Unser Verhalten lässt sich gezielt mit dem Management von Emotionen beeinflussen. Darüber hat der Essener Eventberater und Fußballmoderator Richard Röhrhoff ein kluges Buch geschrieben: „Gefühl statt Kalkül“.
„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tor, Tor, Tor – Tooor!“ Beinahe jeder Deutsche dürfte die berühmten Worte des Sportreporters Herbert Zimmermann kennen, die den Siegtreffer der deutschen Fußball-Nationalelf bei der WM 1954 begleiteten. Und beinahe jeder Deutsche dürfte sich von der überschnappenden Freude angesteckt fühlen, denn dies ist wohl das beste Beispiel für die Kraft der Emotionen. Wie man diese Kraft zur besseren Kommunikation nutzt, darüber hat der Essener Eventberater und Fußballreporter Richard Röhrhoff ein kluges Buch geschrieben: „Gefühl statt Kalkül“.
Wie entstehen unsere Emotionen?
Bei Emotionen handelt es sich um Gemütsbewegungen, die durch äußere Reize ausgelöst werden. Egal, ob wir etwas sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, es löst im Gehirn eine Reaktion aus, die wiederum mit einer körperlichen Reaktion einhergeht, etwa mit dem Aufrichten der Haare im Falle von Gefahr. Wir haben sogar ein emotionales Gedächtnis. Das steckt im so genannten Mandelkern im Gehirn, der hauptsächlich für die Bewertung von Gefahren zuständig ist. Dieses Emotionsgedächtnis ist lernfähig.
Welche Emotionen gibt es eigentlich?
Wie viele unterschiedliche Gefühle es gibt, darüber sind sich die Forscher nicht einig. Es hängt davon ab, wie sehr man differenzieren will. Es gibt die Aufteilung in vier Basisemotionen: Ärger, Freude, Angst und Trauer. Andere wiederum zählen die so genannten Big Six: Freude, Überraschung, Traurigkeit, Angst, Ekel, Zorn. Wer noch weiter gehen will, kann bis zu 16 Emotionen unterscheiden: Vergnügen, Verachtung, Zufriedenheit, Verlegenheit, Stolz, Stimulation, Schuldgefühl, Genugtuung, Sinneslust und Scham. Es gibt auch Listen mit 23 und mehr Emotionen.
Wie können wir mit Emotionen umgehen?
Der Begründer der Theorie einer emotionalen Intelligenz, der Psychologe John D. Mayer, unterscheidet zwischen einem achtsamen Umgang, bei dem die Menschen ihre eigene Stimmung wahrnehmen, sich über sie klar werden und rational an sie herangehen. Diese grenzt er ab von jenen, die sich von ihren Emotionen überwältigen lassen, heftigen Stimmungswechseln unterliegen und sich nicht im Griff haben. Schließlich gibt es noch die Hinnehmenden, die zwar auf ihre Stimmungen achten, sich aber nicht bemühen, sie zu verändern.
Wie können wir die Emotionen nutzen?
Eigentlich sind viele Emotionen für Notfall-Situationen geschaffen, bei denen sie im Falle von Lebensgefahr die Kontrolle übernehmen und uns blitzschnell handeln lassen. Röhrhoff weist jedoch auf die Wissenschaftler Paul Ekman und Robert Levenson hin, die vermuteten, dass es Grundgefühle im Gehirn gibt, die sich auch bewusst steuern und beeinflussen lassen. Daraus ergibt sich, dass Emotionen der entscheidende Faktor für die menschliche Motivation sind. „Emotionen besitzen demnach die Fähigkeit, bestimmte Verhaltensmuster zu organisieren, zu motivieren und zu fördern und somit wesentlich zur Entwicklung und Ausprägung der Persönlichkeit beizutragen“, stellt Röhrhoff fest. Negative Emotionen, also etwa Angst, besitzen die Kraft, unsere Energiereserven zu aktivieren, sind aber langfristig gefährlich, weil die Stresshormone dem Körper schaden und sich etwa auf das Kreislaufsystem auswirken. Freude als positive Emotion hingegen lässt Herzfrequenz und Atmung ruhiger werden und trägt zur Entspannung bei. Wer es also schafft, negative Emotionen zu regulieren und positive bewusst herbeizuführen, tut sich selbst etwas Gutes. Aber ohne Mühen geht das nicht, wie Röhrhoff schreibt: „Emotionales Management ist eine Lebensaufgabe.“
- Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie die Kraft Ihrer Emotionen für sich und für eine erfolgreiche Kommunikation nutzen können? Richard Röhrhoff: Gefühl statt Kalkül, Ariston, 272 S., 16,99 Euro. www.richardroehrhoff.de