Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat einen neuen Trikotsponsor. Was über die Sun AG bekannt ist und warum Schalke 04 vom neuen Partner überzeugt ist.
Wenn die Knappen wie am vergangenen Wochenende zur Saisoneröffnungsfeier, dem „Schalke-Tach“, rufen, kommen jedes Jahr rund 80.000 Menschen nach Gelsenkirchen. Kaum ein anderer Club in Deutschland hat eine Strahlkraft wie Schalke, mit mehr als 180.000 Mitgliedern ist S04 einer der größten Vereine der Welt. Und wenn Schalke nach langer Suche einen neuen Trikotsponsor vorstellt, dann ist das tagelang das Topthema unter Fans - vor allem, wenn es ein weitestgehend unbekanntes Unternehmen ist.
Wie berichtet, ist sich der Verein mit der Schweizer Sun AG einig. Vertraglich vereinbart ist eine Zusammenarbeit zunächst für zwei Jahre. Nach WAZ-Informationen wurde die Sponsoringsumme für das erste Vertragsjahr bereits an die Schalker überwiesen, was den Clubverantwortlichen nach einigen Pleiten in der Vergangenheit sehr wichtig gewesen sein soll. Inklusive einkalkulierter Bonuszahlungen bekommt Schalke pro Jahr rund vier Millionen Euro, fix sind rund drei Millionen jährlich - im Zweitligavergleich ein Top-Wert. Die Zeiten, in denen mittelständische Unternehmen hohe Millionensummen in das Fußball-Sponsoring geschüttet haben, sind vorbei. Nicht nur die deutsche Wirtschaft hat den Gürtel enger geschnallt.
Sun AG - Wer ist Schalkes neuer Trikotsponsor?
Umso überraschender ist daher der Deal der Sun AG mit Schalke. Schließlich investiert das Unternehmen satte zehn Prozent seines Umsatzes von „Minimeal“ in die Trikotwerbung. Die im Jahr 2016 gegründete Sun AG ist in Deutschland weitgehend unbekannt. Das Unternehmen, das auf seiner Homepage weder eine E-Mail-Adresse, noch eine Telefon- oder Faxnummer angibt, hat seinen Sitz im schweizerischen Wolfhalden. „Zweck der Gesellschaft ist die Herstellung, der Vertrieb und der Handel von kalorienreduzierenden Vollkostbioceuticals und anderen Gesundheitsprodukten sowie das Erbringen von Dienstleistungen im Bereich Blockchain und Kryptowährungen“, heißt es im Handelsregister. Damit aber nicht genug. Die Gesellschaft kann dem Handelsregister-Eintrag zufolge „Darlehen aufnehmen und gewähren, Garantien und andere Sicherheiten stellen, immaterielle Güter wie Lizenzen, Patente usw. sowie Wertschriften und Immobilien im In- und Ausland erwerben, verwalten, vermieten und verkaufen“.
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Gründer und Chef der Sun AG ist der schillernde Unternehmer Wolfgang Grabher. Für eine Expedition in die Antarktis kam er nach eigenen Angaben vor elf Jahren auf die Idee, ein vollwertiges, aber auch einfach zu transportierendes Lebensmittel herzustellen, das normale Mahlzeiten ersetzt. Seither bringt er „Minimeal“ auf den Markt. Der leichte Riegel sei „die erste vollwertige Mahlzeit, die von Natur aus alle essenziellen Nährstoffe in der richtigen Menge enthält und dabei 70 Prozent weniger Kalorien als eine herkömmliche Ernährung benötigt“, heißt es in einer Präsentation, die bei YouTube zu sehen ist. Auf der Homepage sind die Inhaltsstoffe von „Minimeal“ aufgelistet – darunter Sonnenblumen- und Erbsenprotein, Sirup aus Reis, Maltitol und Topinambur, Grünkohl-, Kartoffel-, Karotten-, Rotalgen und Champignonpulver und vieles mehr.
Inzwischen produziere die Firma „Minimeal“-Produkte für mehr als 250.000 Kunden. Grabher beziffert den Umsatz auf über 30 Millionen Euro. Und der Geschäftsmann formuliert ambitionierte Ziele: Bis zum Jahr 2030 will er fünf Millionen Dauerkunden in seiner Kartei haben. Dafür plane das Unternehmen eine Expansion. Das Ostschweizer Wirtschaftsportal Leader digital zitiert Grabher, die bisherige Produktionsstätte in einer ehemaligen Großbäckerei reiche nicht mehr aus. Deshalb habe er ein ehemaliges Fabrikgelände gekauft. „Wir beabsichtigen, in Wolfhalden bis zu 25 Arbeitsplätze zu schaffen“, so der Eigentümer.
Ansonsten ist recht wenig über die Sun AG und die Nahrungsriegel bekannt. Die Snacks können im eigenen Onlineshop bestellt werden. 40 Minimeals, die die Ernährung über fünf Tage hinweg sicherstellen sollen, kosten stolze 74,90 Euro. Bezahlt wird über das sogenannte Prepay-Verfahren. Damit erwerben Kunden ein Guthaben, das „in Form von Sun Credits ($C)“ auf dem Konto verbucht werde.
Das sagt Schalke 04 zum Deal mit der Sun AG
Ein Wundernahrungsmittel-Hersteller, Kryptowährungshändler und ein Vertrieb wie ein Schneeballsystem - nicht nur in Fankreisen stellen sich viele seit der Bekanntgabe der neuen Kooperation zwischen Sun und Schalke die Frage, wie seriös der neue Schalke-Sponsor ist. Auf Nachfrage der WAZ erklärt der Club, dass die Sun AG in den Gesprächen mit Schalke „überzeugend dargelegt hat, dass das Unternehmen mit Sun Minimeal ein werthaltiges Lebensmittel herstellt“. Außerdem verweist Schalke darauf, dass die Produkte „nach Angaben des Unternehmens laufend durch die Schweizer Behörden getestet werden“. Wie diese Redaktion weiß, hat Schalke vorsichtshalber vorher dennoch Ernährungsexperten die Produkte testen lassen. Der Club betont aber auch, die Entscheidung, was Menschen für eine gesunde und ausgeglichene Lebensweise zu sich nehmen, „sie individuell treffen und dass das nie auf Basis eines Sponsorings erfolgen sollte.“
Auch über den CEO der Sun AG selbst und seine Vergangenheit wurde nach Informationen der WAZ im Vorfeld des Deals auf Schalke kontrovers diskutiert. Ins Detail will der Club nicht gehen, erklärt aber, dass bei jedem Sponsor ein Background-Check gemacht werde. „Das haben wir auch in diesem Fall getan. Darüber hinaus gilt es hervorzuheben, dass Herr Grabher von sich aus relevante Themen angesprochen und transparent dargelegt hat.“