Wuppertal. "Kunst und Helfen" - Unter diesem Motto setzt in Wuppertal-Heckinghausen Europas größtes Kunsthotel "ART Fabrik"ebenso kreative wie auch karitative Zeichen.
Das "ART Fabrik"-Hotel strebt ehrgeizig den fünften Stern an, doch von überbordendem Luxus und piekfeiner Eleganz kann keine Rede sein. Eher wirkt die lockere Stimmung wie in einem internationalen Jugendhotel. Das Haus mit den knapp 150 Zimmern ist Wuppertals größtes Hotel, und es sei zu 80 Prozent im Jahr ausgebucht, merkt die ebenfalls junge Hoteldirektorin Martina Weber stolz an.
Hinter der jugendlichen Anmutung steht allerdings - quasi als graue Eminenz - der 67-jährige Unternehmer Erich Bethe. Der Mann hat ein Herz für Hotels, noch mehr Sympathie aber für die Kunst und Kinderhospize. Um all das bestmöglich vereinen zu können, kaufte Bethe vor einigen Jahren die Wuppertaler Immobilie, in der vor 187 Jahren kein geringerer als der weltberühmte Kapitalismus-Kritiker Friedrich Engels als Spross einer betuchten Industriellen-Familie geboren wurde. Bethe also übernahm die alte Metallwaren-Fabrik, ließ entsprechende Hotelstandards einbauen und Künstler aus aller Welt kommen. Die richteten einzelne Zimmer nach ihrem jeweiligen Geschmack ein - als Künstler-Suiten werden sie nun für überraschend kleines Geld im zweistelligen Euro-Bereich pro Nacht angeboten.
Mehr als 200 Künstler hätten sich schon überall in der "ART Fabrik" kreativ getummelt, überschlägt Martina Weber. Doch noch präsentieren sich längst nicht alle Räume als Künstler-Suiten; das Hotel befindet sich nach wie vor in einem kontinuierlichen Zustand des Werdens.
Fünf große Künstler-Ateliers werden von einem Stiftungsrat jährlich kostenlos vergeben, Wechselausstellungen bereichern zudem das Hotel-Innere. Wer Kunst kaufen möchte, findet hier reichlich Angebote; vom Erlös gehen dann automatisch 30 Prozent an die Kinderhospiz-Bewegung. Menschen, die ehrenamtlich in Hospiz-Einrichtungen tätig sind, können zudem in den Konferenzräumen der "ART Fabrik" tagen und übernachten - alles zum Nulltarif.
Gerade wird im Hinterhof ein neues ART-Café eingerichtet; ein Restaurant, vollgepackt mit Kunst an den Wänden, auf den Tischen und sogar an den Rückenlehnen der Bänke, bietet bereits ein schmackhaftes Angebot.
Die zumeist farbenfrohen Hotelzimmer tragen Namen wie "Eden" oder "Narzissus" und überraschen durch flippig-kunstvolles Design. Beuys-Schüler und andere haben sich hier schon verwirklicht, und die Auswahl ist so vielfältig wie der Geschmack eben nur sein kann. Ein Hotelzimmer ist natürlich in Erinnerung an Marx und Engels speziell gestaltet worden. Das war man einer so prominenten Vergangenheit wohl einfach schuldig.
(www.art-fabrik-hotel.de)