Essen. Für die Freigelassenen endet ein Alptraum. Aber der Preis ist hoch.
Kriminelle, Spione und ein als Mörder zu lebenslanger Haft verurteilter Agent des russischen Geheimdienstes werden gegen Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Oppositionelle und Menschen ausgetauscht, die wegen absurder Vorwürfe in Russland und Belarus inhaftiert waren. Für die Menschen, die jetzt in ihre Heimat zurückkehren, bedeutet der Geiseldeal das Ende eines Alptraums. Es ist aller Ehren wert, dass sich die Bundesregierung für ihre Freilassung eingesetzt hat, auch wenn der Preis dafür hoch war. Zu hoch möglicherweise: Politisch ist die „Meisterleistung der Demokratie“, wie US-Präsident Joe Biden den größten Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges nennt, ein fatales Signal. Kreml-Diktator Wladimir Putin und sein Vasall in Minsk sind für eiskalten Erpressung belohnt worden. Er hat den Westen so skrupellos wie erfolgreich unter Druck gesetzt und ist damit durchgekommen. Es wird ihm ein Ansporn sein, künftig noch mehr auf Geiseldiplomatie zu setzen. Jeder US-Amerikaner und jeder Europäer sollte es sich künftig dreimal überlegen, nach Russland zu reisen.
Ein Indiz für eine Entspannung des Konflikts zwischen dem Westen und Moskau ist der Austausch nicht. Austausche finden auch zwischen der Ukraine und Russland statt. Den Krieg beenden sie nicht. Es sind Erfolge, mit denen Regierungen innenpolitisch punkten können.
Das kann übrigens auch der türkische Diktator Erdogan. Sein Geheimdienst hat bei dem Deal offenbar vermittelt. Einmal mehr kann er die Türkei als diplomatisches Schwergewicht verkaufen. Bittere Ironie: Ein Geiselnehmer hat einen Geiseldeal mit ausgehandelt. In der Türkei sitzen Dutzende Deutsche im Gefängnis. Viele von ihnen wegen fadenscheiniger Vorwürfe.