenn plötzlich tausende junger und mehr als junger Frauen mit Federboas in allen Farben des Regenbogens, mit herzförmigen Sonnbrillen oder rosafarbenen Röcken unterwegs sind, dann weißt Du: Das ist nicht Karneval – Harry Styles ist in der Stadt! Und die Mädels mit einem „H“ hier und einem „S“ dort sind auf dem Weg ins Stadion, denn normale Hallen sind längst zu klein für den ehemaligen One-Direction-Sänger, der eine Weile mit Federboas posierte, nur Rosa trug und auf dem Cover der Vogue im Kleid posierte, um klarzumachen, dass sich niemand auf eine Geschlechtsidentität festlegen lassen muss. So bleibst du auch mit 29 noch Jugendlicher.

Und sichert sich Fans. Styles hat seine bereits 2021 gestartete „Love on“-Tournee verlängern müssen, weil die Fans keine Ruhe geben. So kommt es, dass er nun innerhalb von elf Monaten nach seinem Kölner Konzert zum zweiten und einen Tag später gar zum dritten Mal am Rhein spielt, vor einem Publikum, das schon ohne seinen Star zum Feiern fest entschlossen ist: Gesungen, gehüpft, gefeiert wurde in der ausverkauften Düsseldorfer Arena schon lange bevor Mr. Styles unter tosendem Jubel und Kreischen in Kreissägen-Qualität zu seinem etwas mehr als anderthalbstündigen Konzert antrat. Er musste einfach nur „Düsseldorf“ sagen, schon rastete das Stadion aus.

Harry Styles ruft „Seid, wie ihr wollt!“ und „Fühlt euch alle frei!“

Und schon waren alle schnell in jenem Regenbogenparadies, das der extraschlanke Mann mit den markanten Tattoos unterm türkisfarbenen Top in „Adore You“ schon am Anfang besingt, Erdbeerlippenstift-Rausch inklusive. Styles schickt Küsse nach vorn, schickt sie ins weite Rund. In der umwerfend guten Band sorgen Schlagzeugerin Sarah Jones und Elin Sandberg am Bass für einen Drive, den es nur live geben kann; der Soulpop bekommt so eine rockige Note, dafür greift Yaffra dann so sanft in die Tasten, wie es der Geist von Styles-Songs ist. Wenn ein Weltstar derzeit samtene Achtsamkeit lebt und mit Queerness auf befreiende Weise spielt, dann ist es Harry Styles: „Seid, wie ihr wollt“, sagt er, „fühlt euch frei“, alles geht, jeder und jede ist okay – das ist ja auch für wundgescheuerte Teenager-Seelen erlösender Balsam.

Eine hat auf ihr Schild geschrieben, sie sei an ihrem 18. Geburtstag von ihrem Freund betrogen worden, da schallt ausnahmsweise mal ein aggressives „Fuck you!“ aus zehntausenden Kehlen durchs Rund; aber für das Mädel, das heute Geburtstag hat, singen sie dann „Happy Birthday“, angestimmt von Chorleiter Harry S.

„Watermelon Sugar“, „As It Was“ und „Kiwi“

Der perfekte Gastgeber auf diesem „Familienfest“ scheint alle mit seinen weit ausholenden Gesten zu umarmen. Und dankt, dankt, dankt dem ganzen Stadion für seine „Unterstützung“, und sie danken es ihm zurück. Seine beiden Über-Hits „Watermelon Sugar“ und „As It Was“ spart sich der Mann in der Silberhose bis zum Finale auf, und mit „Kiwi“ ist dann definitiv Schluss. Aber diesen unwiderstehlichen Charmeur werden sie alle noch für eine ganze Weile im Herzen nach Hause tragen.