Gelsenkirchen. Nachhaltig: In der Gelsenkirchener Stadtbibliothek gibt es nun eine Saatgutbibliothek. Das steckt hinter der Idee, so soll es funktionieren.
Es ist eine Ausleihe der etwas anderen Art, die erst seit kurzer Zeit in der Gelsenkirchener Stadtbibliothek möglich ist – und dabei geht es weder um Bücher, Zeitschriften, Filme oder Spiele. Als Projekt zum Erhalt der regionalen Artenvielfalt ist Ende Mai Gelsenkirchens erste Saatgutbibliothek mit ihrem Angebot an den Start gegangen. Das Prinzip dahinter ist ziemlich einfach, funktioniert eigentlich wie die Stadtbibliothek selbst, ist kostenlos und lässt sich mit folgenden Worten beschreiben: ausleihen, aussäen, ernten, zurückgeben.
Projekt für mehr Artenvielfalt: Gelsenkirchen hat jetzt eine Saatgutbibliothek
„Letztendlich geht es um den Nachhaltigkeitsgedanken“, erklärt die Leiterin des Medienzentrums der Zentralbibliothek, Bianca Herms. Gerade der sei in den Bibliotheken sowieso schon sehr stark verankert, somit passe das Zusammenspiel sehr gut.
In einem alten Katalogkasten haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtbibliothek untergebracht, womit Hobbygärterinnen und Hobbygärtner im eigenen Garten, im Kleingartenverein oder auf dem heimischen Balkon arbeiten können. Zum Ensemble gehören außerdem einige Ratgeber, die ausgeliehen werden können und bei der Aufzucht unterstützen sollen.
Kostenloses Saatgut für den eigenen Garten: „Die meisten finden das richtig gut“
In kleine Tütchen verpackt, warten Samen aus biologischem Anbau, etwa von wilder Möhre, Tagetes, Nachtkerze, weiteren Gemüsepflanzen und Blumen darauf, ausgebracht zu werden. Das Saatgut sei bislang von Mitarbeitern der Stadtbibliothek, aber auch von Kundinnen und Kunden gespendet worden, berichtet Bianca Herms. Fast einen Monat nach der offiziellen Eröffnung sind nun nur noch wenige Tütchen da – und „die meisten finden das richtig gut“, hat Herms beobachtet.
Wer Samen leihen möchte, wird gebeten, maximal drei Tütchen mitzunehmen. Nach der erfolgreichen Aussaat und einer ebenfalls hoffentlich erfolgreichen Ernte im Herbst sollte ein Teil der Saat abgenommen und in kleine Tüten verpackt zurück in die Räume an der Ebertstraße gehen. Die Tütchen gibt’s in der Stadtbibliothek. „Es wäre sehr schön, wenn die Samen wieder zurückkommen“, wünscht sich Bianca Herms. Ihre Befürchtung sei allerdings, dass das über die kommenden Wochen vergessen werde.
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Die Idee der Saatgutbibliothek kommt eigentlich aus den USA – entstanden als Gegenbewegung zu gentechnisch veränderten Saaten. Mit den sogenannten „Seed libraries“ soll die alte Sortenvielfalt erhalten werden. Auch in anderen Städten des Ruhrgebiets wie beispielsweise Bochum, Hattingen, Witten, Dortmund oder Mülheim gibt es ein solches Angebot.
Die Saatgutbibliothek steht allen unabhängig vom Bibliotheksausweis zur Verfügung. Auch weiterhin kann samenfeste, nicht hybride Saat gespendet werden. Weiter Informationen gibt’s unter den Rufnummern 0209 169 2819 oder 0209 169 4378.