Baden. Zu ihrem 75. Geburtstag am 13. Oktober ist Christiane Hörbiger gleich in zwei ARD-Produktionen zu sehen. Die Schauspielerin sprach mit uns über ihre erfolgreiche Ehe und ihre aktuellen Gedanken an den Ruhestand.

Christiane Hörbiger feiert am 13. Oktober ihren 75. Geburtstag – und ist so präsent im Fernsehen wie eh und je: In „Stiller Abschied“ (ARD, 14.10., 20.15 Uhr) spielt sie eine an Alzheimer erkrankte Frau, in „Zurück ins Leben“ (ARD, 18.10., 20.15 Uhr) flieht sie aus der Seniorenresidenz. Mit uns sprach sie über die Endlichkeit des Lebens, über eine erfolgreiche Ehe und warum sie vielleicht doch mit dem Gedanken an den Ruhestand liebäugelt.

In Ihrem neuen ARD Film „Stiller Abschied“ spielen Sie eine Geschäftsfrau und Mutter erwachsener Kinder, die an Alzheimer erkrankt. Denken Sie selber auch schon mal darüber nach?

Christiane Hörbiger: Ja, natürlich denke ich darüber nach, gar keine Frage, aber ich tue es nur wegen des Filmes, da ich niemanden in der Familie habe, der je an Alzheimer erkrankt wäre. In meiner Familie wurde man höchstens alt und dement, nicht mehr.

Christiane Hörbiger als alzheimerkranke Geschäftsfrau in „Stiller Abschied“.
Christiane Hörbiger als alzheimerkranke Geschäftsfrau in „Stiller Abschied“. © ARD Degeto/Sandra Hoever

Jeder vergisst mal etwas, aber durch die Medien denkt man gleich an Alzheimer.

Ja, natürlich, wenn man nicht sofort weiß, wo man etwas hingelegt hat, oder man ins Nebenzimmer geht, und nicht mehr weiß, was man dort wollte, wird gleich Alzheimer ins Spiel gebracht, dabei passiert das auch blitzgesunden Menschen.

Könnten Sie sich ein Leben in einer eleganten Seniorenresidenz vorstellen?

Es gibt ein sehr schönes Künstlerheim in Baden bei Wien, wo ich mein Haus und den kleinen Garten habe. Dort könnte ich im Bedarfsfall tagsüber hingehen und abends wieder nach Hause, das würde ich vorziehen. Aber ich weiß nicht, wie ich später darüber denke, und lasse es einfach an mich herankommen.

Macht Ihnen die Endlichkeit Angst?

Angst nicht, aber ich beschäftige mich nicht gern mit der Endlichkeit des Lebens. Ich weiß aber, dass es sein muss, auch wenn es kein absolutes Hobby von mir ist.

In Ihrem neuen ARD-Film „Zurück ins Leben“ spielen Sie eine unkonventionelle Frau, die der Seniorenresidenz den Rücken kehrt. Sind Sie selber abenteuerlustig?

Abenteuerlustig bin ich eigentlich weniger, ich bin glücklich mit dem, was ich habe. Es sei denn, ich würde meinen Enkel noch in Los Angeles besuchen, aber da er an Weihnachten ohnehin aus Amerika kommt, bin ich nicht besonders scharf darauf einmal, im Jahr nach Los Angeles zu jetten. Ich war oft genug drüben und finde die Stadt nicht besonders schön, ich mag Los Angeles nicht so. Dagegen ist New York wunderbar für junge Leute, aber da war ich schon, und China muss ich wirklich nicht gesehen haben, um zu sterben.

Wann sind Sie das letzte Mal aus Ihrem Alltag ausgebrochen wie Maria im Film?

Eigentlich als ein Hund ins Haus kam, das war mein Ausbruch. Ich habe gesagt: „Schluss, aus, ich nehme den Hund, ob es nun meinem Mann passt oder nicht!“ Aber Gott sei Dank hat es ihm gepasst und es war eine riesengroße Freude für uns beide, aber doch eine Lebensumstellung. Der Mops ist absolut entzückend und heißt Loriot. Dazu muss ich aber sagen, wenn Herr von Bülow noch am Leben wäre, hätte ich ihn natürlich nicht so genannt, aber da er nun tot ist, heißt der Mops im Angedenken an den wunderbaren Satz von Loriot: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ – eben Loriot.

Zu „Schtonk“ wurde sie richtig verführt 

Sie begehen am morgigen Sonntag, dem 13. Oktober, Ihren 75. Geburtstag. Werden Sie feiern oder flüchten Sie?

