Rees-Haldern. Haldern Pop setzt auf Intimität, während die Branche in einer Krise steckt. Festival startet Donnerstag: Viele neue Bands mit Potenzial.

Wenn etwas nicht groß genug ist für dich, gehe näher ran. Diese Maxime könnte für das Haldern Pop Festival besondere Bedeutung haben. Im doppelten Sinne. Zum einen, weil die Festival-Branche zu kämpfen hat und sich die Festivalmacher in dem niederrheinischen Dorf auf eine ihrer Stärken besinnen wollen: großartige Musik ganz intim erleben. Zum anderen, weil für die 41. Auflage vom 8. bis zum 10. August, präsentiert von der NRZ, mit Fontaines D.C. ein Hauptact auf der Bühne stehen wird, bei dem das Publikum womöglich zum letzten Mal so nah herankommen wird.

Viele Bands mit Potenzial 2024 dabei

Zum zweiten Punkt unterstreicht Festivalchef Stefan Reichmann die besondere Chance fürs Publikum. Er durfte vorab in das neue Album „Romance“, das am 23. August erscheint, reinhören. Er ist sich sicher: „Fontaines werden auf dem Land so intim nicht mehr möglich sein. Das neue Album wird durch die Decke gehen.“ Also: letzte Chance, die Iren in Haldern noch einmal ganz nah zu erleben, bevor es nur noch auf die ganz großen Bühnen geht.

+++ Abonnieren Sie den Kanal NRZ Emmerich auf WhatsApp +++

Ohnehin ist die musikalische Sneak-Preview, die Haldern Pop diesmal präsentiert, sehr spannend. Etliche Bands, die nur wenige Lieder veröffentlicht haben, bleiben im Ohr und deuten großes Potenzial an: Crème Solaire, Fat Dog, Big Special, Dog Race oder Picture Parlour. Dazu bilden etablierte Musiker wie Faber, „das deutschsprachige Maß der Dinge“, so Reichmann, Chilly Gonzales, Villagers oder Mick Flannery den Rahmen.

Festivalbranche kämpft mit einer Krise

In Zeiten enormer Inflation und hoher Künstlergagen müht sich die Branche ab, den Kopf über Wasser zu halten. Das Melt-Festival ist schon untergegangen. Splash hat das Wasser bis zur Unterlippe stehen. Große Festivals setzen auf ihre Größe, ringen den Festivalbesuchern Ausgaben ab, mit denen sie auch einen kleinen Urlaub bezahlen könnten. Oder man hat das Glück, sich wie das Wacken Open Air in einer Nische als Marktführer etabliert zu haben. Ein Weg, den Ökonomen zunehmend empfehlen.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg

  • Emmerich: Brandanschlag auf den Blitzer des Kreises Kleve
  • Emmerich: Das ist der neue Leiter des Förderzentrums Grunewald
  • Emmerich: Aus dem Mu Café wird Café La Vie
  • Emmerich: So wurde 50 Jahre Brother gefeiert
  • Rees: So gewinnt man Stadtgutscheine beim Heimatshoppen

Haldern Pop ist mit seinen maximal 7000 verkauften Karten und der geliebten entspannten Atmosphäre zu klein, um den Weg der Großen mitzugehen. Und das war auch nie gewollt. In der Reeser Ortschaft geht es darum, dass die Musiker, das Publikum und die Gastgeber mit ihren hunderten ehrenamtlichen Helfern zusammen kommen. Sie berühren sich, teilen dieses Erlebnis.

Haldern Pop könnte in Zukunft kleiner werden

Dabei sei nicht die Art der Musik entscheidend, sondern die Energie, die Begeisterungsfähigkeit der Künstler. Und dafür hat Haldern Pop ein gutes Händchen. Hat „für Bands im Ausland einen Sehnsuchtsort“ geschaffen. Auch die Musiker wollen dieses persönliche Treffen in Haldern. Auch hier zahlen die Besucher gutes Geld, aber es hat tatsächlich etwas von Urlaub. Dieses Festival tut der Seele ähnlich gut. Das Wetter könnte diesmal übrigens auch mitspielen.

Tempo 30 im Ortskern zum Festival

Für das Haldern Pop Festival vom 8. bis 10. August gibt es Veränderungen im Straßenverlauf. Die Zufahrt des Marktplatzes wird von beiden Seiten komplett gesperrt. Außerdem wird die Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts auf den Straßen Isselburger Straße, Klosterstraße, Bahnhofstraße sowie außerorts auf der Wertherbrucher Straße/L459 bis zur Lohstraße auf 30 KM/H gesenkt.

Die Lohstraße wird als Zufahrt zum Festival zur Einbahnstraße. Die Ausfahrt ist über Kalfhovenweg und Helderloher Straße möglich, die ebenfalls in Richtung der Isselburger Straße/L468 als Einbahnstraße eingerichtet werden. 

Für die Zukunft sei es tatsächlich denkbar, dass Haldern Pop eher kleiner wird, sich auf seine Kernkompetenzen besinnt: „Corona hat uns gezeigt, dass wir das können“, spielt Stefan Reichmann auf die eingeschränkten Sparvariante in der Pandemie 2021 an, die sehr gut ankam. Natürlich könnte man auf Party setzen, auf DJs, Gründe liefern, zum Bier trinken zusammenzukommen, sich den Mechanismen von Google und Apple hingeben. Man könnte Anteile an Konzerne verkaufen, die Gewinnmaximierung vorantreiben. Aber zu welchem Preis? Das wäre nicht authentisch, es wäre ein Konflikt mit der Haldern Pop Welt-, pardon, Dorfsicht.

Ein typischer Haldern Pop-Moment. Loney Dear stellt sein Klavier mitten ins Spiegelzelt. Das Publikum kuschelt sich drumherum. Der Schwede ist dieses Jahr erneut beim Festival.
Ein typischer Haldern Pop-Moment. Loney Dear stellt sein Klavier mitten ins Spiegelzelt. Das Publikum kuschelt sich drumherum. Der Schwede ist dieses Jahr erneut beim Festival. © Haldern Pop | Stefan Daub

Es gibt noch Tickets

Haldern Pop möchte ein Biotop der Aufmerksamkeit sein, wo man auch neue Bands aller möglichen Stilrichtungen kennenlernt, Berührungspunkte schaffen. Die Liebe zur Musik muss bleiben. Jene, die das Festival besucht haben, stellen eben diese typischen Haldern Pop-Stärken heraus. Dafür lohne es sich, zu kommen.

Drei-Tages-Tickets in verschiedenen Modellen zwischen 132,80 und 192,80 Euro sowie Tagestickets zu 86,90 Euro gibt es unter www.pop-tickets.com.