Sankt Augustin. Wer sein Heim mit Solarenergie versorgen will, kann sich zwischen Flach- und Röhrenkollektoren entscheiden. Beide Arten von Solarkollektoren haben ihre Vor- und Nachteile und eine Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima schafft Klarheit.
Flach oder Röhre? Bei Fernsehgeräten ist das längst entschieden, da hat die Röhre ausgedient. Bei Solarkollektoren ist die Frage nicht so eindeutig zu beantworten. Flach- und Röhrenkollektoren behaupten sich nebeneinander auf dem Markt. Allerdings haben die Flachkollektoren mit knapp 90 Prozent Marktanteil die Nase vorn.
"Wir reden hier über Unterschiede zwischen gut und sehr gut", sagt Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. Beides sind aktuelle ausgefeilte Technologien der Solarthermie, die ihre Vor- und Nachteile haben.
Technische Unterschiede
Grundsätzlich wandeln alle Solarkollektoren die Sonnenstrahlung in Wärme um, die für die Bereitstellung von Warmwasser und zum Heizen genutzt werden kann. "Flachkollektoren machen das, indem ein Absorber die Wärme aufnimmt, der unter einer Glasplatte angebracht ist", erklärt Wagnitz. Sie lassen sich relativ einfach auf dem Dach montieren, sind robust und langlebig. "Aber durch ihre einfache Konstruktionsweise haben sie auch hohe Wärmeverluste." Sie sind dennoch sehr beliebt, auch weil sie vielseitige architektonische Gestaltungsmöglichkeiten zulassen - sowohl bei Indachmontage als auch bei der Aufdach- oder Flachdachmontage.
Röhrenkollektoren funktionieren nach dem Prinzip der Thermoskanne. "Basis sind Vakuumröhren, in denen die Wärme gespeichert wird", erklärt der Experte. Dies reduziert die Wärmeverluste in Röhrenkollektoren im Vergleich zu einem Flachkollektor erheblich. "Diese Technik bewährt sich vor allem bei niedrigen Außentemperaturen und in Zeiten, wo die Sonne weniger scheint."
Entscheidung abhängig vom Dach
Zusammengefasst: Röhrenkollektoren benötigen im Vergleich zu den Flachkollektoren weniger Platz, um die gleiche Leistung zu erzielen. Sie haben einen höheren Wirkungsgrad als Flachkollektoren, sind aber teurer. "Ob ein Flach- oder Röhrenkollektor das Richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab", sagt David Wedepohl, Sprecher des Bundesverbandes Solarwirtschaft in Berlin. "Wer eine große Dachfläche hat, auf die viel Sonne scheint, ist mit Flachkollektoren gut beraten." Unter diesen Bedingungen ließen sich genügend Elemente installieren, um die notwendige Energie zu erzeugen.
Bei komplizierten Dachgrundrissen mit Gauben oder Dachfenstern sowie auf denkmalgeschützten Gebäuden können Röhrenkollektoren die bessere Lösung sein, weil sie weniger Platz beanspruchen, um die geforderte Leistung zu bringen.
Viele nehmen Flachkollektoren
Außerdem hängt die Entscheidung davon ab, wofür die Solarenergie genutzt werden soll. Wird damit lediglich das Wasser zum Duschen und Baden erwärmt, sind Flachkollektoren in der Regel ausreichend. "Aber wenn das ganze Haus beheizt werden soll, braucht man schon eine größere Fläche von über zehn Quadratmetern, um ausreichend Flachkollektoren unterzubringen", erklärt Wedepohl. "Dann könnten Röhrenkollektoren die bessere Lösung sein, die eine geringere Fläche beanspruchen und auch höhere Temperaturen erreichen."
In der Praxis falle die Entscheidung in den meisten Fällen zugunsten der Flachkollektoren aus, sagt Thomas Posanski von der Verbraucherzentrale Sachsen. Die Verbraucher vergleichen, wie viele Kilowattstunden Solarenergie pro Quadratmeter Kollektorfläche möglich sind. Wenn das mit Flachkollektoren preiswerter zu erwirtschaften ist, nehmen sie in der Regel diese - selbst wenn sie einkalkulieren, dass die Röhrenkollektoren einen höheren Wirkungsgrad haben. (dpa)