Kreis Olpe. ...
... (wp) Rein rechnerisch ist Francoise Le Bail, stellvertretende Generaldirektorin der Generaldirektion "Unternehmen und Industrie" und so etwas wie die "Mittelstandsbeauftragte" der Europäischen Kommission in Brüssel, für 23 Millionen kleine und mittlere Unternehmen in Europa zuständig. Vor kurzem besuchte eine Delegation unter ihrer Leitung vier dieser Unternehmen im Kreis Olpe.
Der Attendorner Unternehmer Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Mittelstandsausschusses des EU-Verbandes "BusinessEurope", hatte dazu eingeladen, um Praxisorientierung zu vermitteln. Und diese wurde bei einer mehr als ausgefüllten Tagesexkursion im Überfluss geboten.
Den Anfang machte ein Besuch der VIA Lasertec GmbH & Co. KG in Würdinghausen. Der Geschäftsführer, Dr.-Ing. Ralf Polzin, stellte den Besuchern ein sehr innovatives Kleinunternehmen vor, das sich als Servicepartner für industrielle Kunden (u.a. für Automobilindustrie, Werkzeug- und Prototypenbau, Heizungs- und Klimatechnik) auf dem Gebiet der 2D/3D-Laserbearbeitung einen hervorragenden Ruf erworben hat.
Den Besuchern wurde auch der südwestfälische VIA-Verbund ("Verbund Innovativer Automobilzulieferer") vorgestellt, der 1994/95 aus einem IHK-Stammtisch und einem KVP-Gemeinschaftsprojekt heraus entstand und inzwischen im Rahmen einer weit gediehenen Kooperation u.a. auch vier Gemeinschaftsunternehmen betreibt.
Anschließend machte der Besuchertross bei der Firma Mennekes in Kirchhundem Halt. Bei dem mittelständischen Familienunternehmen werden genormte CEE-Industriesteckvorrichtungen (Stecker, Kupplungen, Steckdosen, Energieverteilungen etc.) für vielfältige elektrische Einsatzzwecke und auch für spezielle Kundenanforderungen gefertigt.
Die Mittagszeit verbrachte die Besuchergruppe bei Kirchhoff Automotive in Attendorn. Bei diesem führenden Automobilzulieferer liegen die Kernkompetenzen in den Bereichen Blechumformung, Schweißen, Montieren und Oberflächenbehandlungen von einzelnen Teilen bis hin zu kompletten Baugruppen.
Vor der Werksbesichtigung suchte Arndt G. Kirchhoff den intensiven Dialog mit Francoise Le Bail. Kleine und mittlere Unternehmen müssten sich, so der Firmenchef, in der globalisierten Welt vorrangig darum kümmern, mit ihren Produkten und Dienstleistungen Märkte zu erschließen. Gerade die EU müsste bei ihren Initiativen die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen und der hier vorhandenen vielen Arbeitsplätze besonders berücksichtigen. Er habe aber, so Arndt G. Kirchhoff, große Sorgen, dass gerade diese Interessen bei der aktuellen Klima- und Energiedebatte nicht ausreichend berücksichtigt würden.
Ins gleiche Horn stieß auch Rupprecht Kemper, geschäftsführender Gesellschafter in der fünften Familiengeneration bei den Metallwerken Gebr. Kemper in Olpe. Gegenüber der Brüsseler Besuchergruppe brachte er vor allem seine Besorgnisse über die hohen Energiekosten zum Ausdruck. Das Land sei auf dem besten Wege energieintensive Industriebereiche mit seiner Energiepolitik zu "killen".
Er forderte die EU unverhohlen dazu auf, gegenüber der Bundesregierung auf mehr Wettbewerb im Energiesektor zu drängen.
Zuvor hatte der Olper Unternehmer die einzigartige Firmenkompetenz im Bereich Buntmetall vorgestellt. Kemper stellt Trinkwasserinstallation, Kundenguss und Metallhalbzeuge in Form von Bändern aus Kupferlegierungen für die internationale Automobil-, Elektro- und Kommunikationsindustrie her.