Der Schrank ist voll – und doch muss es noch ein weiteres Paar sein. Frauen und Schuhe sind ein Fall für sich. Doch die Liebe zum Fußkleid ist kein Klischee. Mehrere Studien erklären die Faszination von Pumps, Sandalen & Co.
Geht eine Frau am Schuhgeschäft vorbei – ein zugegebenermaßen alter Witz. Und dennoch: Einige Männer grinsen bei der Vorstellung, dass ihre Liebste den Schuhladen links liegen lassen soll. Viele Frauen kaufen gerne Pumps, Sandalen, Ballerinas in allen Farben, Turnschuhe, Stiefel und Flip Flops. Laut einer Umfrage erwerben Rund 45 Prozent der Damen in Deutschland zwei bis drei Mal pro Jahr neue Treter. Knapp 15 Prozent entscheiden sogar mindestens vier mal pro Jahr: „Die muss ich haben“. Was allerdings nicht immer bedeutet, dass Frau diese Schuhe auch ständig tragen wird. Eine englische Studie zeigt, dass im Schnitt bei 20 Paar im Schrank elf fast im Neuzustand blieben.
Warum denn ausgerechnet Schuhe?
Der Schuhschrank ist rappelvoll, und trotzdem: Beim nächsten Schuhgeschäft legt Frau wieder einen Boxenstopp ein. Erklärungen gibt es viele. Studien bestätigen: Das Shoppen löst Glücksgefühle aus. Wir belohnen uns so etwa für das Überstehen eines schweren Tages. Was Frauen in ihrer Einkaufstüten-Euphorie bremsen kann, ist, wenn die begehrte Jeans oder Bluse zwar die richtige Größe hat, aber trotzdem nicht passen will. Das Sympathische an Schuhen ist, dass sie uns eben nicht mitteilen, wenn wir plötzlich ein oder zwei Kilo zu viel auf den Rippen haben. Unsere Schuhgröße ändert sich nicht. Beim Schuhkauf hat Frau also Sicherheit: das Glücksgefühl kommt. „Man läuft einige Schritte mit den wunderschönen Pumps durch das Geschäft und fühlt sich gleich sexy, schlanker, modischer“, sagt die Schuhexpertin Dr. Claudia Schulz. Sie ist gleichzeitig Sprecherin des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie. Schuhe seien für Frauen ein Statussymbol: „Wenn etwa kein Geld für ein neues Auto da ist, kann man mit einem Markenschuh ein Zeichen setzen.“
Und was soll der Sammeltrieb?
Die gleichbleibende Schuhgröße hat laut Psychologen einen Vorteil: Frau kann Schuhe horten. Kaufen auf Verdacht, auch wenn die neuen Pumps zu nichts passen, was im Kleiderschrank ist. Manchmal ist der Wunsch, einen schönen Schuh zu besitzen, zu groß, um zu akzeptieren, dass die passende Größe im Laden nicht vorrätig ist. „Frauen gehen dann seltsame Kompromisse ein. Auf Kosten der Passform“, sagt Schulz. Diese Schuhe – meistens handelt es sich um ein zu kleines Paar – werden dann zu „Sitzschuhen“. „Gescheit laufen kann man darin ja nicht.“ Das Schönheitsideal „kleine Füße“, das auch Geishas in Japan kannten, nutzt die Industrie: Schuhmodelle werden in der Auslage und auf Messen in einer kleinen Größe – meistens 37 – präsentiert.
Zu jedem Outfit das eine spezielle Paar?
Schuhe machen einen schnellen Stilwechsel möglich. Von Turnschuh-Sportlich zu Stiletto-Elegant: Mit wenigen Handgriffen hat man aus der Lieblingsjeans zwei völlig verschiedene Outfits gebastelt. „Der richtige Schuh zum Outfit ist für Frauen extrem wichtig“, meint Claudia Schulz. Ein sportlicher Ballerina oder ein klobiger Halbschuh machen das elegante Abendkleid nun mal kaputt.
Warum haben Männer kein so enges Verhältnis zum Schuh?
Während über die Hälfte aller Frauen angibt, pro Jahr zwei Paar Schuhe oder mehr zu kaufen, geben etwa ebenso viele Männer an, bloß einmal pro Jahr oder seltener Schuhe zu kaufen. Sie holen oft erst Neue, wenn die Alten kaputt sind. „Männer sehen Schuhe als Gebrauchsgegenstand und nicht als Statussymbol“, sagt Schulz. Das sind dann eher die neuen Alufelgen für das Auto – auch wenn man mit Stahlfelgen wohl genauso weit kommt. Allerdings ändert sich der Trend: Junge Männer scheinen ein größeres Schuhbewusstsein zu entwickeln. „Das ist sicherlich durch die Marken-Manie bei Sneakern entstanden“, sagt Claudia Schulz.
Ein Tipp zum Schluss:
Die Schuhexpertin rät: Schuhe am besten nachmittags kaufen. Dann ist der Fuß etwas dicker und man geht weniger das Risiko ein, dass der neue Schuh später doch zu eng ist. „Abendschuhe würde ich sogar am Abend kaufen, denn nichts ist schlimmer als ein Partyschuh, der drückt.“