Niederrhein. . War das ein Schock! Bevor wir in den Urlaub gefahren waren, hatte ich noch einen wonnevollen Blick auf die Weinranken an unserer Ziegelsteinmauer in Südhang-Lage geworfen: Wenn wir in drei Wochen zurückkommen würden, war ich mir sicher, könnten die ersten Trauben reif sein.

Und es würde köstlich werden, mindestens so köstlich wie in all den Jahren zuvor auch. Doch dann kamen wir wieder – und alles war grau. Die Blätter wirkten wie eingestaubt, die Trauben waren vollkommen vermickert, geschrumpelt, als wären es grüne Rosinen. Mehltau! Dabei stand auf den Sorten-Zetteln unserer Reben („Phönix“ und „Seyval Blanc“ als zuckersüße weiße Traube, „Muscat Bleu“ als aromenselige blaue Variante).

So war es vor zwei Jahren. Im Herbst habe ich dann die Rebstöcke, die ich sonst immer nur vorsichtig zurückgeschnitten hatte, radikal gekappt, auf zwei Handbreit über dem knapp meterhohen Weinstock. Die abgeschnittenen Weinranken habe ich einige hundert Meter entfernt entsorgt. Außerdem habe ich sämtliche Topinambur-Pflanzen am Fuße unserer Wein-Wand entfernt, denn die hatten ebenfalls Mehltau auf den Blättern. Die Topinambur-Knollen habe ich ebenfalls aus der Erde gebuddelt, das war dann auch noch ein Festtag für unsere Kaninchen.

Mit Netzschwefel dagegen vorgehen

Und was war im letzten Sommer? Wieder Mehltau, der Urlaub war recht spät, also wussten wir schon vorher, welches verheerende Bild uns nach der Rückkehr erwarten würde. Und in diesem Frühjahr habe ich dann erstmals gegen meine eigenen, bislang dogmatisch strengen Bio-Anbau-Richtlinien verstoßen und bin im Frühjahr mit der Spritze vorbeugend gegen den Mehltau vorgegangen, mit Netzschwefel und streng nach Rezept, also kurz nach dem Knospen der ersten Blätter. Schließlich dürfen die Trauben erst zwei Monate nach dem Aufbringen des Netzschwefels gegessen werden. Wobei sich auch in diesem Jahr bei uns wieder die Frage stellt: Welche Trauben? Die weißen haben den Mehltau schon, und wir ahnen, wie es aussieht, wenn wir aus dem Urlaub zurückkehren.