Olpe/Siegen. Zweieinhalb Wochen war der Olper Ex-Schützenkönig auf freiem Fuß, gestern um 11.28 Uhr führte sein Weg direkt aus dem Gerichtssaal wieder in die Zelle.
Zu Beginn des siebten Verhandlungstages im Prozess gegen den wegen gewerbsmäßigen Betruges angeklagten Glasermeister ließ Oberstaatsanwalt Ulrich Hettwer die Bombe platzen. Der Angeklagte habe dem Inhaber des Wendener Sportgeschäftes, den er als damaliger Sponsor des VSV Wenden um 14 500 Euro geprellt haben soll, Schadenswiedergutmachung angeboten. "Woher haben Sie das Geld?", fragte Hettwer. Er habe das mit dem VSV nicht auf sich sitzen lassen wollen, so der Angeklagte.
Doch es kam noch dicker. Nur sieben Tage nach der Haftverschonung habe er auf seinen Namen bei einem Autohaus im Bergischen Land einen Audi A 8 für 80 955 Euro Barverkauf bestellt. Hettwer: "Auslieferung soll im Juli 2008 sein. Woher haben Sie das Geld in zwei Monaten?" Zum Prozess war der 39-Jährige gestern bereits mit einem Leihwagen - ebenfalls ein A 8 mit GM-Kennzeichen - des Autohauses von Schönau nach Siegen gefahren.
Der Oberstaatsanwalt forderte, den Haftbefehl wieder in Vollzug zu setzen: "Es besteht erneut der Verdacht des versuchten Betruges. Mehr Wiederholungsgefahr gibt es nicht. Das ist der dritte Anklagekomplex in drei Jahren."
Der verblüffte Verteidiger Jörg Tigges beantragte nach einer Pause, den Antrag der Staatsanwaltschaft zurückzuweisen. Der Angeklagte werde die Deutschland-Niederlassung einer russischen Firma ab Ende Juni in Frankfurt leiten. "Die Firma steht für die Kosten aus dem Vertrag gerade." Hettwer dazu: "Das ist Käse." Die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach schloss sich an: "Wieso bestellen Sie das Teil? Das ist doch Schwachsinn. Die Firma schmeißt doch nicht mit Geld um sich, bevor irgendetwas läuft. Das macht doch kein Kaufmann. Das ist Blödsinn."
Der sichtlich nervöse Angeklagte betonte: "Die schöpfen mein ganzes Knowhow ab. Das ist was wert." Zu Hettwers Frage, ob ihm klar sei, dass er nach dem Prozess "in der Kiste sitzt", meinte er: "Ich muss doch nach vorne schauen und mir was aufbauen. Ich will keinem auf der Tasche liegen." Ziel sei, aus dem offenen Vollzug für die Firma weiterzuarbeiten, so Tigges: "Wenn er in der Kiste ist, wird ein anderer das Auto fahren." Hettwer wurde es langsam zu bunt: "Wir sind im Bereich der konkreten Vermögensgefährdung." Schließlich lenkte der Ex-König ein: "Das war sehr naiv, sehr blauäugig." Die Kammer setzte den Haftbefehl wieder in Vollzug. Dreisbach: "Es besteht die Gefahr, dass er weitere erhebliche Straftaten begeht."
Die zweieinhalb Wochen in Freiheit wohnte der Angeklagte übrigens nicht bei seiner Schwester in Olpe. Grund: Die Vermieterin legte Einspruch ein. Die Kammer änderte den Beschluss, so dass er in sein Haus in Schönau ziehen durfte. "Dort habe ich heute morgen noch die Blumen begossen", sagte der 39-Jährige. Der Prozess wird am 21. Mai fortgesetzt.
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