Veitshöchheim. Die behaarten Kiwis aus dem Supermarkt wachsen hierzulande nicht im Garten. Dafür ist es ihnen einfach zu kalt im Winter. Aber es gibt Sorten, denen das nichts ausmacht - genauso wie manch anderen exotischen Gewächsen: Feigen und die ungewöhnliche Paw Paw etwa.
Der Sommerurlaub ist schon oder bald vorbei. Und die Sehnsucht nach allem Südlichen stellt sich wieder ein. Um sie zu stillen, können sich Hobbygärtner ein exotisches Eck am Haus schaffen. Denn Kiwi, Feige und Mangobaum wachsen hierzulande - auch wenn die Ernte wohl nicht überwältigend ist. Neben dem Frühsommer ist der frühe Herbst ein idealer Zeitpunkt, diese Gewächse zu pflanzen, sagt Gottfried Röll, Berater bei der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim. "Wenn die Blätter gerade anfangen zu fallen, ist der Boden noch warm." Die wärmeliebenden Pflanzen können dann noch anwachsen, bevor der harte Winter kommt.
Kiwis sind ein gutes Beispiel für Exoten im Garten. Die großen, behaarten Früchte im Supermarkt sind Zuchtformen von Actinidia deliciosa, sie haben es hierzulande schwer. Als beste großfruchtige Gartensorte gelten Hayward-Hybriden. Frosthärter und weniger wärmebedürftig sind Mini-Kiwis, Abkömmlinge der Wildart Actinidia arguta. "Ihr Sortiment wächst auf jeden Fall", sagt Röll.
Kiwi-Pflanzen zerquetschen Fallrohre
Der Gartenberater empfiehlt die Sorten 'Weiki', 'Amboria' und 'Issai'. "Ihre Früchte sind doppelt so groß wie Stachelbeeren, länglich und werden samt der Schale verzehrt. Die Pflanzen sind sehr robust, haben keine Probleme mit Schädlingen und Krankheiten und vertragen Schnittmaßnahmen gut", erklärt Röll.
Kiwis sind sogenannte linkswindende Schlinger und benötigen eine Rankhilfe wie ein Klettergerüst oder eine Pergola. "Das dichte Blattwerk ist nicht nur schön, es bietet auch viel Schatten", sagt Leo Peselmann vom Bund deutscher Baumschulen in Pinneberg. "Daher werden Kiwis oft weniger wegen der Früchte und mehr als dekorative Beschatter eingesetzt." Röll warnt aber: "Wenn die Pflanzen zur Begrünung an der Hauswand gezogen werden, muss man unbedingt beachten, dass sie die Fallrohre nicht erwischen. Die Triebe würden sie zerquetschen."
Der ideale Standort für die exotischen Kletterer ist in Gegenden, die das optimale Klima für den Weinanbau haben, und dort an einer windgeschützten, sonnigen Süd-West-Seite des Hauses. Der Boden sollte durchlässig, humos und nährstoffreich sein sowie Wasser gut halten können.
Pflege wie bei Weinreben
Wer Früchte ernten will, braucht in der Regel zwei Pflanzen, da die meisten Kiwi-Sorten zweihäusig sind. Das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen, wie Tanja Ratsch, Gartenbau-Ingenieurin aus Nersingen (Bayern), erläutert. "Die weiblichen Pflanzen tragen nur dann Früchte, wenn in der Nachbarschaft ein männliches Exemplar für die Bestäubung der Blüten sorgt."
Neben dem regelmäßigen Gießen ist der Schnitt die wichtigste Aufgabe des Gärtners. "Das zweijährige Holz trägt den Fruchtansatz und braucht viel Licht und Luft", erklärt Baumschulbesitzer Peselmann. Wer auslichtet, sollte daher vorrangig einjähriges Holz schneiden. "Außerdem werden die Triebe ähnlich wie bei der Weinrebe so auseinandergezogen und an der Rankhilfe befestigt, dass sie sich nicht gegenseitig behindern oder beschatten."
Paw Paw mit fast schwarzen Blüten
Weit weniger Arbeit als die Kiwi macht die Feige (Ficus carica). "Feigengehölze wachsen strauchartig, werden bis zu vier oder fünf Meter hoch und machen sich sehr gut als Sichtschutz", sagt Peselmann. "Spannend sind großfruchtige blaue oder gelbe Sorten." Die Ansprüche an den Standort sind ähnlich wie bei der Kiwi, aber Feigen sind robuster. Nach Frostschäden - wie viele Pflanzen sie in den vergangenen beiden strengen Wintern erlitten haben - treiben sie unten neu aus, erklärt Ratsch. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Bereich über den Wurzeln etwa mit einer Strohmatte abgedeckt war und diese unbeschadet geblieben sind.
In geschützten Lagen wie in der Innenstadt kann der mediterrane Kaki-Baum (Diospyros kaki) mit Sorten wie 'Tipo' oder 'Vainiglia' eine Alternative zur Feige sein. Auch die aus Nordamerika stammende Indianerbanane (Asimia triloba), Paw Paw genannt, hat sich hierzulande einen Platz erobert - nicht zuletzt dank ihres interessanten Aussehens. "Sie hat fast schwarze, sehr exotische Blüten", beschreibt Röll.
Indianerbananen sind ebenfalls zweihäusig. Ihre tropfen- bis eiförmigen Früchte mit grüngelber Schale erinnern geschmacklich an eine Mischung aus Banane, Mango und Pfirsich. Die sommergrünen kleinen Obstbäume sind auch mit einem halbschattigen Standort zufrieden. Wichtig ist für sie stets feuchte, gern lehmige Erde.
Am besten veredelte Pflanzen kaufen
Wer sichergehen will, dass die mediterranen Pflanzen den Winter überstehen, und ein ausreichend großes, kühles und nicht zu dunkles Winterquartier einrichten kann, sollte Feigen, Kaki oder Indianerbananen im Kübel halten. Dort ist auch der beste Platz für Oliven und weitere empfindliche Exoten wie Granatapfel, Mango, Sternfrucht, Papaya, Nashi oder Erdbeerbaum. Da sie alle ganzjährig Wärme brauchen, können sie nur von Juni bis September im Freien bleiben, sagt Ratsch. "Danach brauchen sie einen hellen, warmen Platz im Haus."
Kiwi- oder Feigenpflanzen sind mittlerweile in manch einem Gartencenter und in vielen Baumschulen erhältlich, doch die Auswahl ist begrenzt. Das gilt erst recht für die Exoten der zweiten Reihe. Und spezialisierte Händler sind vergleichsweise selten. Die Gartenbauingenieurin Ratsch rät deshalb zum Bestellen im Internet. "Dort kann man sich zum einen ausführlich über die Sorten und ihre Eigenschaften informieren. Zum anderen lässt man sich die Pflanzen bequem direkt nach Hause schicken." Sie empfiehlt zudem, beim Kauf auf veredelte Pflanzen oder auf solche zu setzen, die aus Steckhölzern vermehrt wurden. (dpa)