RWE-Projektleiterin Dr. Britta Lasshof über Alarmsignale aus der Luft und sinkende Energiekosten.
Beim Klimaschutz denken die meisten Menschen erst einmal an den Regenwald oder an Eisbären, die schmelzenden Schollen stehen. Aber Klimaschutz fängt in den eigenen vier Wänden an, weiß Dr. Britta Lasshof, Projektleiterin Flug-Thermografie beim Energieversorger RWE. Der Energieverbrauch privater Haushalte ist besonders in Städten ein erheblicher Faktor des CO2-Ausstoßes. Grund genug für ein aufwändiges Projekt: Die RWE Flug-Thermografie soll Immobilieneigentümer dazu bringen, sich mit der energetischen Gebäudesanierung auseinanderzusetzen.
Frau Dr. Lasshof, warum mögen Sie kein rot?
Dr. Britta Lasshof: An sich mag ich die Farbe sehr gerne. Aber in Sachen Energie verbinde ich rot eher mit einem Alarmsignal. Denn: Bei Thermografiebildern entspricht jeder Farbton einer bestimmten Temperatur. Schwarz-blaue Werte können auf eine geringe Wärmeabstrahlung hindeuten und sind deshalb ein Indikator für eine gute Wärmedämmung. Die Farben rot und orange können ein Hinweis auf Wärmeverluste sein. Und das heißt hohe Energiekosten.
Das klingt nicht gut.
Lasshof: Naja, es gibt kleine rote Punkte, die mit geringem Aufwand behoben werden können, in einigen Fällen schon durch den Schornsteinfeger. Da muss man nicht gleich das ganze Dach abreißen. Manchmal sind aber Fenstergauben nicht richtig gedämmt oder es gibt Wärmebrücken an den Dachfirsten. Wichtig ist, dass die Eigentümer nicht allein tätig werden, sondern einen Energieberater aufsuchen.
Aber RWE will doch Strom verkaufen. Warum wollen Sie, dass man Energie spart?
Lasshof: Weil das zu unserem Geschäft gehört! Neben dem Umbau der Stromnetze und dem Ausbau der erneuerbaren Energien ist die Energieeffizienz die dritte Säule der Energiewende. Für uns ist das Projekt Flug-Thermografie, das auf die Gebäudesanierung und –dämmung zielt, da ein wichtiger Baustein. Es ist unser Ziel, auf Einsparungspotenziale hinzuweisen. Die jeweilige Stadt oder Gemeinde klärt die Eigentümer von Immobilien zunächst über das Projekt auf. Auf Wunsch bekommen sie dann über die Stadt das Wärmebild ihres Gebäudes zugeschickt.
Wie geht es dann also für die Eigentümer weiter?
Lasshof: RWE bietet eine kostenlose Erstberatung an, ebenso wie einige Dienstleister vor Ort, zum Beispiel die Klimaagentur Essen oder die Verbraucherzentrale in Arnsberg. Weiter organisieren wir mit den Städten und Gemeinden Infoabende mit Vorträgen. Ziel ist es, alle Bürger für das Thema Energieeffizienz zu sensibilisieren. Der nächste Schritt könnte sein, dass der Energieberater für eine kostenpflichtige Begehung ins Haus kommt und gezielt nach Schwachstellen sucht. Übrigens: Allein in Essen wollen von 160.000 Eigentümern 35 Prozent ihr Wärmebild haben.
Auf welchem Stand ist das Projekt jetzt?
Lasshof: Im Jahr 2012 sind wir mit der RWE Flug-Thermografie in Rheinbach gestartet. Danach sind wir nach Essen und Arnsberg gegangen. In diesem Winter haben wir Ense und Dorsten überflogen. In Ense werden die Eigentümer im April von ihrer Gemeinde informiert. In Dorsten dauert die Datenaufbereitung, die der TÜV Rheinland für uns übernimmt, ein wenig länger. Hier rechnen wir damit, dass es im Herbst die Wärmebilder gibt. Und im Moment warten wir auf die optimalen Flugbedingungen für Wesel. Die Befliegung kann nur nachts erfolgen, da die Gebäude tagsüber von der Sonne aufgeheizt sind. Außerdem darf es nicht wärmer als fünf Grad sein, es muss trocken sein und auf den Dächern darf kein Schnee liegen. Das würde die Ergebnisse verfälschen.
Geht es auch mit weniger Aufwand?
Lasshof: Energieeffizienz und Gebäudesanierung sollten auch ohne Flug-Thermografie ein Thema sein. Auch mit der normalen Gebäude-Thermografie, bei der Bilder von der Fassade des Hauses erstellt werden, lassen sich Wärmelecks erkennen.