Köln. Die Fast-Food-Kette macht seit Tagen neugierig auf eine Burger-Innovation. Wir haben als einer der Ersten probiert. Was ist neu? Wie schmeckt’s?

Sie werden die Ersten sein, die ihn probieren dürfen, den neuen Burger: ein paar wenige Journalisten und Influencer, die in einem Burger-King-Restaurant in Köln sitzen. Aber ist es überhaupt ein Burger? In der Einladung stand: „Burger King Deutschland denkt den Burger neu und launcht Ende August eine neue Produktplattform.“

Tim Lenke ist da. Der 42-Jährige in der schwarzen Kochjacke ist Chefkoch bei Burger King. Ja, so einen Fachmann gibt es auch bei einer Fastfood-Kette. Tim Lenke macht seinen Gästen den Mund wässrig. Er spricht von tollen Aromen, von einer Vielfalt von Zutaten: „Es gibt keine Denkverbote!“ Heute würden verschiedene Küchen aus unterschiedlichen Kulturen miteinander verschmelzen. Dabei müsse einem nicht alles auf Anhieb gefallen. „Manches muss man auch zweimal probieren.“ Wie Kaffee. Als Kind mochte man ihn nicht, als Erwachsener mag man nicht mehr darauf verzichten.

300 bis 400 Menschen waren Vorkoster bei Burger King

Anna Mennel, Head of Brand, also Markenmanagerin bei Burger King, legt nach: „Die Marke Burger King steht für Vielfalt!“, „Wir sind offen für Geschmacksrichtungen anderer Länder.“ Und: „Was für die Produktentwicklung ganz wichtig ist, ist: Marktforschung, Marktforschung, Marktforschung.“ Da würden schon mal 300 bis 400 Probanden ein neues Produkt verkosten, verrät Tim Lenke.

Tim Lenke, Chefkoch bei Burger King Deutschland, hat sich den neuen Burger ausgedacht.
Tim Lenke, Chefkoch bei Burger King Deutschland, hat sich den neuen Burger ausgedacht. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Er spricht von Crazy Kitchen, Fusion-Food, Bock-drauf-Gefühl. Die Erwartung steigt bis zum Siedepunkt. Was hatte Tim Lenke gerade noch gesagt? Die asiatischen Einflüsse werden immer größer. Vielleicht wird es ein Burger mit einem Sushi-Patty. Oder Ramen-Suppe mit Burger-Klößchen? Aber da dämpft der Chefkoch die Erwartungen: „Wir sollten keine Suppe im Angebot haben, das kauft uns keiner ab.“

Was hat sich Tim Lenke dann ausgedacht? Das neue Essen kann man ab dem 20. August bestellen. Nur in Deutschland, denn neben Klassikern wie den Whopper, erfinden in anderen Staaten andere Burger-King-Chefköche für ihr Land eigene Kreationen. Doch Tim Lenke verrät, dass er in regem Austausch mit seinen Kollegen steht in der Schweiz, in Frankreich, in Spanien. Also: Burger in Käse-Fondue? Burger mit Froschschenkel? Mini-Burger als Tapas? Die Fantasie kocht über.

Der neue Burger wird präsentiert

Tim Lenke verschwindet in der Küche. Zurück bleibt Anna Mennel. Die 47-Jährige steht vor einem Flip-Chart. „Eins, zwei, drei“, ruft sie – es fehlt nur noch der Trommelwirbel. Sie hebt das Deckblatt. Und…

Was ist das?

„Eckig ist das neue Rund!“, liest Anna Mennel mit leuchtenden Augen laut vor. Zu sehen sind auf einem Plakat: Patty – wie der Bratling in der korrekten Burger-Fachsprache heißt –, Tomatenscheiben, Salatblatt, Gürkchen, Zwiebeln, Käse. Eindeutig: ein Burger. Natürlich auf dem Bild so perfekt gephotoshoppt wie er in der Realität niemals aussehen wird. Aber eindeutig: ein Burger. Doch was ist nur mit dem Brötchen passiert, dem Bun (= Brötchen auf Burgerisch)? Statt eines aufgeschnittenen Brötchens ummantelt ein dünnes Fladenbrot den Burger wie einen Wrap. Aber der Weizenfladen wurde hier nicht gerollt, sondern zu einer Tasche gefaltet. Mit angedeuteten Ecken. Daher auch der Slogan: „Eckig ist das neue Rund!“

Eckig ist das neue Rund

Der Ausspruch ist nicht neu. Eine schnelle Google-Recherche ergibt: Im vergangenen Jahr gab es im Kloster Maria Laach eine Ausstellung unter diesem Titel. Da ging es aber nicht um Burger, sondern um die Vorratsgefäße des Mönchs und Keramikkünstlers Theodor Bogler, die 100 Jahre alt wurden. Auch fühlt man sich an die Titel vieler Zeitschriftenblättchen erinnert: „50 ist die neue 40.“ Fußballfans denken natürlich sofort an: „Das Runde muss ins Eckige.“

