Es kommt mir seltsam vor, aber auch im Garten wechseln von Zeit zu Zeit die Vorlieben. Ich rede jetzt nicht von den Moden, in deren Folge plötzlich alle die weißen Schneeball-Hortensien Annabelle im Beet stehen haben.
Oder die blauen Ballonblumen (meine habe ich dieses Jahr übrigens überwintert, weil mir die Wurzeln so vorkamen, als könnte es sich um Stauden handeln; das Überwintern haben sie sogar in knochentrockener Erde überstanden – und ich hab sie viel zu spät wieder herausgeholt, ich glaube, es war schon Juli; trotzdem blühen sie jetzt allerliebst).
Nein, ich merke, wie sich die gärtnerischen Schwerpunkte verschieben. Am Anfang wollte ich vor allem viel Selbstversorgung, biologisch versteht sich und aus unkontrolliertem Anbau, weil kein behördlich diplomierter Aufpasser seine Nase in meinen Garten hineinzustecken hat. Am Anfang standen also Gemüse und Obst. Mit der Zeit ist dann ein gewisses Interesse an allem gewachsen, was blüht und deshalb ganz schmuck daherkommt – Narzissen, Phlox und Dahlien, Rittersporn (bei unserem sandigen Boden vergebliche Liebesmüh), Clematis (launisch ohne Ende, aber wir haben Glück damit) und am Ende sogar Rosen, die doch schon bei meinen Eltern so viel Scherereien mit Läusen und Rost auf den Blättern gemacht hatten.
Neugierig auf eigenwillige Baumarten
Und seit einiger Zeit sind Bäume dran. Gut, Apfelbäume und Birnbäume und Pflaumenbäume (ein bis zwei zu viel) habe ich schon immer gern gepflanzt. Weil ich die Vielfalt auf der Obstwiese erhalten wollte, die mein Uropa und die wechselnden Launen der Landwirtschaftspolitik (mal gab’s Abholz-Prämien, mal welche fürs Pflanzen bestimmter Sorten) geschaffen hatten. Schließlich ist jedes gepflanzte Apfelbäumchen auch eine Art Gottes- oder Selbstvertrauensbeweis im Angesicht des täglich drohenden Weltuntergangs.
Inzwischen aber machen mich, angesichts einer gewissen Sorten-Sättigung auf meiner Wiese, seltene bis eigenwillige Baumarten neugierig. Ich wüsste wirklich zu gern, wie sich ein Taschentuchbaum auf unserer Obstwiese machen würde oder ein Tulpenbaum. Das sind, zugegeben, reichlich exotische Gehölze, aber auch sie wachsen ja durchaus in unseren Breiten. Und sie haben einen entscheidenden Vorteil: Man muss bei ihnen nix ernten.