Leben im Tourbus - Wie Silbermond die Festivalsaison aushält
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Essen. Die Festival-Saison beginnt. Und Silbermond stecken mittendrin, fahren von Gelände zu Gelände, vorbei an Zeltplätzen und Bierbuden. Wir wollten von Sängerin Steffi Kloß wissen, wie ihr das Leben auf dem Asphalt bekommt.
Der Sommer scheint doch noch zu kommen und mit ihm die Festival-Saison. In diesem Jahr sind Silbermond fast ständig auf Tour von einem Open-Air-Festival zum nächsten. Als Sängerin einer der erfolgreichsten deutschen Bands der letzten zehn Jahre kennt Sängerin Steffi Kloß (28) das Tourleben ganz genau. Wir fragten sie nach den besten Live-Momenten, nach dem Feiern auf Tour und nach dem Leben auf dem Asphalt.
Frau Kloß, welcher war denn Ihr perfekter Festival-Moment?
Steffi Kloß: Im letzten Jahr haben wir am Elbufer in Dresden gespielt. Da haben wir als Jugendliche selber Konzerte gesehen, zu einem Zeitpunkt, als wir niemals dachten, dass wir mit unserer eigenen Band dort spielen. Dann kommen 13 000 Leute und die Hütte ist ausverkauft. Das alles vor einem total krassen, roten Sommerhimmel, es ist lauwarm, die Leute haben ein Bier in der Hand. Dann noch die Kulisse von Dresden. Da stehst du davor und bist überwältigt. Das war das erste Mal, dass meine Eltern gesagt haben: Wir haben uns nicht getraut, dich anzusprechen, weil wir dachten, du kippst gleich um vor Aufregung. Wir haben auch ein Live-Album von diesem Konzert, aber das ist ein Tag gewesen, den kannst du nicht beschreiben, da kriege ich schon wieder Gänsehaut, nur wenn ich es erzähle.
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Aus Bautzen in die Charts
Silbermond haben sechs Jahre gebraucht von der Gründung bis zum ersten Hit „Durch die Nacht“ (2004). Seitdem sind die Vier mit ihrem verträumten Pop nicht mehr aus den Hitlisten wegzudenken. Für das Konzert beim Zeltfestival Ruhr am 23.8. gibt es wenige Restkarten. Wegen des Erfolges spielen Silbermond eine Zeltfestival-Zusatzshow am 22.8. Tickets unter waz.de/tickets Für das Konzert im rheinischen Jüchen am 31.8. suchen Silbermond noch eine Vorband. Die Bewerber finden alle nötigen Unterlagen unter der Adresse www.silbermond.de.
Kloß: Es war wirklich krass. Da sind wir morgens alle zeitig raus aus dem Tourbus. Mit verstrubbelten Haaren standen wir da auf diesem riesigen leeren Platz, wo noch aufgebaut wurde, und wir dachten: Ach du scheiße, hier sollen wir heute Abend spielen? Oh, je! Das beeindruckt einen und da stehst du wirklich atemlos.
Wahrscheinlich ist nicht jedes Festival so beeindruckend für Sie persönlich, oder?
Kloß: Trotzdem ist auch ein Konzert, bei dem vielleicht nur vier-, fünftausend Leute vor der Bühne stehen, manchmal beinahe so beeindruckend. So ist das auch mit dem Zeltfestival, wo wir Ende August spielen. Denn das ist so eine Veranstaltung im Sommer, bei der die Leute sich sicher sein können, dass das Wetter scheißegal ist. Die haben krassen Spaß im Zelt, es hat schon fast ne Tradition. Jeder Abend kann ein besonderer werden.
Im Sommer verbringen Sie Ihr Leben zwischen den Auftritten auf der Autobahn. Mögen Sie das?
Kloß: Als Band lieben wir es, mit dem Nightliner unterwegs zu sein, das ist einer dieser großen Bandbusse, in dem man oben schlafen und unten sitzen kann. Das ist für uns eigentlich die schönste Reisemöglichkeit. Du hast einen Bus, da kannst du dich tagsüber zurückziehen, wenn’s dir draußen zu laut ist, du keinen Bock hast oder schlechtes Wetter ist. Abends nach dem Konzert kommst du rein, trinkst dein Bier, dann sitzen alle noch zusammen unten wie in einem kleinen Wohnzimmer. Und von da aus musst du nur die Treppe hoch und bist im Bett. Das hat irgendwie Feeling.
Gehen Sie sich nicht manchmal gegenseitig auf die Nerven?
Kloß: Man kann sich mehr Freiraum schaffen, als man denkt. Der eine ist oben in der Garderobe, der andere ist unten im Nightliner, der nächste guckt sich die Stadt an oder das Gelände. Man kann sich schon ganz gut aus dem Weg gehen, wenn man möchte.
Und wie sieht es mit dem Schlafen aus?
Kloß: Auch da kann ich nur sagen: Wir als Band finden das super im Bus. In der Crew kommt es drauf an. Je älter man wird, desto schwieriger wird es, im Bus auch zu schlafen – zumindest was einige Crewmitglieder angeht.
Silbermond im domicil
1/10
Schafft man es als prominenter Musiker noch, sich bei einem Festival unters Publikum zu mischen und unerkannt eine Band anzuschauen. Oder ist das für Sie so gut wie unmöglich geworden?
Kloß: Wenn wir an demselben Tag zufällig spielen und ganz viele Leute da sind, die uns als Band richtig gut kennen und mögen, ist das für mich schon ein bisschen schwierig, draußen rumzulaufen. Aber trotzdem hat man es immer noch mal gemacht bei dem ein oder anderen Konzert, wenn es denn Bands gewesen sind, die uns wirklich gefallen haben. Oder man guckt halt hinter der Bühne oder von der Seite ein bisschen drauf. Ich bin die meiste Zeit vor unserer Show so sehr konzentriert, dass ich keinen Kopf dafür habe, noch groß rumzulaufen.
Wie gut gelingt es Ihnen auf einer Festival-Tour, wenn draußen alle feiern, mit Ihren Kräften zu haushalten?
Kloß: Ich bin da ganz ehrlich, ich bin die Sängerin, meine Stimme braucht ein bisschen Vorsicht. Und unser Set ist sicherlich auch nicht sooo unanspruchsvoll, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt. Anderthalb oder zwei Stunden da rumzuspringen und die Stimme bei Laune zu halten, das ist schon auch Training. Ich kenne Musiker, die können das, die können nachts saufen und am nächsten Abend stehen die wieder auf der Bühne. Ich kann das nicht. Ich weiß, wann ich feiern kann und wie viel ich vertrage. Und wenn ich Bock habe, dann mache ich das auch so. Aber ich will einfach, dass die Leute, die sich die Zeit nehmen und vorbeikommen, eben auch etwas für ihr Geld kriegen. Das ist mein eigener Anspruch. Und das ist mein Rock’n’Roll.
Wenn Sie sich in diesem Jahr ein bestimmtes Festival aussuchen könnten, um es privat zu besuchen, welches wäre das?
Kloß: Das Highfield, das bei uns in der Nähe in Sachsen ist, das ist von Berlin natürlich auch nicht so weit weg. Aber wir spielen dort eben selber. Rock am Ring ist natürlich auch immer ein Ereignis. Aber wenn man selbst in einer Band ist und im Sommer praktisch jedes Wochenende unterwegs ist, dann wird’s schwer, privat auch noch auf Festivals zu gehen.
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