Bevor das Ganze zu einer Quadratur des Kreises wird, folgen wir lieber der Aufforderung von Anna Mennel: „Ein Biss sagt mehr als 1000 Worte.“ Tim Lenke kommt mit einem Tablett herein. Darauf liegen Pappschachteln. Der Chefkoch zieht an einer Lasche, die die Schachtel teilt. Der Deckel verschwindet. Es bleibt der untere Teil, das Bett für die „Tortilla“ – wie das mexikanische Fladenbrot, nicht wie das spanische Omelett. „Tortilla“ heißt auch der neue Burger, wenn es denn noch ein Burger ist? „Jeder darf es natürlich auch Burger nennen“, sagt Tim Lenke. „Aber wir sagen, es ist eine Tortilla, es ist kein Burger, aber es ist artverwandt.“

An der Lasche ziehen: Und schon kann man reinbeißen.
An der Lasche ziehen: Und schon kann man reinbeißen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

„Wir haben fünf Rezepturen“, sagt Tim Lenke. Es sind die gängigen Burgerinhalte, Beef wie beim Whopper, BBQ – mal mit Rind, mal mit Huhn -, Crispy Chicken und schließlich eine pflanzenbasierte Variante. Der Preis: ab 5,99 €. Wobei Burger King ein Franchise-Unternehmen ist. Da darf der eine oder andere, je nach Standort, schon mal einen Euro draufschlagen.

Und wie schmeckt‘s? Wie ein Burger. Mit einem anderen Brot.

Burger King hat das Brot verändert

Wer die fluffige Bun-Variante bisher gerne zur Seite gelegt hat, wird sich über den bissfesten Fladen freuen. Trotzdem: Die Erwartungen an den neuen Burger wurden sehr hochgeschraubt, es gebe keine Denkverbote. Und nun gibt es lediglich ein neues Brot? „,Keine Denkverbote‘ heißt ja auch, dass man nicht zwingend alles anders machen muss“, erklärt Tim Lenke. „Es ist ein bewährter Geschmack, der hat sich etabliert, wir können ihn in eine neue Form gießen und es kommt etwas Neues dabei heraus.“ Der Chefkoch lenkt die Aufmerksamkeit auf den stark geschmolzenen Käse und auf die Grillstreifen. Jeder Grillstreifen bringe Grillaromen.

=>> Lesen Sie auch: Krass: So viel Geld geben Gelsenkirchener für Fast Food aus

Und dann kommt er auf die Innovation zu sprechen: „Jeder hat schon mal die Erfahrung gemacht, wenn der Burger schön saftig ist, geht mal etwas auf die Hose oder auf den Autoteppich.“ Doch nicht bei der neuen Tortilla. „Nichts geht daneben, nichts tropft”, verspricht Tim Lenke. „Die Burgerzutaten sind in der Tortilla eingefaltet, nicht gerollt, nicht gewickelt. Damit alles schön fest verschlossen ist.“

Das neue Essen bei Burger King hat Grillstreifen fürs Grillaroma.
Das neue Essen bei Burger King hat Grillstreifen fürs Grillaroma. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Damit folge Burger King einem Gesellschafstrend, so Anna Mennel: „Auf die Hand, on the road.“ Sie selbst habe die Tortilla schon mehrmals erfolgreich unterwegs mit einer Hand gegessen, auch im Auto. Wobei sie betont, dass man beim Fahren doch bitte beide Hände am Steuer lasse.

Wie isst man heute? Auf der Hand, beim Laufen

Da bringt man den Kindern so lange bei, anständig mit Messer und Gabel am Tisch zu essen. „Nicht beim Laufen, du verschluckst dich!“. Und dann zerbrechen sich viele ihre Köpfe, wie man isst – beim Laufen, ohne Messer und Gabel, mit einer Hand.

Der Test ergibt: Die Tortilla ist einfacher zu essen als der Burger. Aber ein paar Tropfen Sauce laufen trotzdem über die Hand. Ohne Serviette geht’s nicht. Trotzdem überzeugt die Tortilla: Ein Mann stellt sich vor das Flip-Chart mit dem Plakat: „Eckig ist das neue Rund.“ In der einen Hand hält er selbstverständlich das Smartphone, in der anderen – ganz praktisch – den neuen Burger. Bald wissen auch seine Follower, was er von der Neuheit bei Burger King hält: Lecker!

=>> Lesen Sie auch: Muss man als Chefkoch bei Burger King kochen können? Ein Interview mit Tim Lenke.