Kassel. Als Spiegel der Gesellschaft befinden sich auch deutsche Kleingärten in einem stetigen Wandel. Bei einem Kongress in Kassel will der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde hierüber debattieren. Der BDG-Geschäftsführer Stefan Grundei äußert sich im Interview zu Urban Gardening und zu Gartenzwergen.
Um den Wandel der Kleingärtnervereine geht es auf einem am Donnerstag in Kassel beginnenden zweitägigen Kongress des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde (BDG). In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa fordert BDG-Bundesgeschäftsführer Stefan Grundei, im Wohnungsbau auch Kleingartenanlagen einzuplanen, um ausreichend Platz für die immer zahlreicher werdenden Grünfans zu bekommen.
Gärtnern ist trendy. Wer macht wo mit, und gibt es Probleme?
Stefan Grundei: Kleingärten sind zumindest in den Ballungszentren ein Spiegel der Gesellschaft. Es geht queerbeet durch alle Bevölkerungsgruppen. Aktuell erleben wir einen eindeutigen Boom. Es gibt eine große Nachfrage von Familien, die mit ihren Kindern Grün erleben wollen. In Großstädten wie Berlin, Frankfurt, Hamburg, München wächst die Nachfrage so stark, dass die Flächen nicht reichen. Allein in Berlin warten rund 13.000 Interessenten auf eine freie Parzelle.
Dagegen liegen in einigen ostdeutschen Regionen Gärten leer. Dort fehlt aufgrund der demografischen Entwicklung der Nachwuchs. Wir fordern für die Zukunft im Wohnungsbau auch Kleingartenanlagen einzuplanen, um ausreichend Platz für die Grünfans zu bekommen.
Was halten Kleingärtner von Urban Gardening?
Grundei: Finden wir gut. Wir machen das schließlich seit 200 Jahren. Meist zeigt sich in ein, zwei Jahren, ob das zarte Pflänzchen Urban Gardening als Projekt ohne Regeln übersteht, eingeht oder ob es sich Richtung Kleingärten entwickelt. Wenn man gemeinschaftlich knappe Flächen bewirtschaftet, entstehen irgendwann Konflikte. Und um die zu lösen, braucht man einfach ein paar Regeln.
Denn wo der eine einen 15 Meter hohen Baum haben will, da kann der andere fünf Meter weiter kein Gemüse anbauen. Das sind unsere Erfahrungen, die auch Urban-Gardening-Projekte machen werden.
Der Gartenzwerg symbolisiert Kleingärtnerei, aber auch Spießigkeit. Wie sieht seine Zukunft aus?
Grundei: In Hausgärten ist der Gartenzwerg deutlich häufiger anzutreffen als in den rund eine Million Kleingärten in Deutschland. Da kommt er seltener vor als die eine oder andere bedrohte Vogelart, die das Mikroklima der Gärten schätzt. Insofern zählt der Gartenzwerg in Kleingärten eher zu den vom Aussterben bedrohten Arten. (dpa)