Siegerland. Nach Darmstädter 0:4-Pleite ein verbaler Rundumschlag des Torhüters aus Brachbach. Ex-Sportfreunde-Spieler vor U20-Länderspielen.
Um einen lockeren, manchmal auch kritischen Spruch war Marcel Schuhen noch nie verlegen. Jetzt hat der Torhüter des Zweitligisten SV Darmstadt 98 mal so richtig einen rausgehauen und damit das Böllenfalltor erschüttert. Anlass seines Wutausbruchs vor laufenden TV-Kameras war die schlimme Leistung der 98er bei der 0:4-Niederlage bei der SV Elversberg.
„Wir haben ein desaströses Spiel abgeliefert. Von der ersten bis zur letzten Minute, kein Spieler ist an sein Leistungsniveau herangekommen. Man muss seine scheiß Ärmel hochkrempeln und Gas geben. Wenn die sogenannten Basics funktionieren und die Leute anfangen, sich zu verpissen, dann wird man wieder erfolgreich. Die, die sich verpissen, sollen sich verpissen. Und die man gebrauchen kann, kann man gebrauchen“, schimpfte der Brachbacher in ungewohnter verbaler Härte, noch voller Aufregung und Adrenalin. „Wichtig ist, dass sich jeder an die eigene Nase fasst“ - und schloss seine Person damit bewusst ein. „Wir haben jetzt einen Punkt aus vier Spielen. Das müssen wir uns nicht schönreden, das ist einfach überhaupt nicht gut“, fuhr der langjährige 98-Torsteher fort.
Ex-Siegener Darius Scholtysik in der Verantwortung
Zu diesem Zeitpunkt war Cheftrainer Torsten Lieberknecht noch im Amt. Wenige Stunden später gingen er und Darmstadt 98 getrennte Wege. Auf Weiteres wird das bestehende Trainerteam um den Ex-Profi der Sportfreunde Siegen, Darius Scholtysik, und Ovid Hajou die Einheiten leiten - so lange, bis die „Lilien“ einen neuen Cheftrainer verpflichtet haben.
Kein optimaler Spieltag war es auch für den zweiten Zweitliga-Profi aus dem Siegerland: Sven Michel kam mit dem SC Paderborn nicht über ein 0:0 gegen Aufsteiger SSV Ulm 46 hinaus. Der Alchener, zu Saisonbeginn vom FC Augsburg zurück an die Pader gewechselt, wurde in einem zähen Spiel nach einer knappen Stunde ausgewechselt, er hatte nur eine gute Torchance per Kopf. Für ihn kam der ehemalige Juniorenspieler der Sportfreunde Siegen, Ilyas Ansah, auf das Feld, ohne jedoch entscheidende Akzente setzen zu können. Trotzdem wurde Ansah zur U20-Nationalmannschaft eingeladen, die am 5. und 10. September Länderspiele gegen Rumänien und Italien bestreitet. Ansah hat bis jetzt vier Länderspiele absolviert.
Eine Liga höher warten auch die Ex-Profis bei den Sportfreunden Siegen, Alexander Blessin und Peter Nemeth als Trainer-Duo beim FC St. Pauli noch auf den Durchbruch. Das 0:1 beim 1. FC Union Berlin bedeutete die zweite Niederlage im zweiten Spiel. „Was uns gefehlt hat, war die letzte Überzeugung im letzten Drittel. Es ist schwierig, Lösungen zu finden, wenn der Gegner so kompakt steht. Wir sind traurig über die Niederlage, auf der Performance können wir aufbauen“, sagte Blessin.
„Luis Ackermann verliert dieses Spiel. Das hat uns 20.000 Euro gekostet. Das ist schon der dritte Bock diese Saison, es reicht bald.“
Bei Oberligist Rot Weiss Ahlen hat sich Torwart Luis Ackermann dazu entschlossen, den Verein zu verlassen, nachdem ihn sein Trainer Björn Joppe nach der 1:2-Niederlage im Westfalenpokal bei Westfalia Soest öffentlich kritisiert hatte. „Luis Ackermann verliert dieses Spiel. Das hat uns 20.000 Euro gekostet. Das ist schon der dritte Bock diese Saison, es reicht bald“, hatte Joppe gegenüber der Lokalzeitung „Die Glocke“ gepoltert. Zwar entschuldigte sich der Trainer kurz darauf für seine Wortwahl, doch Ackermann zog seine Konsequenzen und löste seinen Vertrag auf. Einen neuen Spieler hat der Konkurrent der Sportfreunde Siegen dafür auch noch verpflichtet: Bajrush Osmani kehrt zurück. Der 23-jährige Mittelfeldspieler stand zuletzt in Dortmund beim TuS Bövinghausen unter Vertrag, hatte zuvor bereits zwischen 2021 und 2023 in Ahlen gespielt. Seine fußballerische Ausbildung genoss er beim Nachwuchs von Schalke 04 und vom VfL Bochum.
Baris Özbek wäscht schmutzige Wäsche
TuS Bövinghausen, die nächste! Kurz nach seinem Rücktritt nach der 1:8-Pleite gegen den TuS Ennepetal (wir berichteten) hat sich Trainer Baris Özbek geäußert und scharfe Kritik geübt. „Das Kapitel TuS Bövinghausen ist für mich erledigt. Ich bin direkt nach dem Spiel zur Kabine gegangen und habe gesagt, dass ich zurücktreten werde, weil ich der Mannschaft nicht weiterhelfen kann. Sie ist nicht Oberliga-tauglich. Bövinghausen war ein Fehler“, wird Özbek bei „Reviersport“ zitiert. Er habe den Job ohne nur angenommen, weil er seinem Freund Ajan einen Gefallen habe tun wollen. Mit Ajan ist Vereinspräsident Ajan Dzaferoski gemeint.
Nicht ganz so schlecht ist es um den SV Schermbeck bestellt, doch der mäßige Saisonstart hat die Verantwortlichen dazu bewegt, zwei „Last-Minute“-Transfers zu tätigen: vom Regionalligisten Türkspor Dortmund, am übernächsten Mittwoch Gegner der Sportfreunde Siegen in der zweiten Westfalenpokal-Runde, kommt Kerem Sengün (24). Er feierte beim 1:3 gegen den VfL Bochum II bereits sein Debüt. An seiner Seite wird künftig Kevin Schacht (21) auflaufen, der von Regionalliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte ausgeliehen wurde.