Hagen. .
In seiner mehr als 20-jährigen Basketball-Bundesliga-Zeit - erst als Spieler, dann als Geschäftsführer - hat Oliver Herkelmann von Phoenix Hagen schon vieles erlebt. „Aber dass sich ein Spieler nach ein paar Tagen ohne Gespräch verabschiedet, ist auch für mich neu“, sagt der 42-Jährige. Für das Novum hat Ryan Appleby gesorgt.
„Appleby macht Abflug“, unter dieser Überschrift gab der heimische Basketball-Bundesligist gestern Morgen eine Presseerklärung heraus, in deren Einstieg es hieß: „Er ist verschollen, vermutlich war es heimweh.“ Man suche den Amerikaner, der am 22. August aus Seattle kommend in Hagen eingetroffen war, seit Sonntag. Da sei er nicht zum Training gekommen und auch nicht in seiner Wohnung anzutreffen gewesen. Die Fahrt ins Trainingslager in Kaiserau am Montag trat der 26-Jährige folglich auch nicht an.
Bis jetzt, so gestern Nachmittag Herkelmann, wisse man nicht definitiv, wo der für die Positionen eins und zwei verpflichtete Amerikaner stecke. „Sein Agent weiß es auch nicht“, so der Phoenix-Geschäftsführer weiter. Er habe lediglich von Dritten gehört, dass Appleby wieder nach Hause geflogen sei. Die Hagener Klubverantwortlichen gehen davon aus, dass dies stimmt, denn: „Er hatte davon gesprochen, wie unwohl er sich hier fühlt und wie sehr er die Heimat vermisst“, berichtet Oliver Herkelmann, „und besonders seine Freundin. Ich kann das verstehen, denn ich habe selbst mal an einem US-College gespielt.“
Man hege keinen Groll, hätte sich aber ein abschließendes Gespräch gewünscht, mit diesen Aussagen schließen die Phoenix-Verantwortlichen das „Kapitel Appleby“. „Schade, dass es nicht geklappt hat.“
Die Nachfolgersuche läuft. Im Trainingslager hat erst einmal ein anderer US-Guard den Platz von Appleby eingenommen. Chris Alexander, 26 Jahre alt und dunkelhäutig, spielte ein halbes Jahr in Portugal und wurde kurzfristig aus Heidelberg ins Kamener Trainingslager delegiert. Von seinem Agenten, der einst auch Chase Griffin und zuletzt Jacob Burtschi nach Hagen vermittelt hat. „Ob er das Niveau hat, in der BBL zu spielen, muss man sehen. Je nachdem, welchen Eindruck er im Trainingslager hinterlässt, wird er auch die danach anstehenden Testspiele mitmachen“, so Herkelmann.
Dass der bisherige „Feuervogel“ Chase Griffin, bisher ohne neuen Klub, doch noch einmal ein Thema für die kommende Saison werden könnte, kann sich der Phoenix-Geschäftsführer nicht vorstellen. „Weil wir das Geld, das er haben will, nicht zahlen können“, sieht Herkelmann keine Möglichkeit, den von Griffin gewünschten „Gehaltssprung“ zu realisieren. „Wir können nicht mehr Geld ausgeben als wir haben.“
Bleibt die Hoffnung, dass andere bezahlbare Korbjäger nicht so schnell vom Heimweh übermannt werden wie Ryan Appleby und dass alle Akteure gesund bleiben. Quentin Pryor klagte in Kaiserau über Knieprobleme und unterzog sich gestern in Hagen einer Kernspin-Tomographie. Nachdem der US-Akteur vor Jahresfrist am Knie operiert werden musste, hoffen die Verantwortlichen jetzt, dass Ähnliches nicht erneut nötig ist.