Bochum. Logistiker Dewender aus Bochum sucht Personal und veranstaltet selbst eine Jobbörse. Vorteil für beide Seiten: Ohne Umschweife geht es zur Sache.

Viele Hände hat Stephan Dewender an diesem Donnerstag geschüttelt und mehrere Stunden mit etwa 50 Jobbewerbern gesprochen. Der Bewerbertag in seinem Betrieb ist aus seiner Sicht ein voller Erfolg; ja mehr noch: „Das Ergebnis hat meine Erwartungen sogar übertroffen“, sagt der Unternehmer am Ende des Tages.

Bei Dewender in Bochum werden Waren im Wert von 100 Millionen Euro umgeschlagen

Mehr als zehn Bewerberinnen und Bewerber sind aus seiner Sicht geeignet für die Arbeit in seinem Logistikbetrieb. Mit momentan 100 Beschäftigten bietet die Dewender Food Service (DFS) GmbH auf dem Betriebsgelände an der Darpestraße in Bochum-Hamme Herstellern und Importeuren von Verbrauchsartikeln für Küchen (Lebensmittel, Getränke, Non-Food) kombinierte Dienstleistungen aus den Bereichen Lagerei, Logistikoptimierung und Vertriebsunterstützung an. Seine Beschäftigten verpacken und stellen jährlich Waren im Wert von etwa 100 Millionen Euro zusammen. Dafür sind viele Hände nötig; z.B. um mit Gabelstaplern, Hubwagen und Handkarren Warensendungen zusammenzustellen.

Mit den potenziellen neuen Beschäftigten wird Dewender in den kommenden Tagen noch einmal Gespräche führen, sollte die vereinbarte Probearbeit für beide Seiten positiv ausfallen. Zwei Bewerber sind aus seiner Sicht nicht nur für die aktuell angebotene Lagerarbeit geeignet, „sondern schauen sich zeitnah Arbeitsplätze in unseren Lagerbüros an“, so der Unternehmer.
Ein Bewerber mit Migrationshintergrund sei an einer Ausbildung interessiert, die ihm Dewender empfohlen habe. Alles in allem eine gute Bilanz nach Ablauf des Arbeitgebertages, den Dewender gemeinsam mit der Agentur für Arbeit veranstaltet hat.

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Denn: DFS soll weiter wachsen. Dewender erwägt, über kurz oder lang die Kapazität von etwa 14.000 Palettenstellplätzen alleine in Hamme, an zwei weiteren sind es noch einmal 5000, noch auszubauen. Außerdem möchte der Unternehmer den Anteil seiner eigenen Beschäftigten steigern. „Eigene Leuten denken mehr mit“, sagt er.

Mehr als 100 Bewerber, darunter etwa die Hälfte Geflüchtete, sind geladen

Auch deshalb hat er gemeinsam mit der Arbeitsagentur etwa 100 Bewerberinnen und Bewerber zur Jobbörse in seinen Betrieb geladen. „Ich suche Leute, die anpacken können, und die denken können“, sagt der Firmenchef. Und am besten findet er solche, die beide Eigenschaften mitbringen – und das über alle Qualitätsniveaus hinweg.

Der Bochumer Logistiker Dewender arbeitet für viele Unternehmen. Auch die Drogeriekette DM gehört zu den Kunden.
Der Bochumer Logistiker Dewender arbeitet für viele Unternehmen. Auch die Drogeriekette DM gehört zu den Kunden. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Persönlich mit Kandidaten zu sprechen, ist ihm wichtig. Schon bei seiner Begrüßungsrede habe er einen Eindruck von den Teilnehmern der Jobbörse gewonnen. Das kann hilfreich sein. „Motivierte und kompetente Kolleginnen und Kollegen sind der Grundstein für unser solides Wachstum. Bei aller Unterstützung durch moderne Technik, die wir auch gerne nutzen, ist der Mensch nach wie vor unser wichtigstes Kapital – und das macht den größten Unterschied gegenüber doch eher unpersönlichen Konzernen.“ 

Probearbeit ist ebenso möglich wie ein weiteres Gespräch

Auch viele Bewerber suchen in der Messehalle auf dem Firmengelände, wenn sie erst einmal ihre Scheu abgelegt haben, den Dialog mit dem möglichen Chef. Am Ende kommen 50 der etwa 80 Bewerberinnen und Bewerber, die an diesem Tag der Einladung gefolgt sind, an einen Tisch mit dem Gastgeber. „Ich fände es gut, wenn ich zur Probe arbeiten könnte“, sagt ein Bewerber, der jahrelang in der Logistik gearbeitet und seit 18 Monaten einen Job sucht. Er besitze den Gabelstaplerschein und könne sich durchaus vorstellen, auch nachts zu arbeiten. Auch das spielt in der Logistik eine wichtige Rolle.

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Bei einem anderen Kandidaten frohlockt Stephan Dewender geradezu. Der habe bei der Bundeswehr in der Logistik gearbeitet und bringe gute Voraussetzungen mit, um nicht nur Waren zu stapeln, neue zusammenzustellen und ansonsten zu warten. „Der kommt nächste Woche“, so der Chef. Er sehe den potenziellen neuen Mitarbeiter in der Schnittstelle zwischen Büro und Lager.

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Die Jobbörse war aus seiner Sicht der richtige Weg. Zumal: „Heute muss man jeden Weg gehen, der möglich ist. Auf einer Spur zu versuchen, Leute zu bekommen, die auch langfristig einen Familienbetrieb unterstützen, ist nicht möglich.“

Auch Christopher Meier, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Bochum, hält viel von dem Format. „Eine Jobbörse direkt im Unternehmen zu machen, ist immer besser. Man lernt das Unternehmen gleich kennen.“ 100 potenzielle Bewerberinnen und Bewerber hat die Agentur an diesem Tag nach Hamme gebeten, knapp die Hälfte davon sind geflüchtete Menschen, die am internationalen Weltflüchtlingstag ihr Glück versuchen.

„Dass nicht jeder gleich als Fachkraft starten kann, ist klar“, so Meier. Aber: „Wer eingestellt wird, hat die Möglichkeit, eine Beschäftigtenqualifizierung zu erhalten. Das heißt, die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden im Job weiter qualifiziert. Wer als Helfer seinen Job beginnt, kann nach der Qualifizierung als Fachkraft im Unternehmen weiterarbeiten.“

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