Essen. Die Experten Frank Leshat und Martin van Beek gaben bei unserer Leseraktion Antworten – von Brennwerttechnik bis hydraulischer Abgleich. Zahlreiche Leser suchten Rat rund um die Themen Sanitär- und Heizungstechnik. Geduldig beantworteten die Experten die Fragen der Häuslebauer und Mieter.

Die Telefone standen nicht still. Zahlreiche Leser suchten bei unserer Expertenaktion Rat rund ums Thema Heizung und Energiesparen. Diplom-Ingenieur Frank Leshat und Martin van Beek, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik (SHK) in Essen, gaben ebenso geduldig wie fachkundig Tipps und Empfehlungen. Die interessantesten Fragen und Antworten haben wir hier zusammengestellt.

Wir haben eine Niedertemperatur- Gasheizung von 1983. Was würden Sie uns empfehlen?

Martin van Beek: Ich rate Ihnen, bei einer so alten Heizung schnell auf ein Gas-Brennwert-Gerät umzustellen. Da sind Energieeinsparungen im zweistelligen Prozentbereich möglich. Die Technik ist ausgereift und führt deshalb nicht zu einem erhöhten Wartungsaufwand.

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Lohnt sich eine Solaranlage?

Frank Leshat: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten und kommt immer auch auf das Gebäude, die Dachneigung und -ausrichtung und den Energiebedarf an. Bei dieser Bewertung können SHK-Innungsfachbetriebe, Energieberater oder auch Hersteller entsprechender Anlagen weiterhelfen. Generell gilt aber: Für die Warmwasserbereitung lohnt sich der Umstieg auf Solarenergie praktisch fast immer. Wer die Sonnenenergie aber zur Heizungsunterstützung nutzen möchte, hat davon nur selten auch einen finanziellen Nutzen. Das lohnt sich meist nur ideell, weil es ein Beitrag zum Umweltschutz ist. Heizungsunterstützung muss man wirklich wollen.

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Wir haben von einer Niedertemperatur- Heizung auf moderne Brennwerttechnik umgerüstet, aber die Ersparnis ist gleich Null. Kann das sein?

van Beek: Dazu müssen einige Punkte beachtet werden. Zuerst: Vergleichen sollten Sie nur den Verbrauch und nicht den Rechnungsbetrag. Außerdem kommt es auch auf die äußeren Bedingungen an: In einem kalten Winter wird in der Regel deutlich mehr geheizt als in einem milden. Und vier Personen im Haus verbrauchen bei gleicher Heizungsanlage meist mehr Energie als zwei. Unter dem Strich sollte bei vergleichbaren Bedingungen aber natürlich eine Heizung mit moderner Brennwerttechnik weniger Gas oder Öl verbrauchen als eine Niedertemperatur- Anlage. Ist das nicht der Fall, kann das daran liegen, dass nach dem Umbau kein hydraulischer Abgleich gemacht wurde. Der wird leider immer wieder vernachlässigt, ist aber dringend nötig, damit die neue Heizung auch ordentlich und effektiv arbeitet.

In unserem Haus wurde vor fünf Jahren eine Gas-Brennwert-Heizung eingebaut. Seitdem ist aber niemand mehr hier gewesen und hat nachgeschaut. Ist das richtig?

Leshat: Das ist nicht richtig. Neben dem hydraulischen Abgleich nach dem Einbau sollte eine Heizung auch einmal jährlich überprüft und gewartet werden. Wenn das nicht schon Bestandteil des Kaufvertrags war, sollten Sie einen Innungsfachbetrieb damit beauftragen. Das ist nicht nur wichtig, damit der Einspareffekt erhalten bleibt, sondern auch eine Frage der Betriebssicherheit. Meine Fußbodenheizung arbeitet zu ungleichmäßig.

An manchen Stellen ist es zu warm, an anderen zu kalt. Gibt es eine Möglichkeit, dieses Problem in den Griff zu bekommen?

van Beek: Die gibt es tatsächlich. Viele alte Fußbodenheizungen waren nicht regelbar. Das lässt sich aber nachrüsten. Dann lässt sich im Rahmen eines hydraulischen Abgleichs die Durchflussmenge regeln. Denn natürlich sollte für eine einheitliche Temperatur durch einen 20 Meter langen Leitungsstrang weniger Wasser fließen als durch einen 40 Meter langen.

Gibt es Möglichkeiten, für den Einbaueiner modernen Heizung eine Förderung zu erhalten?

Leshat: Es gibt sogar mehrere Möglichkeiten, entweder Geld oder zinsgünstige Kredite zu erhalten. Interessant sind die Programme über KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), etwa für Einzelmaßnahmenzur energetischen Sanierung, oder BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Auch einige kommunale Versorger bieten einen Zuschuss zum Umstieg, beispielsweise eine Förderung für den Einbau von Gas-Brennwert-Anlagen in Verbindung mit einer zentralen Warmwasserbereitung oder eine Solarförderung Zur Beantwortung der Frage, welche Unterstützungen in Frage kommen und wie und ob die verschiedenen Programme kombiniert werden können, empfehle ich eigene Recherchen im Internet und eine Beratung durch einen SHK-Innungsfachbetrieb oder einen Energieberater.

Ich interessiere mich nicht nur für eine neue Heizung, sondern insgesamt für eine energetische Verbesserung meines Hauses. Wer kann mir da weiterhelfen?

van Beek: Dazu empfehle ich Ihnen eine Gebäudeenergieberatung. Eine entsprechende Ausbildung haben viele Schornsteinfeger, aber auch manche Innungsbetriebe. Sie können auch Gebäudeenergieausweise ausstellen und erarbeiten ein Gesamtkonzept zur energetischen Verbesserung. Das kann gerade bei älteren, schlecht gedämmten Gebäuden Sinn machen. So reicht etwa bei einer verbesserten Dämmung wegen des geringeren Energiebedarfs oft schon eine kleiner dimensionierte Heizung. Übrigens: Auch für die Beauftragung eines zugelassenen Energieberaters gibt es eine Förderung.

Leshat: Geht es nur um die Energieberatung, lohnt sich auch eine Nachfrage beim kommunalen Energieversorger. Denn der bietet oft auch einen solchen Service an. Wer nicht das Glück hatte, bei unserer Telefonaktion durchzukommen und die eigene Frage auch hier nicht gefunden hat, muss sich nicht ärgern. „Wenden Sie sich ruhig an einen Innungsbetrieb vor Ort. Denn der kann bei einem Ortstermin ohnehin noch besser beurteilen, welche Lösung in Ihrem persönlichen Fall die individuell beste ist“, betont van Beek.