Essen. Zum Start der internationalen Möbelmesse in Köln, kommentierte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie, wie es um die Branche steht. “Made in Germany“ ist nach wie vor ein Aushängeschild. Doch das reicht nicht mehr aus, wie die Umsatzzahlen von 2013 verraten.

Obwohl die Wertschätzung für Möbel "made in Germany" ungebrochen ist, lief das Jahr 2013 für die deutschen Möbelhersteller nicht wie erhofft. Der Umsatz ging trotz starkem Start im ersten Quartal um 500 Millionen Euro (3,5 Prozent) auf 16,1 Milliarden Euro zurück. Diese Bilanz ist für die Branche aber kein Grund zum Wehklagen, sondern Ansporn für das gerade angebrochene Jahr. "Unser Ziel ist wenigstens eine schwarze Null. Wenn es gut läuft und wir es schaffen, Begehrlichkeiten zu wecken, ist sogar noch mehr drin", betonte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Pünktlich vor dem Start der internationalen Möbelmesse imm cologne am Montag richtete er einen deutlichen Appell an den Handel. "Wir müssen es schaffen, die Kunden von der hohen Qualität unserer Möbel zu überzeugen. Das ist der bessere Weg, als nur über den Preis verkaufen zu wollen", sagte der Verbandschef. Dafür müssten die Händler mitspielen.

Die Chancen auf eine Verbesserung des Ergebnisses sieht Klaas "so gut wie selten zuvor". Die gute Konsumlaune (laut einer aktuellen Studie auf einem Sieben-Jahres-Hoch), das Wirtschaftswachstum (Prognosen halten zwei Prozent für möglich) und die hohe Zahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr hält er für eine "richtig gute Vorlage". Mit einer Anleihe beim Fußball sprach er davon, "den Ball jetzt nur noch über die Linie bekommen" zu müssen. "Die Menschen sind bereit, mehr auszugeben. Dem Handel muss es jetzt gelingen, ein größeres Stück vom Kuchen ab zu bekommen." Die Vorzüge mit denen geworben werden kann, sind Nachhaltigkeit, Lebensdauer, Qualität und (schon seit einigen Jahren verstärkt) auch Design. Der Handel müsse die Marke "made in Germany" wieder stärker sichtbar machen.

Polnische Möbelbranche weit vorne

Im Ausland gab es Licht und Schatten. Zuwächse wie in China (16,7 Prozent) und den USA (18,5 Prozent) reichten nicht aus, um die Probleme in wichtigen europäischen Märkten wie Frankreich (- 10,6 Prozent), den Niederlanden (- 15,6 Prozent) oder Österreich (- 6 Prozent) auszugleichen. Insgesamt ging der Export bis Oktober um 4,1 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zurück. Auch im Inland stand ein deutliches Minus zu Buche, wozu möglicherweise auch EU-Förderungen für polnische Unternehmen einen Teil beigetragen haben könnten. "Der polnischen Möbelindustrie geht es sehr gut. Sie ist stark genug. Trotzdem kann sie gleich zwei Förderprogramme - für den Bau von Fabriken und für den Absatz ihrer Waren ins europäische Ausland - in Anspruch nehmen. Das ist kein fairer Wettbewerb", beklagte Klaas. Deshalb habe der VDM bei der EU-Kommission auch eine Beschwerde eingelegt. Während die Möbelimporte 2013 (Zahlen von Januar bis Oktober) insgesamt um 3,6 Prozent zurückgingen, trotzten die polnischen Hersteller beflügelt von der Förderung dem Trend und hielten das Vorjahresergebnis (- 0,1 Prozent) nahezu.

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An die EU-Kommission gewandt hat sich auch der Verband der deutschen Möbelhändler (BVDM). Sie wehrt sich gegen bürokratische Hürden, die Frankreich im Alleingang mit einer Recyclingabgabe aufgebaut hat und die auch für Lieferungen aus Deutschland gelten. Dass es ausgerechnet Frankreich und Polen sind, tut Handel beziehungsweise Möbelindustrie besonders weh. Denn Frankreich ist das Hauptimportland für Einrichtung "made in Germany" (2012: 13,5 Prozent Anteil am Export-Umsatz). Und kein Land importiert mehr Möbel nach Deutschland als Polen (rund 20 Prozent Anteil).

Möbel werden selten online gekauft

Bei den Teilbereichen der Branche gibt es große Unterschiede. Die stärksten Verluste mussten die Hersteller von Matratzen hinnehmen. Sie büßten 12,9 Prozent an Umsatz ein. Schmerzhaft war auch das Minus von 7,1 Prozent bei den Wohnmöbeln. Gut geschlagen haben sich vor allem die Küchenmöbel-Hersteller. Sie schnitten fast auf Vorjahresniveau ab (- 0,2 Prozent).

Der Online-Handel spielt für Möbelindustrie wie Möbelhandel nach wie vor keine herausragende Rolle. Selbst Firmen wie der schwedische Branchenriese IKEA tun sich nach Erfahrung von BVDM-Gerschäftsführer Thomas Grothkopp trotz großer Investitionen schwer, Geld mit dem Internet-Geschäft zu verdienen. Das Gros der 1,2 Milliarden Euro (4 Prozent) Handelsumsatz in diesem Bereich machen nachweislich Online-Spezialisten wie Kaufportale oder Versandhäuser. "Der klassische Möbelhandel tut sich noch schwer", gesteht der Verbandsvertreter ein, der nach 1,2 Prozent Umsatz-Rückgang 2013 nun optimistisch ins neue Jahr blickt. Von einer solchen Trendwende dürften auch die deutschen Hersteller profitieren, die immerhin rund 70 Prozent ihres Umsatzes hierzulande machen.