Das ist eine gute Frage! Ich werde feiern, aber nur im engsten Familienkreis.

Was lässt Sie mit 75 Jahren so jung sein?

Ich passe einfach auf mich auf. Außerdem habe ich gelernt, dankbar, und wenn es nicht zu großspurig klingt, demütig zu sein. Dankbar dafür, dass man mir Angebote macht, ich drehen und schöne Rollen spielen darf. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich gesund aus dem Bett steige.

Runde und halbrunde Geburtstage laden dazu ein, Bilanz zu ziehen. Ist der 75. auch für Sie ein Anlass zurückzuschauen?

Ich habe tatsächlich angefangen zurückzuschauen. Es heißt ja, man würde langsam alt, wenn man zurückschauen würde, aber durch die zahlreichen Todesfälle von lieben Freunden habe ich zurückgeschaut, und an die Begegnungen und gemeinsamen Zeiten mit ihnen gedacht.

Eine Seniorin büxt aus: „Zurück ins Leben“ heißt der Film mit Christiane Hörbiger.
Eine Seniorin büxt aus: „Zurück ins Leben“ heißt der Film mit Christiane Hörbiger. © ARD Debeto/Mona Film/O. Roth

Haben Sie Chancen im Leben meistens erkannt und ergriffen? Oder musste man Sie ein bisschen zu Ihrem Glück zwingen?

Zu „Schtonk“ von Helmut Dietl, dem größten Filmerfolg meiner Karriere, musste man mich ein bisschen zwingen. Den Film wollte ich am Anfang nicht machen, weil ich gesagt habe, warum soll ich eine Nazisse spielen? Aber Helmut Dietl und Götz George haben mich richtig dazu verführt, den Film doch zu machen. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, zu meinem Glück.

Und wie wichtig ist es Ihnen, nicht allein durchs Leben zu gehen?

Merkwürdiger Weise ist es für mich sehr wichtig. Ich war nie allein und bin von meiner ersten Ehe in die zweite gesprungen, bei meinen Beziehungen war es genauso. Jetzt lebe ich in einer Partnerschaft, in der ich seit 29 Jahren glücklich bin.

Sie hatten auch das Glück, in Gerhard Tötschinger einen tollen Partner zu finden.

Wir verstehen uns Gott sei Dank sehr gut. Mein Mann ist sehr gebildet, bei ihm schlage ich nach wie in einem Lexikon. Aber das ist es nicht. Wirklich wichtig ist, dass man auf eine gemeinsame Lebensstrecke zurückblicken kann und der andere sofort weiß, wovon man redet. Besonders wenn man in der gleichen Branche tätig ist, hat man gegenseitig ein größeres Verständnis füreinander. Ganz wichtig ist es auch, dass man über dieselben Dinge lachen kann, das verbindet.

Wer gibt bei Ihnen den Ton an?

Wir sind ein Team, aber ich habe mir geschworen, mir von keinem Mann mehr dreinreden zu lassen. Was ich will, bestimme immer noch ich.

Haben Sie versucht, sich alle Wünsche zu erfüllen oder vermissen Sie etwas?

Ich möchte gerne einmal mit der Queen Mary von New York nach Hamburg reisen. Komischerweise in genau dieser Richtung, nicht umgekehrt.

Sie haben mal gesagt, dass Sie gut faul sein könnten, aber nie Zeit dazu hätten?

Ja, das ist richtig, aber jetzt hatte ich einen wunderbaren Sommer. Nachdem ich den Film bei meinem Freund Markus Trebitsch, mit dem ich die schönsten und ernsthaftesten Filme mache, sozusagen Fernsehen für Erwachsene (lacht), fertig gedreht hatte, und wieder in meinem Gärtchen in Baden saß, war ich restlos zufrieden. Anschließend waren wir noch in Salzburg und hatten einen Sommertag nach dem anderen. Wir waren in den Vorstellungen bei den Festspielen und sind jetzt zurückgekehrt und hatten noch herrliche Spätsommertage in Baden bei Wien. Da war ich so richtig glücklich, dass ich mir gedacht habe, Deibel hinein, es müsste schön sein, endgültig in Pension zu gehen.

Spielen Sie mit dem Gedanken?

Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, aber erst seit diesem Sommer.

Aber Sie machen doch hoffentlich weiter?

Noch ist es weiter spannend für mich Filme zu drehen. Alles andere wird die Zukunft zeigen.

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