Alle sind online. Wirklich alle? Es gibt viele Gebiete, in denen es heute noch kein Internet gibt. Der Suchmaschinen-Konzern Google will nun das Netz weltweit zugänglich machen. Erste Versuche mit einem Ring aus Ballons in Neuseeland waren erfolgreich.

Man vergisst das ja schnell mal hier in Mitteleuropa. Dass es auch Gegenden gibt in der Welt, in der man sich nicht mal eben ins Internet einwählen kann. Weil es gar kein Internet gibt. Weltweit sind zwar 2,2 Milliarden Menschen online, aber rund 5 Milliarden sind es nicht. Das soll sich nun ändern. „Loon“ heißt das Projekt, mit dem der Internet-Konzern Google im wahrsten Sinn des Wortes hoch hinaus will.

Was steckt hinter Loon?

Bei Loon soll ein Ring aus tausenden großer Ballons um die Welt fliegen und als mobile Einwahlstelle für das Internet dienen. Ihre Energie beziehen sie über Solarpanele, die Internetverbindung wird über Bodenstationen hergestellt. Die Internet-Daten werden per Funk über Bodenstationen von und zu den Ballons übertragen. Die Ballons können untereinander kommunizieren und bilden ein Netzwerk in der Luft. Das Signal hüpft sozusagen von Ballon zu Ballon und wird über die dort angebrachten Sender zu den Nutzern gefunkt. Jeder Ballon könnte laut Google Internetverbindungen für die Bewohner von etwa 1250 Quadratkilometern anbieten – eine Fläche, die etwa der doppelten Größe der Millionenstadt New York entspricht.

Gibt es da kein Problem mit dem Flugverkehr?

Ein Google-Ballon im Süden Neuseelands.
Ein Google-Ballon im Süden Neuseelands. © AFP

Nein. Während Passagierflugzeuge im Schnitt zwischen zehn und zwölf Kilometer hoch fliegen, sollen die Loon-Ballone mit ihrem Durchmesser von etwa 15 Metern auf 20 Kilometer steigen – in die Stratosphäre.

Lassen sich die Ballons steuern?

Was man so steuern nennt. In der Stratosphäre gebe es verschiedene Windschichten, die in unterschiedliche Richtungen strömten, erklärt Astro Teller, einer der führenden Köpfe des Google-Geheimlabors. Um ihre Richtung zu ändern, müssten die Ballons in die entsprechende Windschicht auf- oder absteigen. Die Höhe lässt sich laut Google von der „Loona Mission Control“ beeinflussen. „Wir können so mit den Winden segeln und die Wege der Ballons beeinflussen.“ So können die Mitarbeiter die Ballons auch an bestimmten Orten landen lassen, um sie zu reparieren oder Teile zu recyceln.

Wann wird das Projekt starten?

Das dauert noch. „Wir befinden uns in einer sehr frühen Phase“, heißt es. Vor einigen Tagen hat Google in Neuseeland 30 Ballons steigen lassen. 50 Tester versuchten daraufhin, sich darüber ins Internet einzuloggen. Mit Erfolg: „Wir hatten daran geglaubt, dass es funktionieren kann. Nun wissen wir es“, sagt Projektleiter Mike Cassidy. Als erster Mensch der Welt habe sich der neuseeländische Ingenieur Charles Nimmo aus Leeston rund 15 Minuten lang mit dem ballongestützten Internet verbinden können, erklärte Google. Für eine kontinuierliche Versorgung sind jedoch noch zu wenige Ballons in der Stratosphäre.

Wo liegen die Schwierigkeiten?

Um abgelegene Gebiete größeren Ausmaßes tatsächlich ans Netz anzuschließen, müssen mögliche Kunden zunächst einmal mit speziellen Antennen versorgt werden. Außerdem, sagt Cassidy, seien nun „vor allem Partner am Boden“ nötig. Sonst könne man die benötigten Empfangs- und Sendestationen nicht bauen. Aber nicht jedes Land rund um den Globus ist begeistert von der Vorstellung, ständig große US-Ballons über ihrem Staatsgebiet schweben zu haben.

Was kostet das Projekt?

Das weiß nur Google. Und Google schweigt. Fest steht: Die Sache ist nicht billig. Aber Satelliten wären teurer.

Warum macht Google es dann?

Ganz simpel gesagt: Weil Google es kann und das nötige Geld dafür hat. Und wohl auch, weil es gut für’s Image ist. Aber Google ist ja nicht die Wohlfahrt. Jeder neue Internet-Nutzer wird über kurz oder lang per Google suchen, seine Mails darüber versenden, Filme gucken oder Musik hören. Alles Dinge, die neue Werbekunden locken. Letztendlich dürfte sich die Sache für den Konzern wieder lohnen.