Essen. . Das FCKW-Verbot zeigt, dass Umweltschutz erfolgreich ist: Das für uns so wichtige Ozonloch über der Antarktis ist kleiner geworden. Auch beim Waldsterben gibt es Erfolge zu berichten. Und doch bleiben solche Nachrichten die Ausnahme.
Umweltverträge sind ein zähes Geschäft. Seit Jahren müht sich die Staatengemeinschaft mehr oder weniger erfolglos, ein weltweit gültiges Klimaabkommen auf die Beine zu stellen. Nationale Interessen, ökonomische Argumente und gegenseitige Schuldzuweisungen blockieren regelmäßig den Durchbruch. Derweil schreitet die Erderwärmung voran. Nur einmal ging es bisher atemberaubend schnell: 1987 verpflichteten sich im sogenannten Montreal Protokoll zunächst 24 Staaten und die Europäische Union zur Reduzierung und anschließend zur vollständigen Abschaffung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die im Verdacht standen, die Ozonschicht zu zerstören. Bis heute sind 197 Staaten beigetreten.
„Das ist ein ganz beeindruckender Erfolg der internationalen Umweltpolitik“, sagte Markus Rex vom Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung. Ohne diesen Vertrag, da sind sich die Wissenschaftler sicher, wäre die Ozonschicht der Erde bis 2050 nahezu komplett zerstört worden. „Wir hätten dann ein riesiges Problem mit der UV-Strahlung auch in unseren Breiten“, so Rex.
Der Vertrag ist ein bislang zu seltener Beleg dafür, dass internationale Umweltpolitik Erfolg haben kann, wenn alle von der Notwendigkeit des Handelns überzeugt sind. Dass es dazu kam, ist eine Folge des „Ozon-Schocks“, den die Öffentlichkeit 1985 ereilte. Britische Wissenschaftler hatten in der Fachzeitschrift „Nature“ Messungen veröffentlich, die bewiesen, dass über der Antarktis die Ozonkonzentration dramatisch geschrumpft war.
Wie ein gigantischer Schutzschirm
Auch über dem Nordpol wurde später ein ähnlicher, wenn auch schwächerer Trend registriert. Die Ozonschicht in über 15 Kilometern Höhe wirkt wie ein gigantischer Schutzschirm vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne, ohne sie wäre Leben auf der Erde kaum möglich. Plötzlich diskutierte die ganze Welt über das „Ozonloch“, über Hautkrebs, über Folgen für die Landwirtschaft, für Pflanzen, Tiere und Kleinstorganismen im Meer. Das US-Verteidigungsministerium stufte die Ozonschicht sogar als „sicherheitsrelevant“ ein. Nur zwei Jahre später setzten die ersten Staaten ihre Unterschrift unter das Montreal-Protokoll.
Das Abkommen gilt als Meilenstein im Umwelt-Völkerrecht. Es listet alle schädlichen chlor- und bromhaltigen Chemikalien auf, die von den Staaten abgeschafft werden müssen. Denn Ursache für die Zerstörung der schützenden Ozonschicht waren insbesondere jene FCKW, die seit Jahrzehnten massenhaft als preisgünstige Kältemittel in Kühlanlagen, als Treibgase für Spraydosen oder Treibmittel für Schaumstoffe verwendet wurden. In der Atmosphäre werden die FCKW durch Sonnenlicht in Chlor und Brom gespalten, die wiederum das Ozon angreifen.
Und der Erfolg gibt den „Vertragsvätern“ Recht: Seit einigen Jahren registrieren die Forscher eine messbare Erholung der Ozonschicht über der Antarktis. Das Ozonloch wird nach neuesten Messungen von Meteorologen immer kleiner. „Wir können zum ersten Mal davon sprechen, dass unsere Daten eine Umkehr im Ozontrend abbilden. Die Ozonschicht erholt sich“, sagt Gert König-Langlo vom Alfred-Wegener-Institut. Er leitet das Meteorologische Observatorium an der Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis. Seit 27 Jahren werden von hier aus wöchentlich Heliumballone mit Messinstrumenten gestartet, um die Ozonwerte in der Stratosphäre zu bestimmen. Erstreckte sich das Ozonloch nach dem arktischen Winter 2006 noch über die Rekordfläche von 27 Millionen Quadratkilometer, betrug seine Ausbreitung 2012 „nur“ noch 18 Millionen Quadratkilometer – das ist aber immer noch eine Fläche rund 50-mal so groß wie die Bundesrepublik. König-Langlo ist optimistisch, dass der gute Trend anhält: „Es zahlt sich eben aus, dass wir seit Jahren auf FCKW verzichten und unsere Atmosphäre nicht als Mülleimer benutzen.“
Auf anderen Gebieten hat sich diese Einsicht noch nicht durchgesetzt. So gibt es bis heute kein völkerrechtlich verbindliches Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, das für Staaten erstmals Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen festlegte, um die Erderwärmung zu bremsen. Auch ein funktionierender und wirksamer Handel mit CO2-Emissionsrechten, der den Treibhausgas-Ausstoß global reduziert, kam bis heute nicht zustande.
Im Kleinen gelingen immer wieder Fortschritte
In kleinerem Maßstab aber gelingen immer wieder Fortschritte. „Der Wald stirbt“, warnten in den 1980er-Jahren Forscher. Zu lange hatten Industrie, Privathaushalte und Fahrzeuge unbegrenzt Schwefelwasserstoffe und andere Gifte in die Luft geblasen. Autoabgase verursachten 90 Prozent der bleihaltigen Luftschadstoffe. Filteranlagen für die Industrie, Katalysatoren für Autos und bleifreies Benzin brachten Besserung. Als der Drei-Wege-Katalysator kam, wurde die Umstellung auf bleifreies Benzin nötig, 1988 wurde bleihaltiger Treibstoff in Deutschland verboten, 2000 in der EU. Seither sank die Bleibelastung von Mensch und Natur deutlich. Wie auch später beim Rußpartikelfilter, gab es aber zunächst massiven Widerstand der Automobilindustrie.
Zwar ist der Wald immer noch gestresst, doch gehen die Schäden heute nach Ansicht von Fachleuten weniger auf Schadstoffe zurück, sondern auf Trockenheit, Stürme und Schädlinge. Und dies, so die begründete Befürchtung, sind Folgen des Klimawandels. Das Montreal-Protokoll bleibt also ein eher einsames Vorbild. Die Welt sollte sich ein Beispiel nehmen.