Welchen Namen Eltern ihren Kindern geben, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks. Ihre Herkunft und Modewellen spielen dabei auch eine Rolle. Die Entscheidung wirkt sich auf das Leben des Kindes aus. Denn Namen sind mit Vorurteilen besetzt.

Adam und Eva, Moses, David – alles bekannte Namen der frühen Menschheitsgeschichte. Was diese Personen vereint: Sie hatten keinen Nachnamen. Lange Zeit nämlich kamen die Menschen ohne aus. Der Vorname war es, der sie ausmachte.

Der Name als Glücksbringer

Bei den alten Germanen wählten werdende Eltern den Namen sorgsam aus. Denn die Namensgebung war verbunden mit einem Heilswunsch. Man glaubte, die im Namen ausgedrückten Eigenschaften würden auf den Menschen übergehen. Zugleich stellte man das Kind damit unter den Schutz einer Gottheit, mit der es lebenslang verbunden blieb. Dabei zählten vor allem Attribute wie Kraft und Stärke. Die Germanen wählten gerne Tiernamen. So standen „Bär“ und „Wolf“ damals hoch im Kurs. Das vereinte sie mit ihren Gegnern, den Römern. Auch die bildeten Namensformen mit „Ursus“ („Bär“) und „Lupus“ („Wolf“). Erst recht spät, ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert, setzten sich dann christlich geprägte Vornamen im deutschen Sprachraum durch. Dem Frauenbild der katholischen Kirche war es geschuldet, dass vor allem Mädchen christliche Namen erhielten. Erst die Reformation machte dem ein Ende. Die Namensgebung in den protestantischen Gegenden wich von den religiösen Motiven ab.

Auf der Suche nach etwas Besonderem

Seit einigen Jahrhunderten verläuft die Namensgebung in Wellenform. Die soziale Oberschicht wählte für den Nachwuchs wenig verbreitete Namen aus, die die eigenen Kinder vom einfachen Volk unterscheiden sollten. Das zog nach, taufte seine Kinder mit eben diesen Namen und stellte die Oberschicht vor die Herausforderung, neue Namen zu finden. So entstand um 1600 die Sitte, den Kindern Doppelnamen zu geben. Als sich auch diese Mode durchsetzte, ruderten die oberen Zehntausend wieder zurück.

Der Name als Herkunftsanzeige

Zwar kann man nicht unbedingt vom Namen auf die Herkunft und die Familienverhältnisse schließen, einen gewissen Anhaltspunkt gibt er aber doch, belegen Studien. Eltern mit einem Bruttogehalt von 4000 Euro und mehr etwa wählen eher religiöse Namen wie Michael oder Anna, oder klassische Namen wie Christian und Elisabeth. Eltern mit einem Einkommen von etwa 3000 Euro entscheiden sich, laut Studie, eher für exotische Namen und solche von Promis. Wer unter 2000 Euro verdient, der hat eher eine Vorliebe für englische Namen wie Robbie oder Sky.

Kevin und Chantal

Ein Name birgt ein gewisses Klischee. Man hat eine Erwartung an den Namensträger. So wurde in Schweden belegt, dass männliche Vornamen, die auf Y enden, mit geringer Bildung in Verbindung gebracht werden und (Überraschung!) häufiger im Gefängnis landen als andere. In Deutschland wurde belegt, dass es Kevin und Chantal in der Schule schwer haben, weil Lehrer mit den Namen geringe Intelligenz verbinden. Die gleiche Klassenarbeit wurde besser bewertet, wenn als Verfasser „Maximilian“ darauf stand anstatt des Namens „Kevin“. Menschen mit dem Namen Alexander oder Sophie gelten als attraktiv und Lukas oder Katharina als besonders intelligent. Eine Erhebung der Barclays Bank sagt, dass die Vornamen David und Susan bester Grundstein für eine erfolgreiche Karriere sind.

Nomen est omen

„Der Name ist ein Zeichen“, so heißt es. Es könnte sein, dass die alten Germanen mit ihrem Glauben an den Namenszauber gar nicht so Unrecht hatten. Autor Clemens Beöthy beschreibt in gleich zwei Liebesratgebern Eigenschaften, die der Name mit sich bringt. Geht es nach ihm, ist Christoph ein Spätzünder, bietet Silke Leidenschaft hinter kühler Fassade und ist Anna ein Familienmensch. Aber vielleicht gilt hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.