Menden. . Ein Meilenstein für das Stadtarchiv Menden: Wichtige Dokumente werden zukunftsfähig gemacht.

Aberhunderte Schriftstücke und wichtige Dokumente des Mendener Stadtarchivs befinden sich seit Dienstag auf Wanderschaft. Archivleiter Norbert Klauke musste sich mal eben von 313 Archivkartons mit einem Gesamtgewicht von 1350 Kilogramm trennen. Doch der Stadtarchivar weiß die wertvolle Fracht in besten Händen. „Experten werden unsere Archivalien zukunftsfest machen“, schilderte er der WP.

Karton um Karton ging aus dem Stadtarchiv Menden auf Wanderschaft.
Karton um Karton ging aus dem Stadtarchiv Menden auf Wanderschaft.

Norbert Klauke ist seit 1984 Leiter der Stadtarchivs. Doch was er gestern erlebte, war für ihn eine Premiere: „Das erlebt man vielleicht einmal so in seinem Berufsleben.“ In vielen Wochen zuvor waren logistisch die Weichen gestellt worden. Denn die Stadt Menden beteiligt sich aktiv an der Landesinitiative Substanzerhalt. Mit einer so genannten Massenentsäuerung von Archivalien soll dem schleichenden Verfall Einhalt geboten werden.

Ist es vor allem Papier, das gefährdet ist, immer mehr an Substanz zu verlieren. In enger Abstimmung mit den Experten des LWL-Archivamtes für Westfalen in Münster hat Klauke vor Ort in Menden nicht nur die Sichtung vorgenommnen und den Transport organisiert. Die für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe tätigen Fachleute betreuen zudem die weiteren Schritte im komplizierten Aufbereitungsprozess, der von Fachfirmen durchgeführt wird.

Das Grundproblem

Das Grundproblem, das im Grunde alle Archive haben: Besonders betroffen sind alle Papiere von etwa 1840 bis 1970. Sie machen in Menden – geschätzt – etwa 50 Prozent des Archivbestandes aus. Norbert Klauke: „Damit eine dauerhafte Aufbewahrung gewährleistet ist, müssen diese Akten entsäuert werden.“ Ziel der Papierentsäuerung sei es, die im Papier enthaltene Säure zu neutralisieren und einen alkalischen Puffer einzubringen, um den Abbau des Papieres zu verlangsamen oder zumindest deutlich zu verzögern.

Für die Zukunftssicherung muss Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier nicht einmal tief in die Tasche greifen. Der Mendener Eigenanteil beträgt 3324 Euro. Der größte Teil der Kosten wird mit Landesmitteln bestritten. Aus gutem Grund: Denn die Landesinitiative zur Massenentsäuerung von nichtstaatlichem Archivgut wurde im Jahr 2006 vom damaligen Ministerpräsidenten Rüttgers ins Leben gerufen.

Landesweit werden derzeit Maßnahmen zur Entsäuerung von kom-munalem Schriftgut ergriffen. Dabei geht es nicht einmal einzig um Stadt- und Gemeindearchive. Auch andere öffentlich zugängliche Einrichtungen wie Adels- und Kirchenarchive oder Archive von Parteien können profitieren.

Erstmalige Teilnahme

Für die Stadt Menden war es die erstmalige Teilnahme an diesem Projekt. Klauke: „Wir sind da vergleichsweise früh drangewesen.“ Bereits am 23. Januar hatten erfahrene LWL-Restauratoren bei einem Ortsbesuch in Menden mit Norbert Klauke die infrage kommenden Archivalien besichtigt und logistische Schritte abgesprochen.

Sechs Mitarbeiter der Beschäftigungsinitiative Menden haben gestern dafür gesorgt, dass die Kartons aus dem Keller des Archivs auf den Transporter gelangten. Nächste Station für die Fracht aus Menden war Münster. Von dort es weiter zu beauftragten Fachfirmen, die sich auf verschiedene Entsäuerungsverfahren spezialisiert haben. Die Endabnahme erfolgt wieder in Münster. Norbert Klauke: „Dann bekommen wir unsere Schätze zurück. Vielleicht schon in etwa drei Monaten.“