Oberhausen/Gelsenkirchen/Herne. Vier Jugendliche sollen zwei ukrainische Nachwuchs-Basketballer in Oberhausen ermordet haben. Ihnen werden weitere Straftaten vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft hat vier Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren vor dem Essener Landgericht angeklagt. Sie sollen gemeinschaftlich zwei aus der Ukraine stammende Basketballer in Oberhausen ermordet haben, so der Tatvorwurf. Die vier Jugendlichen sitzen in Untersuchungshaft. Die Tat hatte weit über die Stadt hinaus für Erschütterung gesorgt.

Laut Anklage hatten sich die Jugendlichen schon im Bus der Linie SB91, der die Gruppe und die späteren Opfer vom Centro zum Oberhausener Hauptbahnhof bringen sollten, auf die Tat geeinigt. Haupttäter soll ein 15-jähriger Deutscher aus Gelsenkirchen sein. Er und ein gleichaltriger mutmaßlicher Mittäter syrischer Staatsangehörigkeit sollen am Abend des 10. Februar ein Messer dabei gehabt haben. Die Jugendlichen stammen aus Herne, wo ein inzwischen 15-jähriger Deutsch-Grieche lebte, und Gelsenkirchen, wo die beiden 14 und 15 Jahre alten Syrer lebten.

Gegen 20.15 Uhr kam es auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof zu der Attacke. Die beiden Ukrainer, die als Nachwuchs-Basketballer bei den ART Giants Düsseldorf spielten, wurden von den Messern getroffen. Der 17-jährige Volodymyr Yermakov starb schon kurz nach der Tat. Zehn Tage darauf erlag auch sein Team-Kollege Artem (18) im Krankenhaus seinen Verletzungen. Sein Gesundheitszustand hatte sich zuvor dramatisch verschlechtert. Beide hatten zahlreiche Stichverletzungen erlitten. Ihr Verein trauerte mit großer öffentlicher Anteilnahme.

Anklage mit weiteren Straftaten: Körperverletzung und Raub

Laut Anklage hätten die Jugendlichen die beiden jungen Männer gezielt angegriffen, weil sie die als ukrainische Staatsbürger ausgemacht hatten. so ein Sprecher des Landgerichts. Die beiden Basketballer waren vor dem Krieg aus ihrem Land geflüchtet. Was die Verdächtigen zu den Tatvorwürfen sagen, ist nicht bekannt.

Der 15-jährige Gelsenkirchener war schon kurz nach der Tat festgenommen worden. Seine mutmaßlichen Komplizen nahm die Polizei fest, als das zweite Opfer noch lebte.

Verhandlung vor dem Landgericht Essen wohl nicht öffentlich

Die Staatsanwaltschaft wirft der Gruppe weitere Straftaten vor, die ebenfalls mitverhandelt werden sollen. Seit Ende Mai des vergangenen Jahres sollen sie in wechselnder Besetzung mit weiteren Verdächtigen, gegen die noch separat ermittelt wird, diverse Körperverletzungen und Raubdelikte begangen haben. Dabei soll es unter anderem um das „Abziehen“ von Geld oder Handys in Oberhausen und darüber hinaus gegangen sein.

Bereits unmittelbar nach der Tat war bekannt geworden, dass einige der mutmaßlichen Täter bereits „erheblich kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten“ gewesen seien, so die Polizei damals. Der mutmaßliche Haupttäter war kurz zuvor zu einem Jugendarrest verdonnert worden, den er aber noch nicht angetreten hatte. Das Essener Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Einen Termin für einen Prozess gibt es daher noch nicht. Die Verhandlung wird aller Voraussicht nach wegen des Alters der Angeklagten nicht öffentlich sein.