Der Hundeblick von Teckel oder Pudel kann immer weniger Tierliebhaber begeistern. Dafür wünschen sich immer mehr Menschen ein Leben mit Möpsen. Doch was macht den kleinen Vierbeiner mit dem Knautschgesicht nur so besonders.

Auf das Grundstück vorzudringen von Rebecca Mau, möchte wohl gefährlich werden: „Warnung vor dem Hund“ steht energisch neben dem Tor, und auch noch „Vorsicht Katze“. Nun ist die beängstigende Katze nicht zu sehen, die Hunde aber sind es, und man muss leider sagen, dass sie nicht direkt abschrecken.

Vier Möpse gucken dich an. Daran kommt niemand vorbei. Nicht mal Libuda.

Rebecca und Martin Mau, zwei Informatiker, züchten hier im Dortmunder Osten nebenbei Möpse. Und sie erzählt, wie der Mops sich ins Haus Mau drängte: Weil ihr Kampfhund allen Angst machte, kauften sie einen Mops hinzu. Der Plan ging auf: Denn seitdem hat niemand mehr Angst, obgleich es weiter derselbe Kampfhund ist (siehe auch „Warnung vor dem Hund“).

Doch dann kam eins zum andern: ein Wurf Möpse, Leute, die die Möpse haben wollten, „und das ging dann immer weiter“, sagt die Dortmunderin. Normalerweise hätten Modehunde ihre Aufs und Abs, „aber der Mops hält sich jetzt schon lange“. Inzwischen ist er auf Straßen in Bochum nicht mehr zu übersehen, es gibt das Mopsforum Gelsenkirchen und die Mopsgruppe Mülheim, „Mops trifft Mops“ in Essen, Mopstreffen in Dortmund und im Kreis Recklinghausen, Mops-Spaziergänge in der Haard und sogar eine „Mega-Mopswanderung“ im August auf Rügen. Nach all dem nicht ganz unerwartet, ist sie längst ausgebucht. Alle anderen müssen zu Hause bleiben und: sich mopsen.

Dass der Mops so beliebt geworden ist, hat einen einfachen Grund: Er ist eventuell gar kein Hund. Er ist der Fleisch gewordene Dertutnichts, eine etwas füllige Liebenswürdigkeit, und springt ein Mops Menschen an, was er gerne tut wie auf Sprungfedern, dann sagt der Mensch „Süß, wer bist du denn?“ – lassen Sie das bitte nicht Ihren Schäferhund ausprobieren.

Der Mops ist ein Verwandter

Der Mops ist ein Verwandter: „Zu meinem 50. Geburtstag ist der Bruno unser Familienmitglied geworden“, sagt Bianca Hellfeier aus Duisburg. Der Mops ist ein Popstar: „Als Bruno ein Baby war, haben Mädchen gekreischt, die ihn sahen, und erwachsene Männer haben vor uns auf dem Boden gelegen, um ihn zu fotografieren.“ Geboren, um zu unterhalten: der Robbie Williams unter den Tieren. Der Mops als solcher ist freundlich, fröhlich, liebenswert und treuherzig, er geht auf jeden zu. Und wird ständig von größeren Hunden gebissen, die seine arglose Annäherung angeblich als Angriff verstehen. Aber wahrscheinlich ist das nur der Neid.

Das ist auch der Grund, warum Möpse sich oft in reinen Mopsgruppen treffen und lieber nicht mit anderen Hunden. „Es geht viel harmonischer zu, wenn die Möpse unter sich sind“, sagt eine Gelsenkirchenerin. Doch natürlich gibt es Möpse, die sich doch etwas wie Hunde benehmen. „Mozart“ zum Beispiel, der ein Kumpel ist von „Bruno“ in der Mülheimer Mopsgruppe, Mozart fegt Autos oder Flugzeugen hinterher oder schüttelt Herrchens Hand kräftig mit der Schnauze. Mozart sei „ein kleiner Rabauke“, sagt die Essenerin Claudia Gabrys dann, ihr Mann Stephan drückt es härter aus: „Als Pitbull würde er die Wesensprüfung nicht bestehen.“ Da ist man dann ganz machtlos als Mops, bei solch maßlosen Anwürfen – das Gebiss ist halt nicht so ausgeprägt.

Möpse „vereinigen die Vorzüge von Kindern, Katzen, Fröschen und Mäusen“, hat Loriot gesagt. Und: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Unübersehbar steht dem Tier das Kindchen-Schema ins Gesicht geschrieben, womit wir uns der Meta-Ebene nähern. Tilman Allert interpretiert die Mops-Manie in der FAZ so: „Sein Blick ist der Blick des unbeholfenen Kindes, nach dem man sich sehnt . . . Er ist der Hund der kinderlosen Gesellschaft.“ Der Mann ist emeritierter Soziologie-Professor, da muss ihm sowas einfallen. Aber was würde wohl der Sohn der Familie Gabrys dazu sagen? Er wollte doch den Mops!

Aber zurück nach Dortmund-Wickede, zurück zu Rebecca Mau. Sie ist beim „Mops- und Pekinesen-Rassehund-Verband (MPRV)“ organisiert, einem von drei konkurrierenden Verbänden, und sie spricht von einer „neuen Generation Mops“. Denn dieser MPRV möchte die Möpse zurückzüchten, dass sie wieder aussehen wie im 19. Jahrhundert: „Vor der Deformation, die ihnen 70 Jahre angezüchtet wurde.“

Der Mops der Zukunft ist von der Atemnot befreit

Das Comeback des Mopses

weitere Videos

    Man nennt das ,Altdeutscher Mops’, ein Tier mit längerer Nase, befreit von der Atemnot, etwas hochbeiniger und sportlicher, damit es nicht so schnell ermüdet, und mit besser geschützten Augen, damit die sich nicht so oft verletzen (Bruno etwa hat nur noch eines, aber das war ein Hundebiss, und das Thema Neid hatten wir schon).

    „Mit Möpsen kann man ins Hotel, mit Möpsen darf man fliegen, jeder zweite nimmt seinen Mops mit ins Büro“, sagt Rebecca Mau: „Möpse wollen immer um einen herum sein.“ Nur als Wachhund ist der Gute nicht zu gebrauchen, würde wahrscheinlich jedem Einbrecher mit schwanzwedelnder Gutgläubigkeit begegnen. Aber immerhin, er schlägt an: „Wir haben keine Klingel, wir haben Tequila“ (in diesem Fall ist das ein Mops), „der liegt an der Tür und meldet sich.“ Und dann ist da ja noch der gute, alte Kampfhund (siehe auch „Warnung vor dem Hund“).